Gelsenkirchen. Schafft Schalke 04 die direkte Rückkehr in die Bundesliga? Möglicherweise gibt es einen Umweg über die Relegation. Das wäre aber ein Risiko.
Noch am Donnerstag sprach Trainer Mike Büskens vom Zweitliga-Vierten FC Schalke 04 von einem "Traum", den er, den seine Spieler, die Verantwortlichen, die Fans hätten. Gemeint ist natürlich der direkte Wiederaufstieg in die Bundesliga. Sieben Spieltage bleiben S04 noch, um das große Ziel zu bewerkstelligen. Auch das Erreichen des Relegationsplatzes wäre aktuell ein Erfolg. Doch aus mehreren Gründen birgt die Relegation gegen den Tabellen-16. der Bundesliga auch einige Gefahren.
Seit der Saison 2008/2009 gibt es im deutschen Fußball wieder Relegationsspiele. Als Zweitligist diese zu überstehen, ist wenig wahrscheinlich - dies gelang lediglich drei von 13 Teams, dem 1. FC Nürnberg (Saison 08/09), Fortuna Düsseldorf (Saison 11/12) und Union Berlin (Saison 18/19). Zu erklären ist dies zum Beispiel mit den immer größeren finanziellen Unterschieden zwischen Erster und Zweiter Liga durch die TV-Verträge. Mögliche Gegner in dieser Saison wie Stuttgart, Wolfsburg, Mönchengladbach oder Hertha BSC hätten einen deutlich höheren Etat.
Schalke: Sommerpause wäre bei Scheitern sehr kurz
Von den zehn Zweitligisten, die in der Relegation scheiterten, gelang lediglich dem FC Augsburg in der folgenden Saison (2010/11) der Aufstieg - das ist aber bereits elf Jahre her. Und Augsburg war am Ende punktgleich mit dem Dritten VfL Bochum. Vier Mannschaften gerieten in der Folgesaison in Abstiegsgefahr, Eintracht Braunschweig (Saison 17/18) stürzte sogar in die Dritte Liga ab, hat sich bis heute nicht davon erholt.
Was alle Gescheiterten eint: erhebliche Startschwierigkeiten. Alle hatten riesengroße Probleme an den ersten Spieltagen. Auch das ist simpel zu erklären: Zwischen Relegation und Trainingsauftakt liegt stets sehr wenig Zeit, da die Zweite Liga früher beginnt als die Bundesliga. Die durch eine verlorene Relegation geknickten Spieler müssen sich sehr schnell wieder auf einen neuen Anlauf konzentrieren - das fällt schwer.
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Auch die Schalker Sommerpause wäre bei einem Scheitern in der Relegation sehr kurz. Das Rückspiel der Relegation steigt am 23. Mai, die kommende Saison beginnt wegen der Winter-WM in Katar bereits am 15. Juli - weniger als zwei Monate später. Zusätzliches Problem für Schalke: In der Vorbereitung übernimmt ein neuer Trainer, der am liebsten eine ausgeruhte, entspannte Mannschaft übernehmen würde, die fast fertig zusammengestellt ist. Das könnte Sportdirektor Rouven Schröder nicht erfüllen, da einige Stammkräfte bei einem Nicht-Aufstieg schwer zu halten sein würden.
Natürlich ist es auch möglich, dass Schalke eine Relegation überstehen würde - eine große Euphorie nach einem Last-Minute-Aufstieg wäre gewiss. Und es ist außerdem noch möglich, dass die Königsblauen direkt aufsteigen. Trainer Büskens weiß, wie sich das anfühlt: Ihm gelang es in der Saison 2011/12 mit Greuther Fürth.
Gescheiterte Zweitligisten in der Relegation seit 2008/2009
Saison 2009/10: FC Augsburg
Platzierung Folgesaison: 2. / Aufstieg
Start Folgesaison: 3 Siege, 1 Unentschieden, 4 Niederlagen
Saison 2010/11: VfL Bochum
Platzierung Folgesaison: 11. / Abstiegsgefahr
Start Folgesaison: 1 Sieg, 1 Unentschieden, 6 Niederlagen, Freistellung von Trainer Friedhelm Funkel
Saison 2012/13: 1. FC Kaiserslautern
Platzierung Folgesaison: 4. / Aufstieg knapp verpasst
Start Folgesaison: 3 Siege, 2 Unentschieden, 3 Niederlagen
Saison 2013/14: SpVgg Greuther Fürth
Platzierung Folgesaison: 14. / Abstiegsgefahr
Start Folgesaison: 3 Siege, 2 Unentschieden, 3 Niederlagen
Saison 2014/15: Karlsruher SC
Platzierung Folgesaison: 7.
Start Folgesaison: 2 Siege, 3 Unentschieden, 4 Niederlage, dazu Aus in der ersten Runde des DFB-Pokals
Saison 2015/16: 1. FC Nürnberg
Platzierung Folgesaison: 12. / Abstiegsgefahr
Start Folgesaison: kein Sieg, 2 Unentschieden, 4 Niederlagen
Saison 2016/17: Eintracht Braunschweig
Platzierung Folgesaison: 17. / Abstieg
Start Folgesaison: 2 Siege, 5 Unentschieden, 2 Niederlagen, dazu Aus in der ersten Runde des DFB-Pokals
Saison 2017/18: Holstein Kiel
Platzierung Folgesaison: 6.
Start Folgesaison: 2 Siege, 3 Unentschieden, 2 Niederlagen
Saison 2019/20: 1. FC Heidenheim
Platzierung Folgesaison: 8.
Start Folgesaison: 2 Siege, 3 Unentschieden, 3 Niederlagen, dazu Aus in der ersten Runde des DFB-Pokals
Saison 2020/21: Holstein Kiel
Aktuelle Platzierung: 12. / Abstiegsgefahr
Start aktuelle Saison: Nach drei 0:3-Niederlagen folgte der Rücktritt von Trainer Ole Werner - nach 12 Spielen zwei Siegen, fünf Unentschieden, fünf Niederlagen