Sandhausen. Ahmed Kutucu ist in Gelsenkirchen aufgewachsen und hat für Schalke 04 gespielt. Nun stürmt er für den SV Sandhausen. Ein Interview.

Aufgewachsen ist Ahmed Kutucu (22) im Gelsenkirchener Vorort Haverkamp, ein Traum ging für ihn in Erfüllung, als er einen Profivertrag beim FC Schalke 04 unterschrieb. Doch nach anfänglichen Erfolgen als leistungsstarker Joker entwickelte er sich nicht mehr weiter - und verließ Schalke nach 52 Pflichtspielen (sechs Tore) im Januar 2021. Zunächst spielte Kutucu ein halbes Jahr für Heracles Almelo in den Niederlanden (15 Spiele, kein Tor), dann sechs Monate für Istanbul Basaksehir (vier Spiele, ein Tor). Seit Januar 2022 ist er nun in der Zweiten Liga beim SV Sandhausen angekommen (acht Spiele, ein Tor). Im Interview äußert er sich über das Duell SVS gegen S04 (Freitag, 18.30 Uhr/Sky) und seinen Karriereweg.

Im vergangenen Jahr haben Sie Schalke 04 verlassen. Wie schwer ist Ihnen das gefallen?

Ahmed Kutucu: Natürlich ist es mir schwergefallen, meinen Heimatverein nach elf Jahren zu verlassen. Aber im Fußball muss man manchmal auch solche Entscheidungen treffen.

Warum haben Sie sich im Winter für einen Wechsel nach Sandhausen entschieden?

Kutucu: Ich wollte mehr Spielpraxis haben und hatte gute Gespräche mit Trainer Alois Schwartz und dem Sportlichen Leiter Mikayil Kabaca. Zudem war ich überzeugt davon, dass es mir gut tut, wieder in Deutschland zu spielen.

Sie sind inzwischen einige Monate beim SVS. Wie haben Sie sich eingelebt?

Kutucu: Sehr gut, die Mannschaft hat mich von Anfang an gut aufgenommen. Hier sind viele gute Charaktere, wir verstehen uns untereinander, das hat es mir sehr leicht gemacht mich hier einzuleben und wohlzufühlen.

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Der SVS ist Dritter in der Rückrundentabelle und hat sich den Ruf eines Favoritenschrecks erarbeitet. Was macht die Mannschaft so stark?

Kutucu: Das wir als Mannschaft auftreten, dass wir eine richtige Truppe sind. Wir gehen die Spiele mit einem großen Teamgeist an, dass hat uns in der Rückrunde stark gemacht.

Sie wurden vom SV Sandhausen ausgeliehen. Haben sich ihre sportlichen Erwartungen erfüllt?

Kutucu: Meine Erwartungen haben sich nicht vollständig erfüllt, aber ich freue mich, Teil dieser Mannschaft zu sein. Ich versuche der Mannschaft bestmöglich zu helfen, wenn ich zum Einsatz komme und bringe mich so gut wie es geht ein.

Bei Basaksehir in der Türkei haben Sie in der Hinrunde kaum gespielt. Warum hatten Sie dort Probleme?

Kutucu: Ich habe leider mit Verletzungen zu kämpfen gehabt: Zuerst direkt nach dem Trainingslager, als ich drei Wochen ausgefallen bin und zwei Monate später aufgrund von Adduktoren-Problemen noch einmal. Da war es schwer in den Kader und zu Einsätzen zu kommen.

Wie schwer war es für Sie, erstmals so weit von der Heimat entfernt zu leben und zu spielen?

Kutucu: Ja, das war natürlich nicht einfach. Ich bin in Deutschland aufgewachsen, habe zuvor nur ein halbes Jahr mal in Holland, rund eine Stunde von zu Hause entfernt, gespielt. Und obwohl ich zuvor schon häufiger in Istanbul war, ist es doch ein Unterschied, dort zu leben und zu spielen.

Ihre Eltern leben noch immer in Gelsenkirchen. Wie häufig sind Sie noch dort?

Kutucu: Immer wenn wir freie Tage haben, versuche ich nach Gelsenkirchen zu fahren, auch als ich noch bei Basaksehir gespielt habe. Natürlich vermisse ich die Heimat.

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Wie ist Ihre Gefühlslage vor dem Wiedersehen mit den Königsblauen?

Kutucu: Schalke ist mein Heimatverein und ich freue mich auf das Spiel. Natürlich ist es eine besondere Situation, erstmals wieder auf Schalke zu treffen, aber wir brauchen noch Punkte und deshalb muss ich alles andere am Freitag ausblenden.

Schalke ist mitten im Aufstiegsrennen: Trauen Sie der Mannschaft die direkte Bundesliga-Rückkehr zu?

Kutucu: Zutrauen auf jeden Fall, man hat ja gesehen, dass die Mannschaft dazu in der Lage ist. Aber die Liga ist eng und sie müssen die nötigen Punkte noch holen.

Zu wem gibt es noch Kontakt auf Schalker Seite?

Kutucu: Mit Salif Sané habe ich noch Kontakt, auch mit Malick Thiaw und Mehmet Aydin. Aber so viele Spieler, mit denen ich zusammengespielt habe, sind ja auch gar nicht mehr da.

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Wo sehen Sie die größten Unterschiede zwischen Sandhausen und Schalke?

Kutucu: Das ist schwierig zu vergleichen. Schalke ist schon ein sehr großer Klub, mit einer größeren Stadt dahinter und einer längeren Tradition im Profifußball. Sandhausen ist dafür familiärer und ruhiger, beides sind tolle Vereine.

Sie sind zunächst bis zum Saisonende zum SVS ausgeliehen. Können Sie sich vorstellen, auch danach weiter in Deutschland zu spielen?

Kutucu: Natürlich kann ich mir das vorstellen, aber ich habe einen Vertrag bei Basaksehir und dahin werde ich auch im Sommer zurückgehen. Was in der Zukunft alles passiert, kann man nie sagen, dafür ist der Fußball zu schnelllebig.

Jubeln Sie, wenn Ihnen gegen Schalke ein Tor gelingt?

Kutucu: Nein, aus Respekt gegenüber dem Verein und den Fans würde ich das nicht tun.