Gelsenkirchen. In knapp über fünf Wochen beginnt für Aufsteiger Schalke 04 die Bundesliga-Vorbereitung. Auf Sportdirektor Schröder wartet eine Menge Arbeit.

Auch in der größten Euphorie des Bundesliga-Aufstiegs blieb der FC Schalke 04 bescheiden. Ging es zwei Jahrzehnte lang eigentlich nur um die Frage, ob es am Saisonende die Champions League oder die Europa League wird, bat Aufstiegstrainer Mike Büskens nun: „Unser Motto für die Zukunft muss sein: demütig bleiben!“ Schalke-Idol Tomasz Hajto verband Vergangenheit und Zukunft: „Erst einmal müssen wir alle locker bleiben. Ich glaube, dass Schalke den Klassenerhalt schafft und dann in Europa angreifen kann.“

In der Saison nach dem Aufstieg geht es für Schalke – wie für alle Aufsteiger – vorrangig darum, so schnell wie möglich nichts mehr mit dem Abstieg zu tun zu haben. Der VfL Bochum hat es vorgemacht. Vor Sportdirektor Rouven Schröder liegt aber, das bestätigte er selbst dieser Zeitung, eine „ohne Zweifel herausfordernde Transferperiode.“

Auch interessant

Denn aktuell ist Schalkes Kader nur bedingt bundesligatauglich besetzt. Auf einigen Positionen benötigt S04 noch Verstärkungen, um im Abstiegskampf der Bundesliga mithalten zu können. Eine Bewertung.

Torhüter

Nur ein Torhüter steht bisher unter Vertrag – Ralf Fährmann, in dieser Saison die klare Nummer zwei. So wichtig der 33-Jährige für die Schalker Seele ist: Seine beste Zeit hat er hinter sich.

Aktuelle Bewertung: bedingt bundesligabereit besetzt.

Innenverteidiger

Die Zugänge Leo Greiml (Rapid Wien) und Ibrahima Cissé (Gent) sind jung und noch nicht aktuell als Stammspieler eingeplant. Malick Thiaw pendelte in der Zweiten Liga zuletzt zwischen Startelf und Ersatzbank – kommt ein angemessenes Angebot, ist Schalke gesprächsbereit. Henning Matriciani fehlt die Erstliga-Klasse ebenso wie Leih-Rückkehrer Timo Becker (Rostock), Marius Lode wartet auf den Durchbruch. Marcin Kaminski spielte zuletzt 2018/19 eine ganze Bundesligasaison durch – ihm ist aber durchaus zuzutrauen, dass er den Sprung packt.

Auch interessant

Bewertung: üppig besetzt, aktuell aber nur bedingt bundesligabereit – Schalke sollte es gelingen, das Geld für Ko Itakura (Kaufoption rund 4,5 Millionen Euro) zusammenzukratzen. Der Japaner ist unverzichtbar.

Außenverteidiger

Das Duo auf der linken Seite steht – Thomas Ouwejan ist gesetzt, Kerim Calhanoglu der Herausforderer. Das passt. Auf der rechten Seite ist Mehmet Can Aydin ein guter Herausforderer. Aber wer ist die Nummer eins? Reinhold Ranftl enttäuschte, kann gehen. Andreas Vindheim (ausgeliehen) zeigte nur ein gutes Spiel. Lode, Becker und Matriciani könnten maximal aushelfen.

Bewertung: Links gibt es keine Probleme, rechts große.

Defensives Mittelfeld

Drei Spieler stehen unter Vertrag. Kapitän Danny Latza hat eine Menge Bundesliga-Erfahrung, war aber zuletzt verletzungsanfällig und zeigte Tempo-Defizite. Victor Palsson fehlt die Bundesliga-Erfahrung, hing zudem seit der Freistellung seines Förderers Dimitrios Grammozis etwas durch. Florian Flick lernt dazu, aber auch er hat erst vier Bundesligaspiele bestritten.

Auch interessant

Bewertung: Schalke benötigt eine weitere Alternative, bei den Leihspielern, die zurückkehren (Dries Wouters, Can Bozdogan) ist keine gute dabei. Es kann sein, dass sich Latza, Palsson und Flick zu wertvollen Stützen entwickeln – sicher ist das aber nicht.

Offensives Mittelfeld

Rodrigo Zalazar genügt an guten Tagen in sämtlichen Systemen Bundesliga-Ansprüchen, gleiches gilt für Darko Churlinov, sollte Schalke ihn fest vom VfB Stuttgart verpflichten können. Dominick Drexler ist erfahren, spielte aber zu wechselhaft. Blendi Idrizi muss seine Erstliga-Tauglichkeit noch beweisen. Das gilt auch für Leih-Rückkehrer Levent Mercan. Ein Verbleib von Leih-Rückkehrer Amine Harit ist ausgeschlossen.

Bewertung: Sind alle fit, genügt die Stärke, um gegen die meisten Gegner mitzuhalten. Schalke benötigt aber Alternativen mit Stammplatz-Potenzial.

Sturm

Wenn der neue Trainer auf viele Flanken setzt, wird Simon Terodde die nötigen Tore liefern. Das Zusammenspiel mit Marius Bülter dürfte auch in der Bundesliga gut genug funktionieren, um den Klassenerhalt schaffen zu können. Aber: Es gibt im Kader nur noch einen weiteren Stürmer – den jungen Marvin Pieringer. Das ist viel zu wenig.

Bewertung: Terodde und Bülter – das passt für die Bundesliga. Aber Quantität ist für die Königsblauen ganz wichtig, um mögliche Ausfälle kompensieren zu können.