Gelsenkirchen. Wer spielt bei Schalke 04 auf der Schlüsselposition im defensiven Mittelfeld? Es gibt zwei Kandidaten - aber auch eine Überraschungslösung.
Im Fußball des 21. Jahrhunderts gehört die Position im zentralen defensiven Mittelfeld, im Fachjargon auch „Sechs“ genannt, zu den Schlüsselpositionen. Der sogenannte Sechser leitet oft die Angriffe ein, bestimmt das Spieltempo und muss bei einem Ballverlust die Defensive dirigieren. Nicht selten ist er Mitglied des Mannschaftsrats oder Kapitän. Auch beim FC Schalke 04 ist das nicht anders. Doch beim Zweitligisten ist um die Sechs ein Kampf entbrannt. Zuletzt hat Florian Flick (21) Victor Palsson (30) den Stammplatz abgeluchst.
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Zweimal stand Flick in der Startelf – zunächst, weil Palsson verletzt war. Zuletzt im Spiel beim Karlsruher SC (1:1) saß der Routinier 90 Minuten lang auf der Bank. Auf Nachfrage dieser Zeitung begründete Trainer Dimitrios Grammozis das so: „Wir haben Flo spielen lassen, weil wir das Gefühl hatten, dass er einen Tick besser im Spiel mit Ball ist als zum Beispiel Victor.“ Damit spielt Grammozis vor allem auf das Tor zum 2:0-Endstand gegen Paderborn vor zwei Wochen an, als Flick mit einem präzisen Steilpass Darko Churlinov den Treffer ermöglichte. „Das Tor gehört Flo zu 50 Prozent“, sagte Churlinov anschließend.
Schalke: Palsson-Vorteile im Kopfballspiel
Doch auch Palsson hat seine Stärken. Grammozis formulierte das so: „Victor hat uns in vielen Spielen defensiv sehr viel Stabilität gegeben“, erklärte er. Obwohl er in drei Spielen fehlte und in einem erst kurz vor Schluss eingewechselt wurde, steht er in der Zweitliga-Tabelle der gewonnenen Kopfballduelle mit einer hervorragenden Zahl (110) auf dem zehnten Platz. Wenn Gegner versuchen, mit hohen Befreiungsschlägen Konter einzuleiten, scheitern sie oft an der isländischen Mauer im Mittelkreis. Zudem ist Palsson ein Führungsspieler, gibt in der Umkleidekabine im Gegensatz zu Flick den Ton an. Negativ: Er legte erst zwei Treffer vor, foult etwas zu oft. Bereits 33 Fouls brachten ihn im Zweitliga-Vergleich auf Platz sieben. Clevere taktische Fouls waren nicht immer dabei – beim 1:2 im Heimspiel gegen den Karlsruher SC sah er die Rote Karte, als es noch 1:1 stand. Und beim 1:1 in Bremen hätte er für eine grobe Grätsche ebenfalls vom Platz fliegen können, der Schiedsrichter beließ es aber bei einer Gelben Karte.
Flick oder Palsson – wer läuft nun am Samstag auf, wenn Schalke auf den abstiegsbedrohten FC Hansa Rostock trifft (Samstag, 13.30 Uhr/Sky)? „Gegen Hansa werden wir ein Konstrukt bauen, was eine gute Mischung ist. Man darf nicht den Gegner unterschätzen und denken: Wir werfen alles nach vorne, weil nur Hansa Rostock kommt. Hansa hat wirklich gute Jungs im Konter- und Umschaltspiel. Wir müssen schauen, dass wir eine gute Restverteidigung haben. Deshalb gilt es, zwischen eigener Balldominanz und selbst Chancen zu kreieren auch die zweite Phase im Kopf haben – was passiert, wenn wir den Ball verlieren“, sagte Grammozis. Gemeinsam mit seinem Trainerteam werde er sich zusammensetzen und gut darüber nachdenken, fügte er hinzu.
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Möglicherweise denken die Schalker auch über eine dritte Variante nach. Ko Itakura (25), bisher immer in der Abwehrkette aufgestellt, kann auch auf der Sechs spielen. Bestätigt auch Grammozis: „Ko ist jemand, der das kann.“ In einigen Spielen rückte der japanische Nationalspieler in Ballbesitz bereits ins Mittelfeld vor und verteilte den Ball. Itakuras Quote an angekommenen Pässen (91 Prozent) spricht für ihn, nur zwei Zweitliga-Spieler waren bisher besser. Zudem gehen bereits zwei Treffer auf sein Konto – Flick und Palsson sind bisher leer ausgegangen.
Schalke hat genug Alternativen in der Abwehr
In der Abwehrreihe hätte Grammozis genügend Alternativen: Malick Thiaw, Salif Sané, Marcin Kaminski, Marius Lode und Henning Matriciani könnten auch die drei Positionen übernehmen.
Palsson, Flick – oder gar Itakura? Eine knifflige Aufgabe für Grammozis. Eine Antwort gab er am Donnerstag noch nicht.