Gelsenkirchen. Auch Schalke-Idol Olaf Thon schaltete sich in eine heiße Diskussion ein: Soll Schalke-Torjäger Simon Terodde mit zur WM fahren? Ein Pro & Contra.

29 Tore hat Simon Terodde bisher zum Bundesliga-Aufstieg des FC Schalke 04 beigesteuert - er ist ohne Zweifel der entscheidende Profi der Königsblauen in dieser Saison und inzwischen sogar Rekord-Torjäger der 2. Bundesliga. Ist der 34 Jahre alte Stürmer nun bereit für den internationalen Fußball? Einige Experten, zum Beispiel Schalke-Legende Olaf Thon, können sich vorstellen, dass Terodde im November mit zur WM nach Katar fährt, da Deutschland Torjäger dieser Klasse fehlen. Auch wir diskutieren in einem Pro & Contra: Soll Terodde mit zur WM?

Pro: Terodde zu Flick - das wäre richtig (von Erik Asmussen)

Viel hat Simon Terodde in seiner Karriere bereits erlebt, der 34-Jährige brach Tor-Rekorde und feierte Aufstiege. Einsätze für die deutsche Nationalmannschaft fehlen allerdings in seiner Vita.
Das soll sich ändern, fordern Experten wie etwa Olaf Thon. Terodde bei der WM in Katar Ende des Jahres im DFB-Trikot - klingt erstmal nach einer Bierlaunen-Idee. Aber warum eigentlich nicht?

Neben all den flinken Technikern wäre Terodde das fehlende Puzzlestück für Trainer Hansi Flick, genau der Spielertyp, der der Offensive bei der EM im letzten Sommer abging. Im Sechzehner ist er eine Waffe. Ein Instinktfußballer, der den Ball zur Not mit der Brust, dem Rücken oder der Kniekehle über die Linie drückt. Der die Gegenspieler bindet und so Löcher für seine Kollegen reißt.

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Was bringt das Tempo eines Serge Gnabry gegen eine Mannschaft, die sich mit zwei Fünferketten rund um den eigenen Strafraum verschanzt? Wer wäre besser zur Einwechslung geeignet, wenn Deutschland im Halbfinale hinten liegt und in der Schlussphase mit hohen Bällen in den Strafraum auf den Ausgleich drückt?

Dass Stürmertypen wie der bald fünffache Zweitliga-Torschützenkönig bei solch einem Turnier gefragt sind, zeigt der Blick auf die vergangenen Ausgaben. 2014 gehörte Miro Klose ab dem Viertelfinale immer zur DFB-Startelf. Auf dem Weg zu Frankreichs Triumph vier Jahre später kam Olivier Giroud in jedem Spiel zum Einsatz.

Das wohl größte Gegenargument: Terodde liefert nur in der zweiten Liga, nicht aber auf höherem Niveau. Nach dem Aufstieg mit Schalke bietet sich Terodde die Chance, diesen nicht unbegründeten Einwand zu widerlegen.

Liefert der Torjäger in der Hinrunde auch in der ersten Liga, dann sollte Flick ihn mitnehmen. Für Terodde wäre es die Krönung seiner Laufbahn - und für Deutschland sicherlich die richtige Entscheidung.

Contra - Terodde zur WM? Das wäre aus drei Gründen falsch (von Andreas Ernst)

Natürlich hatte es sich Simon Terodde verdient, bei der großen Aufstiegs-Sause von den Schalke-Fans auf den Schultern getragen zu werden: Ohne seine 29 Tore hätte Schalke niemals den Aufstieg geschafft, oft erzielte er das 1:0, einige enge Spiele gewann S04 nur wegen der Kaltschnäuzigkeit des 34-Jährigen. Terodde ist aber nicht nur wegen seiner Treffsicherheit Schalkes Spieler der Saison - auch wegen seines sympathischen Auftretens in der Kabine. Er ist nie abgehoben.

Doch gleich für die WM in Katar nominieren? Nicht übertreiben.

Gründe gibt es dafür viele - der erste: So erfolgreich Simon Terodde bisher in der Zweiten Liga auch war, in der Bundesliga wartet er noch auf den Durchbruch. In 58 Erstligaspielen für den VfB Stuttgart und den 1. FC Köln kam er auf gerade einmal zehn Tore. Natürlich lag das auch daran, dass sich die Spielweise der Teams nach dem Aufstieg veränderte, nicht zwingend auf Offensive und viele Flanken auf den Strafraum-Spezialisten Terodde ausgerichtet war. Aber auch daran, dass es zwischen Erst- und Zweitliga-Innenverteidigern schon einen kleinen Unterschied gibt.

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Der zweite: Terodde fehlt jegliche internationale Erfahrung. Noch nie hat er in einem europäischen Wettbewerb gespielt. Das unterscheidet ihn zum Beispiel vom Freiburger Nils Petersen (33). Der hat die Rolle, die Terodde von Experten zugedacht wird, perfektioniert. Eingewechselt werden, ab in den Strafraum, treffen, gewinnen. "Batsch ist er da - und dann macht es bumm!" - so hat das Freiburgs Trainer Christian Streich mal formuliert. Petersen hat jahrelang Bundesliga-Erfahrung, zwei Länderspiele unter Ex-Bundestrainer Joachim Löw bestritten und spielt künftig mit dem SCF Europapokal. Unter Hansi Flick wurde Petersen aber nicht mehr nominiert - die Auswahl im Sturm ist groß genug.

Und der dritte Grund: Im Laufe der kommenden Saison feiert Terodde bereits seinen 35. Geburtstag. Ob sein Körper die Doppelbelastung verträgt, müsste sich noch zeigen. Auf Schalke verpasste er in dieser Saison vier Spiele wegen einer Muskelverletzung.

Schalke kann sich freuen, einen Typen wie Terodde im Verein zu haben. Aber zur WM mitfahren sollte er nicht.