Heidenheim. Schalke und der 1. FC Heidenheim begegnen auf Augenhöhe. Warum? Weil der FCH seine Hausaufgaben in der Vergangenheit besser gemacht hat als S04.

Schalke 04 und den 1. FC Heidenheim trennen eigentlich Galaxien. Königsblau blickt auf eine glorreiche Historie mit sieben Meisterschaften, fünf DFB-Pokalsiegen und dem UEFA-Cup-Triumph von 1997 zurück, Millionen von Fans fiebern mit dem Revierklub. Der 2007 aus dem Heidenheimer SB hervorgegangene 1. FC Heidenheim hat nur wenig von alldem: kaum Tradition, keine Titel (abgesehen von der Drittliga-Meisterschaft 2014) und eine eher kleine Anhängerschar.

Und doch liegen aktuell nur fünf Punkte zwischen S04 und FCH. Beide kämpfen noch um den Aufstieg. Wie der „Dorfklub“ (in Wahrheit hat Heidenheim rund 50.000 Einwohner) dem S04 so dicht auf die Pelle rücken konnte? Indem er all das aufbot, was am Ernst-Kuzorra-Weg 1 in der Vergangenheit schmerzlich vermisst wurde: Kontinuität in der sportlichen Führung, ein stimmiges Konzept, effiziente Strukturen, ein zuverlässiges Scouting, solide Finanzplanung.

Schalke 04 gegen den 1. FC Heidenheim: „Vor einigen Jahren undenkbar“

Mit so viel Augenmaß behauptet sich der FCH schon seit acht Jahren in der 2. Liga. Im Juni 2020 stand das Team von der Schwäbischen Alb sogar in der Relegation zur Erstklassigkeit. Dort scheiterte man nur aufgrund der Auswärtstorregel an Werder Bremen.

Weitere Brennpunkte zu Schalke 04:

„Dass Heidenheim nun gegen Schalke spielt, war vor einigen Jahren undenkbar“, staunte FCH-Trainer Frank Schmidt noch vor dem Hinspiel im Oktober (Königsblau unterlag damals 0:1 durch einen Treffer von Oliver Hüsing), „jetzt ist es ein Punktspiel“. Eine sportliche Annäherung mit Ansage: Während es auf Schalke unter Aufsichtsratsboss Clemens Tönnies zuging wie im Taubenschlag, regiert beim FCH die Ruhe. Schon seit 1994 leitet Vorstandsboss Holger Sanwald die sportlichen Geschicke, damals noch im Mutterverein. Coach Frank Schmidt ist seit 2007 im Amt. Im selben Zeitraum wechselte Königsblau 21-mal den Trainer. Allein Mike Büskens musste viermal als „Notlösung“ einspringen, einmal im Gespann mit Huub Stevens.

Heidenheim braucht derweil nicht mal einen Sportdirektor. Dessen Aufgaben teilen sich Sanwald und Schmidt. Ergänzt wird das Erfolgs-Duo durch Scouting-Chef Hans-Peter Baamann, dessen Reisespesen sich in Grenzen halten – und zwar buchstäblich: Heidenheims Startelf beim jüngsten 3:1-Heimsieg gegen Nürnberg bestand ausschließlich aus Akteuren, die in Deutschland geboren wurden.

Schalke-Gegner Heidenheim hat eine kluge Transferstrategie

So spart man in Heidenheim auch Kosten für Integrationsbeauftragte oder Dolmetscher. Im gesamten Kader finden sich nur zwei ausländische Profis: Konstantin Kerschbaumer und Ersatzkeeper Paul Tschernuth stammen beide aus Österreich, wobei Tschernuth keine zehn Kilometer von der Grenze aufwuchs.

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Bis zum vergangenen Sommer sprengte der FCH auch nie die Million-Marke bei einem Spielerkauf. Dann kam Tim Kleindienst (aktuell neun Saisontore) für 3,5 Millionen Euro vom belgischen Erstligisten KAA Gent zurück. Der Mittelstürmer war ein Jahr zuvor für dieselbe Summe in die umgekehrte Richtung gewechselt.

Auf Schalke hingegen verpulverte allein Christian Heidel zwischen 2016 und 2019 unfassbare 160 Millionen Euro für Ablösen – darunter viele fragwürdige Transfers wie Breel Embolo (26,5 Mio.), Nabil Bentaleb (19 Mio.), Sebastian Rudy (16 Mio.), Yevhen Konoplyanka (13 Mio.), Rabbi Matondo (9 Mio.) oder Hamza Mendyl (6 Mio.), die obendrein astronomische Gehaltskosten verursachten.

Was sich Schalke 04 vom 1. FC Heidenheim abschaut

Aber es gibt etwas, das sich Schalke 04 von den Heidenheimern abschaut: Die Knappen scouten unter Peter Knäbel und Rouven Schröder bis hinunter in die Landesliga. Und das erfolgreich: Florian Flick, Blendi Idrizi, Henning Matriciani und Niklas Castelle haben den Sprung vom Amateurfußball ans Berger Feld geschafft. Damit hat sich Schalke Heidenheim sogar ein Stück weit zum Vorbild genommen.

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Am Samstag (13.30 Uhr/Sky) könnte der S04 den FCH jedoch wieder etwas distanzieren – bei einem Heimsieg betrüge der Abstand acht Punkte.

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