Gelsenkirchen. Der Zweitligist kämpft mit fünf Traditionsklubs um den Aufstieg in die Bundesliga. Schalkes nächster Gegner geht geschickt mit Geld um.
Im Stadion des 1. FC Heidenheim steht ein Kiosk. So richtig mag er gar nicht in die Architektur der Arena passen – aber er soll Fans, Spieler, Trainer, einfach alle, die mit dem Zweitligisten zu tun haben, an eins erinnern: Dass die Amateurfußball-Zeiten noch nicht lange entfernt sind. Der Kiosk stand an dieser Stelle schon vor 20 Jahren, als der FCH noch sechstklassig in der Verbandsliga spielte und die Arena ein simpler Amateursportplatz war. Nun zählt der kommende Gegner des FC Schalke 04 (Samstag, 13.30 Uhr/Sky) zum Besten, was die Zweite Liga zu bieten hat.
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Am Wochenende spielen sechs der ersten sieben Teams der Tabelle gegeneinander – St. Pauli (3.) trifft auf Bremen (1.), Nürnberg (5.) auf Darmstadt (2.) und Schalke (4.) auf den Siebten Heidenheim. Fünf dieser Teams sind Traditionsklubs, seit Jahrzehnten im Profifußball vertreten, haben Erstliga-Erfahrung. Und dann gibt es da Heidenheim, vermeintlich das „gallische Dorf“ wie in den Asterix-Comics. Dieser Rolle aber ist der FCH längst entwachsen.
Schalke-Sportvorstand Peter Knäbel warnt vor Heidenheim
Das weiß auch Schalkes Sportvorstand Peter Knäbel. „Das Spiel gegen Heidenheim wird eine richtige Prüfung für uns“, sagt er im Gespräch mit dieser Zeitung. „Dieses Spiel ist die Einstiegsstufe auf der Aufstiegstreppe, da darfst du nicht stolpern. Wir haben diesen Gegner auf dem Schirm, und zwar schon während der gesamten Saison.“ Knäbels Botschaft ist klar: Wer Heidenheim unterschätzt, begeht einen großen Fehler.
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Heidenheim ist eine etwas verschlafene 50.000-Einwohner-Stadt aus Baden-Württemberg. Das Zauberwort des Erfolges lautet Kontinuität. Der aktuelle Vorstand, die wichtigsten Sponsoren und Trainer Frank Schmidt waren schon zu Sechstliga-Zeiten dabei, haben den Verein und sich persönlich seitdem weiterentwickelt. Der 48 Jahre alte Schmidt ist der dienstälteste Trainer im deutschen Profifußball.
Heidenheim gehört regelmäßig zu den besten Teams der Liga
In fünf der ersten sieben Zweitliga-Jahre stand der FC unter den Top 8 der Tabelle, klopfte einmal an die Tür zur Bundesliga. In der Saison 2019/20 scheiterte Heidenheim in der Relegation nur wegen der inzwischen abgeschafften Auswärtstorregel am damaligen Bundesligisten Werder Bremen (0:0, 2:2). Der Aufstieg ist seitdem nicht das Ziel, aber ein realistischer Traum geworden. Und Heidenheim nimmt auch Geld in die Hand – Stürmer Tim Kleindienst kam von KAA Gent für 3,5 Millionen Euro. Im Jahr 2020 betrugen die Personalkosten etwa 16 Millionen Euro. Das ist nicht viel weniger als Schalke in dieser Saison ausgibt (20 Millionen Euro).
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Der Fußball, den Frank Schmidt spielen lässt, hat einen sehr hohen Wiedererkennungswert. Denn seit Jahren führen die Heidenheimer alle Statistiken, die sich mit der Physis beschäftigen, mit teilweise beeindruckendem Vorsprung an. Das erkennt auch Peter Knäbel an, der alle Kennzahlen genau studiert. „Die Daten der Heidenheimer sind imposant“, sagte Knäbel.
Heidenheim ist in vielen Werten Liga-Spitze
Beispiele? Keine Mannschaft läuft mehr als Heidenheim: 3359,3 Kilometer in dieser Saison – Spitze vor dem HSV (3257 Kilometer). Keine Mannschaft sprintet mehr: 6978 bedeuten 750 mehr als der Zweite Dresden (6228). Und auch die Bilanz der „intensiven Läufe“ führt Heidenheim (21.378) beeindruckend deutlich vor dem FC Ingolstadt (20.117) an. Einst führte Jürgen Klopp den Begriff „Mentalitäts-Monster“ an – er meinte seinerzeit damit den Willen und die Kraft der von ihm trainierten Elf von Borussia Dortmund. Die wahren Kraft-Monster im Profifußball kommen aus einer Stadt an der Brenz – und es wird nicht viele Fans geben, die wissen, ob Brenz ein Berg, eine Landschaft oder ein Fluss ist.
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Auch die Körpergröße der Heidenheimer beeindruckt alle Gegner in der Zweiten Liga. Kleindienst (1,94 Meter) ist ein robuster Stürmer, die Innenverteidiger Patrick Mainka (1,94 Meter) und Oliver Hüsing (1,93 Meter) sowie Mittelfeldspieler Jan Schöppner (1,90 Meter) sind im Kopfball ebenfalls schwer zu schlagen. Diese leidvolle Erfahrung machten die Schalker im Hinspiel. Hüsing traf – natürlich – mit einem Kopfball zum 1:0-Sieg für Heidenheim.
Doch wo liegen die Schwächen der Heidenheimer? Auswärts sind sie nicht so gut wie zu Hause. Sie verloren 8 der 14 Spiele als Gastmannschaft, sind in der Heimtabelle aber Zweiter. In ihrem Stadion, mit Blick auf den Kiosk, spielen sie besonders gut. Und an der Brenz ist die Luft sehr erholsam. Die Brenz ist übrigens ein Fluss.