Gelsenkirchen. Nach dem Schock-3:4 gegen Rostock begann Schalke 04 schnell mit der Ursachenforschung. Lag es daran, dass der Mannschaft ein Plan B fehlte?
Das große Drama hatten die Fans des FC Schalke 04 unter den 28.790 Zuschauern kommen sehen. Unentschieden stand es gegen Hansa Rostock, als die Gäste in der fünften Minute der Nachspielzeit zum letzten Mal konterten. Der Ball flog in den S04-Strafraum, Nils Fröling rauschte heran und verwandelte zum 4:3 (2:2)-Endstand für den Abstiegskandidaten aus Mecklenburg-Vorpommern. Die Schalker, seitdem Aufstiegskandidat a. D., waren schockiert, von einem "Stich ins Herz" sprach Torjäger Simon Terodde. Die Ursachenforschung begann dennoch schnell. Woran lag es - weil Schalke in der Offensive ein Plan B fehlte?
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Auffällig: Auch ohne den verletzten Linksverteidiger Thomas Ouwejan lief viel über die linke Seite - und alle drei Terodde-Tore entstanden so. Beim 1:1 verlängerte Marius Bülter eine Flanke von Kerim Calhanoglu mit dem Kopf, Terodde hatte sich am langen Pfosten davongeschlichen. Beim 2:2 traf Terodde direkt nach einer Calhanoglu-Flanke, beim 3:3 verwandelte er eine Vorlage von Marcin Kaminski. "Simons Leistung geht leider ein wenig unter", sagte Trainer Dimitrios Grammozis, der zum achten Mal in dieser Saison eine Niederlage erklären musste.
Schalke-Trainer Grammozis: "Abschlüsse gab es genug"
Grammozis erklärte, das Spiel seiner Mannschaft sei nicht eindimensional gewesen, wie es viele Fans nach dem Abpfiff anmerkten. "Ich finde das ein wenig übertrieben, muss ich sagen. Wenn man drei Tore schießt, kann das Offensivspiel nicht das Problem gewesen sein heute. Denn Schüsse und Abschlüsse gab es genug", erklärte Grammozis. Zwei Zahlen geben Grammozis Recht: Schalke hat die drittmeisten Tore der Zweiten Liga erzielt (49) und so oft aufs Tor geschossen (416) wie keine andere Mannschaft.
Abschlüsse habe es nicht nur über die linke Seite und mit Terodde als Zielspieler gegeben: "Als es 0:0 stand, hatte Marius Bülter zwei gute Chancen. Andere Jungs waren auch in Torschussbereichen, wurden aber geblockt oder haben den Ball nicht getroffen." Es sei aber die falsche Erwartung, flüssige Kombinationen gegen einen abwehrstarken Gegner durchs Zentrum zu erwarten. "Wenn wir gegen einen tiefstehenden Gegner spielen, kannst du dich nicht klein-klein durchs Zentrum kombinieren. Bei den Toren haben wir das gut gemacht - den Gegner ins Zentrum gelockt, dann nach außen gespielt und die Flanke geschlagen."
Für seinen Lieblings-Spielzug wollte sich Grammozis auch nicht entschuldigen: "Wenn man dadurch Tore erzielen kann, warum soll man dann etwas anderes machen? Soll ich sagen, wir machen es diesmal nicht, weil wir einmal anders ein Tor schießen wollen?" Also dürfte auch im kommenden Spiel beim FC Ingolstadt (Sonntag, 13.30 Uhr/Sky) Schalkes Matchplan ähnlich sein - und dann kann auch Ouwejan (muskuläre Probleme) wohl wieder spielen.
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Wie schwer es ist, Schalkes größte Stärke zu verteidigen, sagte Rostocks Trainer Jens Härtel. Der deutete wenigstens an, Schalke habe vor allem einen genialen Plan A. "Wir wussten, wie Schalke die Tore macht - über außen, und dann läuft Terodde ein. Es ist ärgerlich, dass du drei Tore nach einem Strickmuster bekommst, obwohl du die ganze Woche darauf hingearbeitet hast, dass dir das nicht passiert", sagte Härtel und ergänzte: "Wir wollten die Flanken verhindern - aber wenn du das nicht kannst, musst du im Strafraum besser dran sein. Klappt das nicht, kriegst du gegen Terodde die Bälle um die Ohren geschossen."
Rostocks Trainer Härtel: "Zentrum gegen Schalke gut zugemacht"
Sein Mittelfeld aber lobte Härtel: "Das Zentrum haben wir gut zugemacht." Und genau das ist ein Schalker Problem. Auch gegen Rostock waren die Schalker zu ungefährlich, trotz neuer Besetzung mit Rodrigo Zalazar. Es mag einen Plan B gegeben haben - gut funktionierte er nicht.