Gelsenkirchen. Seit knapp drei Jahren ist Charles Takyi inzwischen Co-Trainer der U19 von Schalke 04. Warum er den nächsten Schritt geht.

Eigentlich war das alles anders geplant. Als Charles Takyi im Sommer 2019 bei seinem ehemaligen Jugendverein Schalke 04 hospitierte, war ursprünglich angedacht, dass er Norbert Elgert wenige Wochen über die Schulter schauen würde. Kurzfristig aber wurde eine Co-Trainer-Stelle in der U19 frei – und aus den wenigen Wochen auf Schalke sind inzwischen fast drei Jahre geworden. So lange ist er inzwischen Assistent von Trainer-Ikone Elgert in der Knappenschmiede. Also von dem Coach, der ihn einst selbst ausgebildet hatte.

Im Teenager-Alter wechselte der Deutsch-Ghanaer nämlich von Tennis Borussia Berlin in die Knappenschmiede, 1999 war das. Ein „Riesenschritt“ für ihn. „In Berlin hatte ich meine Familie und meinen Freundeskreis, ich hatte bei Tennis Borussia auch tolle Trainer. Auch davon habe ich profitiert“, erzählt Takyi der WAZ. Damals überlegte er lange, ob er Schalkes Angebot annehmen sollte. Er unterschrieb – rückblickend, der richtige Schritt.

Die S04-Verantwortlichen hätten sich „extrem gut“ um Takyi gekümmert, erinnert er sich. Als Jugendspieler wohnte er damals auf dem Trainingsgelände. „Wir haben damals vom Schlafzimmer aus die Profis trainieren sehen, es war sehr gut, das alles hautnah mitzuerleben“, so der heute 37-Jährige.

Charles Takyi wurde als Profi beim FC St. Pauli gefeiert

Den Sprung in den Profifußball schaffte Takyi in Gelsenkirchen allerdings nicht. Der gelang ihm erst beim Hamburger SV. Im Sommer 2004 wechselte er zum HSV, der zu jenem Zeitpunkt eine Topmannschaft in der Bundesliga war. Takyi kämpfte mit Stars wie Rafael van der Vaart oder Ailton um einen Stammplatz, konnte sich gegen die Routiniers aber nicht durchsetzen. Die Folge: Ein erneuter Wechsel, diesmal zum FC St. Pauli. Die vielleicht beste Entscheidung seiner Karriere.

Charles Takyi stieg mit dem FC St. Pauli zweimal in die Bundesliga auf.
Charles Takyi stieg mit dem FC St. Pauli zweimal in die Bundesliga auf. © firo

Denn zweimal schaffte er mit den Kiez-Kickern den Aufstieg in die Bundesliga. Insgesamt 121-mal spielte er zwischen 2006 und 2012 für St. Pauli (25 Tore). Es war seine erfolgreichste Zeit als Profi. Am Millerntor mochten sie die elegante Spielweise des Offensivallrounders, der Fanliebling bekam einen Spitznamen: Sir Charles. Nach Stationen bei Greuther Fürth und bei AC Horsens (Dänemark) beendete er schließlich 2018 seine Karriere beim KFC Uerdingen.

Schalkes U19 Co-Trainer Charles Takyi: Veränderter Blick auf den Fußball

Den Feinschliff für diese Laufbahn holte sich Takyi in der Knappenschmiede ab – und viele Schalker Talente hoffen auf eine ähnlich erfolgreiche Karriere. Ob er ein Vorbild für die Nachwuchsspieler sei? „Die Talente haben mich nicht spielen gesehen,“ meint Takyi und ergänzt, dass sie sich natürlich Videos im Internet anschauen könnten. „Profi zu werden, ist nicht so einfach, wie sich das einige vorstellen. Man muss sich ständig fokussieren, und das nicht für einen Tag oder eine Woche – sondern die ganze Zeit.“ Nur dann habe man eine Chance. Diese Mentalität habe Norbert Elgert ihm in der U19 eingeimpft.

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Früher reifte er unter Elgert zum Profifußballer, heute will er von vom 65 Jahre alten Ur-Schalker möglichst viel für seine eigene Arbeit als Trainer mitnehmen. Takyi sagt: „Als Spieler mit 17, 18 Jahren hatte ich eine andere Perspektive auf den Fußball als heute. Damals hat man Entscheidungen des Trainers nicht immer ganz verstanden, jetzt, wo man selbst in dieser Position ist, kann man die Entscheidung und die Überlegungen, die dahinterstecken, vollkommen nachvollziehen.“ Vieles könne Takyi von ihm lernen. „Von ihm kann ich die akribische Arbeit mitnehmen und wie er menschlich mit den Spielern und dem Staff umgeht.“

Schalkes U19-Coach sei aber nicht der einzige Fußballlehrer, von dem er sich etwas abschauen durfte. Beim HSV wurde Takyi zum Beispiel vom ehemaligen Nationalspieler Thomas Doll trainiert, bei St. Pauli von Holger Stanislawski. Gerade der sei ein besonderer Trainer, Stanislawski komme über die Emotionen. „Meine Vereine und Trainer hatten verschiedene Ansichten, ich habe immer versucht, die Impulse aufzunehmen und den Spielern jetzt weiterzugeben“, erklärt Takyi. „Ich habe von allen etwas gelernt, bin ein Mix aus allen Trainern, möchte aber niemanden kopieren, sondern meinen Überzeugungen folgen.“

Schalke-Abschied? Charles Takyi spricht mit anderen Vereinen

Folgen soll auch sein nächster Schritt als Trainer. Takyi strebt den Fußballlehrerschein an. Um für den Ausbildungskurs zugelassen zu werden, müsste er allerdings Chefcoach einer U19-Mannschaft oder eines Regionalligisten sein – oder Co-Trainer in den ersten drei Profiligen. Deshalb schaut sich der Ex-Bundesligaspieler derzeit nach einer neuen Aufgabe um.

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Für seine Zukunft hat er klare Vorstellungen. „Ich möchte eine Mannschaft entwickeln und jungen Spielern helfen, den nächsten Schritt zu gehen. Auf der anderen Seite kann ich auch mit erwachsenen und schon weiter ausgebildeten Spielern arbeiten“, sagt Takyi. Gespräche mit anderen Klubs habe es gegeben, überstürzen will er aber nichts. Für Takyi sei vieles denkbar – auch dass er zunächst noch auf Schalke bleibt und weiter von seinem Lehrmeister Elgert lernt. Dass auch in Trainerkarrieren nicht alles planbar ist, hat der 37-Jährige ja bereits in seinen ersten Wochen auf Schalke festgestellt.