Gelsenkirchen. . In der Knappenschmiede läuft es in dieser Saison rund. Schalkes Sportvorstand erklärt, warum das für den Verein so wichtig ist.

Strahlender Sonnenschein in Gelsenkirchen. Nach dem zurückliegenden Wochenende passt die Wetterlage gut zur Stimmung des FC Schalke 04. Denn besser hätte es für die Königsblauen zuletzt kaum laufen können. Durch den Sieg gegen den FC St. Pauli am Samstag haben die Profis den Aufstieg in die Bundesliga perfekt gemacht. Einen Tag später kürten sich die U17-Junioren durch einen Erfolg gegen den VfB Stuttgart sogar noch zum Deutschen Meister in ihrer Altersklasse. Ein nahezu perfektes S04-Wochenende.

„Es macht mich fast demütig, dass so viel auf einmal kommt“, sagt Peter Knäbel gegenüber dieser Redaktion. Als Sportvorstand ist Knäbel einer der wichtigsten Entscheidungsträger bei den Königsblauen. Bevor er im März 2021 in diese Rolle gerutscht ist, war der 55-Jährige rund drei Jahre als Technischer Direktor im S04-Nachwuchs tätig und maßgeblich an der Entwicklung des Jugendbereiches beteiligt. Der U17-Meistertitel hat für Knäbel deshalb einen großen Stellenwert – wie die gesamte Knappenschmiede.

Und im königsblauen Nachwuchs läuft es derzeit nicht nur bei der U17 gut. Auch die U23 hat am Wochenende den Klassenerhalt in der Regionalliga perfekt gemacht. Die U19 hat ebenfalls im Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft gespielt. Obwohl die Elf von Trainer Norbert Elgert dort mit 1:5 gegen Borussia Dortmund unterlegen war, ist es für Knäbel schon ein Erfolg, dass es Schalkes A-Junioren überhaupt in die Endrunde um die Meisterschaft geschafft hat

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Coachte die Schalker U17 zum Deutschen Meistertitel: Onur Cinel (links)
Coachte die Schalker U17 zum Deutschen Meistertitel: Onur Cinel (links) © firo

Schalke will seine Top-Spieler selbst ausbilden

Im Profifußball mögen diese Erfolge in der Jugend als Randnotizen wahrgenommen werden und in der Öffentlichkeit teilweise sogar untergehen. Für Schalke allerdings sind sie ein enorm wichtiges Zeichen – nach außen und auch nach innen. „Nach dem Abstieg haben wir den Gürtel überall enger geschnürt – nur nicht in der Knappenschmiede“, betont Knäbel. Dass sich diese Entscheidungen nun sogar in Form eines Meistertitels auszahlen, ist für den Sportvorstand eine „schöne Bestätigung“. Gerade mit Blick auf die vielen Mitarbeiter der Schalker, die wegen der Budgetkürzungen Projekte streichen mussten, sei es ein „riesiger Glaubwürdigkeitsgewinn“. Knäbel: „Die Mitarbeiter sind nicht neidisch auf die Knappenschmiede, weil sie wissen, dass sie die Zukunft des Vereins ist. Jetzt sehen sie: Es hat sich gelohnt.“

Dass Schalke nach 20 Jahren wieder U17-Meister ist, sorgt im Verein für Stolz. Fast noch wichtiger als dieser Titelgewinn ist für die Verantwortlichen des Klubs allerdings die Entwicklung der Einzelspieler – denn im Idealfall sollen es möglichst viele von ihnen eines Tages in die Profi-Mannschaft schaffen. Mit Blick auf die weiterhin angespannte Finanzsituation des Klubs ist das aktuell besonders wichtig. Denn viel Geld für Top-Spieler wird Schalke auch in den kommenden Jahren nicht ausgeben können. Im Idealfall sollen kommende Top-Spieler selbst ausgebildet werden - wie es in der Vergangenheit etwa mit Leroy Sané, Julian Draxler oder Manuel Neuer gelungen ist. „Individualförderung steht im Vordergrund“ bestätigt auch Peter Knäbel. „Aber auch Teamerfolg will gelernt sein. Ohne das eine funktioniert das andere nicht.“ Schließlich sei es unmöglich, Deutscher Meister zu werden, wenn die Mannschaft keine guten und talentierten Einzelspieler habe.

Schauten am Sonntag beim U17-Finale im Parkstadion vorbei: Mike Büskens, Peter Knäbel und Rouven Schröder (von links).
Schauten am Sonntag beim U17-Finale im Parkstadion vorbei: Mike Büskens, Peter Knäbel und Rouven Schröder (von links). © firo

Mit Blick auf den möglichen Sprung zu den Profis ist der aktuelle U17 Jahrgang eine vielversprechende Zukunftshoffnung der Gelsenkirchener. „Viele von den Jungs bringen das Potenzial mit, um irgendwann auf Top-Level zu spielen“, lobte Meistertrainer Onur Cinel zuletzt im WAZ-Interview. Ganz so offensiv formuliert es Knäbel zwar nicht, doch er erklärt: „Wenn man schon vor der U19 einen solchen Jahrgang zusammen hat, ist es immer ein gutes Zeichen."

Schalke-Vorstand Knäbel: "Wichtig, dass man nicht die falschen Jungs wegschickt"

Ein Faustpfand könnte für die Schalker auch sein, dass die Verantwortlichen die U17-Meisterspieler schon einige Jahre kennen, bis sie entscheiden müssen, wem der Sprung zu den Profis zuzutrauen ist und wem nicht. Zwei Jahre hat der Verein als noch Zeit, Stärken und Schwächen der Spieler zu analysieren. „Dieses Detailwissen ist unglaublich wichtig“, betont Knäbel. „Es ist so wichtig, dass man nicht die falschen Jungs wegschickt.“ Um diese Entscheidungen bestmöglich treffen zu können, brauche es „viele fleißige Menschen“, wie es der Sportvorstand formuliert.

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Unfehlbar sind die Schalker trotz ihrer Bemühungen natürlich nicht, weiß auch Knäbel und nennt ein Beispiel: „Ein Florian Krüger hätte uns zum Beispiel auch jetzt gutgetan.“ Auf Schalke wurde Krüger im Jahr 2018 noch nicht der Sprung zu den Profis zugetraut. Über Erzgebirge Aue ist der Stürmer inzwischen aber bei Arminia Bielefeld in der Bundesliga angekommen. Dort kommt er in der laufenden Spielzeit auf beachtliche 27 Einsätze. „Damals haben wir ihn leider nicht genommen“, so Knäbel. Ein ähnliches Szenario soll bei den U17-Meistern 2022 in ein paar Jahren nicht passieren.