Gelsenkirchen. Simon Terodde bleibt noch ein Jahr beim FC Schalke 04. Doch allein auf den Rekord-Torschützen zu setzen, wäre ein großes Risiko. Ein Kommentar.
Die Fans des FC Schalke 04 befanden sich schon längst auf dem Heimweg, als sie über ihre Mobiltelefone noch eine letzte Nachricht an diesem glückseligen Tag erreichte. In einer kurzen Video-Botschaft richtete sich Torjäger Simon Terodde an die Fans, um das 2:1 gegen Hannover ging es nicht. "Hey Schalker, ich freue mich auf ein weiteres Jahr mit Euch! Jaaaaa!", brüllte Terodde. Der Vertrag des 34-Jährigen gilt nun bis Juni 2023 - und es gibt wohl keinen S04-Fan, der das beiläufig hinnimt. Terodde ist ein Vorbild, ein Publikumsliebling, ein Idol. Ohne seine 19 Saisontore hätte S04 keine Aufstiegschance mehr. Doch kaum eine Heldengeschichte kommt ohne ein "Aber" aus.
Schalke: Terodde fiel in dieser Saison vier Wochen aus
Dass es richtig ist, mit Terodde in die kommende Saison zu gehen - ob nun in der Bundesliga oder in der Zweiten Liga - steht außer Frage. Seine Leistung stimmt, in der Kabine nimmt er zudem eine führende Rolle ein. Doch beim Blick ins Aufgebot der Königsblauen fällt schnell auf, dass eine zusätzliche Alternative fehlt, ein weiterer Stürmer mit Tor-Garantie. Terodde fühlt sich noch fit, verpasste bei seinen vorherigen Stationen kaum ein Spiel. In dieser Saison fiel er wegen einer Muskelverletzung aber vier Wochen aus. Schalke kann nicht davon ausgehen, dass Terodde in der kommenden Saison in allen 34 Spielen zur Verfügung steht.
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Bei einem Aufstieg in die Bundesliga fehlt auch aus einem anderen Grund eine Ergänzung zur One-Man-Show Terodde. Der große Makel in der Karriere des Zweitliga-Rekordschützen ist es, sich nie in der Ersten Liga durchgesetzt zu haben. Nach einem Aufstieg änderten Teroddes Teams häufig die Spielweise, der Ball flog nicht mehr so oft in den Strafraum, es gab weniger Standardsituationen. Und eins ist Terodde gewiss nicht: ein Konterspieler.
Aktuell stehen ohnehin für die kommende Saison nur drei Stürmer unter Vertrag - außer Terodde noch Marius Bülter (sieben Tore, elf Vorlagen) und Marvin Pieringer (zwei Tore, zwei Vorlagen), die ebenfalls noch nicht ihre Bundesliga-Tauglichkeit unter Beweis gestellt haben.
Drei Stürmer aus Schalkes Knappenschmiede kamen zu Einsätzen
Terodde und Bülter würden in der Zweiten Liga auch in der kommenden Saison ein vortreffliches Duo abgeben, Pieringer ist zweifelsohne talentiert - aber drei Stürmer für zwei Positionen, das ist zu wenig, ob Schalke nun in der Bundesliga die Klasse halten will oder in der Zweiten Liga den nächsten Aufstiegs-Anlauf nimmt. Schon in dieser Saison musste Mittelfeld-Dribbler Darko Churlinov ab und zu vorne aushelfen, aus der Knappenschmiede waren die Stürmer Rufat Dadashov (zwei Einsätze), Keke Topp und Bleron Krasniqi (je ein Einsatz) dabei. Alles Notlösungen.
In dieser Saison wird es keine Ergänzung mehr geben - da konzentriert sich alles auf Terodde. Und der setzt alles auf Aufstieg. Die Vertragsverlängerung soll nicht seine letzte gut gelaunte Videobotschaft in dieser Saison sein.