Gelsenkirchen. „Ich bin wahnsinnig stolz auf die Mannschaft“, sagt Onur Cinel nach dem Triumph. Aber Schalkes U-17-Trainer hat auch ein schlechtes Gewissen.
Es ist sehr, sehr laut, aber es ist an diesem Sonntag dennoch eine Wohlfühloase: das Parkstadion. Fast alle der 3150 Zuschauerinnen und Zuschauer sind glücklich, sie singen und trällern vergnügt. Vielleicht feiern einige auch immer noch die Rückkehr der königsblauen Profis in die Bundesliga, vor allem aber bejubeln sie die U-17-Fußballer des FC Schalke 04, die sich soeben die Krone aufgesetzt haben und Deutscher Meister der B-Junioren geworden sind.
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„Das ist pures Glück, was ich gerade empfinde“, sagt der Meistermacher, sagt Trainer Onur Cinel, dessen Klamotten alles andere als trocken sind. „Und ich bin wahnsinnig stolz auf die Mannschaft und auf alle um die Mannschaft herum. Heute können ganz, ganz viele Leute stolz auf sich sein“, schwappt es so aus ihm heraus. Der 36-Jährige ist stolz auf ein Team, das seine herausragende Saisonleistung mit seinem 4:3 nach Elfmeterschießen – 1:1 nach 100 Minuten, 0:0 nach 40 Minuten – gegen den VfB Stuttgart gekrönt hat. Wohin man nur schaut: Die Gesichter, sieht man mal von denen der Stuttgarter ab, strahlen.
Schalkes B-Junioren sind Deutscher Fußball-Meister
Schalke-Kapitän Armend Likaj reckt die Meistertrophäe in die Höhe
Die Schalker Spieler strahlen sowieso, sie jubeln, sie schreien. Kurz zuvor sind sie vor Freude sogar ausgeflippt, weil der Österreicher Tristan Osmani den letzten Elfmeter verwandelt und den Deutschen Meistertitel perfekt gemacht hat. Und als es dann endlich so weit ist, dass Kapitän Armend Likaj die Meistertrophäe, die Stuttgarts Spielführer Jan-Carlo Simic kurz zuvor auf seinem beschwerlichen Weg zur Silbermedaille sehr traurig gestreichelt hat, in die Höhe recken darf, tobt das Parkstadion.
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„Das sind extreme Emotionen“, sagt Onur Cinel, der sich vor Gratulanten kaum retten kann und mit dem sich so viele freuen – Mathias Schober, der Chef der Knappenschmiede, sowieso, Sportvorstand Peter Knäbel, Sportdirektor Rouven Schröder und Mike Büskens, der Trainer der Bundesliga-Rückkehrer, der ohne Schlaf zum Finale der B-Junioren gekommen ist.
Faaris Yusufu oder Luca Podlech? 50:50-Entscheidung im Schalker Tor
„So eine Saison kann man nicht toppen“, sagt der Schalker U-17-Coach, der sich vor diesem Triumph schon NRW-Pokalsieger sowie Westdeutscher Meister hat nennen dürfen und auch noch den Westfalenpokal mit seinem Team holen kann. „Auch die Art und Weise, wie wir heute gewonnen haben – und das einen Tag nach dem Wiederaufstieg der Profis. Wenn man sich eine Saison erträumen könnte, wäre es eine wie diese.“
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Deren Höhepunkt hat Luca Podlech nur auf der Bank erlebt, und Onur Cinel gibt auch zu, dass die Besetzung der Torhüter-Position in diesem Finale eine 50:50-Entscheidung gewesen sei – für Faaris Yusufu, der dann im Elfmeterschießen zweimal pariert und einen Ball übers Tor geguckt hat. „Ich habe Luca gegenüber nach wie vor ein schlechtes Gewissen“, sagt Onur Cinel, „denn beide hätten es verdient gehabt. Aber ich konnte heute aus taktischen Gründen nicht mit zwei Torhütern spielen.“ Er lacht. „Beide sind ziemlich gut.“
Sportvorstand Peter Knäbel betont, dass in der Knappenschmiede nicht gespart werde
Ziemlich gut ist auch der VfB in diesem Finale gewesen, in puncto individueller Klasse sogar etwas besser als die Schalker B-Junioren, die aber einmal mehr dank ihrer Geschlossenheit herausgeragt haben.
Das hat auch Peter Knäbel gesehen, der vor Mathias Schober Chef der Knappeschmiede war. „Was soll ich sagen?“, fragt der Schalker Sportvorstand und lacht sehr erfrischend, obwohl er nach der Aufstiegsfeier auch erst um 5 Uhr im Bett gewesen ist. So ein Titelgewinn sei ein Meilenstein, sagt der 55-Jährige. „Aber das Wesentliche kommt noch. Wenn du vor der U 19 jedoch so einen Jahrgang zusammenbekommst, ist das ein gutes Zeichen. Der Übergangsbereich ist die Königsdisziplin. Um da Spieler rauszubringen, brauchst du ganz viele Helfer.“ Überall habe der FC Schalke 04 den finanziellen Gürtel enger geschnallt, „in der Knappenschmiede aber nicht“, betont Peter Knäbel und sagt, dass auch der Einzug der A-Junioren ins Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft – 1:5 im Hinspiel am Samstag bei Borussia Dortmund – ein großer Erfolg sei.
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So haben sie gespielt:
Tore: 0:1 Jan-Carlo Simic (53.), 1:1 Tristan Osmani (64.).
Elfmeterschießen: Dennis Seimen triff zum 1:2, Armend Likaj schießt vorbei und drüber, Faaris Yusufu pariert gegen Laurin Ulrich, Philip Buczkowski trifft zum 2:2, Benjamin Bediako Boakye schießt drüber, Niklas Dörr trifft zum 3:2, Jan-Carlo Simic trifft zum 3:3, Taylan Bulut schießt drüber, Faaris Yusufu pariert gegen Samuele di Benedetto, Tristan Osmani trifft zum 4:3.
FC Schalke 04 U 17: Yusufu - Bulut, Likaj, Barthel, Burlet (61. Buczkowski) - Grüger, Hadzha - Rüzgar, Ouédraogo, Osmani - Dörr.