Essen. Sebastian Polter steht vor einem Wechsel vom VfL Bochum zum Lokalrivalen FC Schalke 04. Der Transfer hat eine Signalwirkung. Ein Kommentar.
Die Zahl der heiklen Seitenwechsel ist so groß wie die Rivalität zwischen Schalke 04 und Borussia Dortmund an sich. In der Geschichte des Ruhrgebietsfußballs tauschten etliche Profis ihr schwarz-gelbes Trikot gegen ein königsblaues oder umgekehrt, so verscherzt man es sich natürlich mit den Anhängern des ersten Klubs. Bei Stan Libuda und Rolf Rüssmann einst war das Entsetzen kaum geringer als bei Kevin-Prince Boateng oder Andreas Möller. Aber das Echo ist heutzutage deutlicher hörbar in den sogenannten sozialen Netzwerken.
Schalke-Zugang Sebastian Polter ist eine Reizfigur
Die sportlichen Meriten sind zu gering, dass Sebastian Polter mit dem Wechsel vom VfL Bochum zu Schalke 04 in diese Phalanx von Grenzgängern vorstoßen wird. Seinem Status als Reizfigur wird er damit aber gerecht. Der Aufsteiger aus Gelsenkirchen wird die zehnte Mannschaft sein, für die Polter seit seinem Profidebüt 2011 auflaufen wird.
Einen Hehl hat der 31-Jährige ja nie daraus gemacht, dass während seiner Karriere vor allem das Geschäft zählt. Was legitim ist. Polter hat nach einem Jahr Bochum mit zehn Toren nicht pathetisch das Logo auf dem Trikot geküsst oder von Projekten geschwärmt, die er mit dem VfL noch umsetzen möchte. Trotzdem wird der Wechsel zu S04 in der Fankurve, wo derartige Vereinsglaubensfragen heißblütiger diskutiert werden, sicherlich nicht als Kavaliersdelikt abgetan.
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VfL Bochum versprüht bei manchen Profis weniger Attraktivität
An der Seite des drei Jahre älteren Simon Terodde wird Polter in der neuen Saison das wiederholen wollen, was ihm mit Bochum gelungen ist: Schalke zum Klassenerhalt zu schießen. Sein Wechsel verdeutlicht im Übrigen die immer noch grundlegend verschiedene äußere Wahrnehmung der beiden Revier-Klubs. Selbstverschuldet backt Schalke wegen der hohen Schulden viel kleinere Brötchen als früher – von Raúl zu Polter, um genau zu sein. Aber trotz seines mitreißenden Jahrs als Aufsteiger versprüht der VfL Bochum im Vergleich zum klammen S04 bei manchen Profis weniger Attraktivität. Schalke zieht daraus die Hoffnung, in der Bundesliga wieder wettbewerbsfähig zu sein, ohne finanzielle Barrieren zu durchbrechen. Bochum bleibt aber noch die Chance, damit offensiv umzugehen und es mit einer Jetzt-erst-recht-Haltung erneut allen zu zeigen.