Gelsenkirchen. Rechts war Schalkes größte Baustelle. Gegen Paderborn drehte dort Darko Churlinov auf – obwohl das überhaupt nicht seine Lieblingsposition ist.
Darko Churlinov konnte es nicht fassen. Außenpfosten. Die 10.000 Fans des FC Schalke in der Arena sprangen erst auf, dann stöhnten sie, als Thomas Ouwejan im Spiel gegen den SC Paderborn 07 den Ball scharf vors Tor brachte, perfekt in den Lauf von Darko Churlinov, der am langen Pfosten lauerte. Und an den Pfosten schoss. Churlinov zog sein Trikot vors Gesicht, biss in den Stoff, hüpfte auf der Stelle.
Dieses Tor zum 2:0 wäre so wichtig gewesen für Schalke, alle wussten es, auch Churlinov. Die vergebene Chance hätte sich rächen können. Eine gute halbe Stunde später standen die Schalker aber doch zur Welle vor der Nordkurve, drei Punkte mehr auf dem Konto. Großen Anteil daran hatte: Darko Churlinov, der vor der Kurve eine Schalke-Fahne schwenkte.
Schalkes Matchwinner Darko Churlinov sagt: „50 Prozent vom Tor gehören Flick“
- Spielbericht:Schalke gelingt Wiedergutmachtung beim 2:0 gegen Paderborn
- Stimmen zu Spiel:Martin Fraisl hatte einen „geilen Torwart-Tag“
- Einzelkritik: Churlinov mit Bestnote – aber Schalkes Mittelfeld ist zu unauffällig
Der 21-jährige Flügelstürmer hatte in Düsseldorf noch auf der Bank gesessen hatte, gegen Paderborn durfte er von Anfang an spielen. Er war schon in der eher schwächeren ersten Hälfte Schalkes auffälligster Spieler, nach der Pause drehte er dann richtig auf. Und eine Viertelstunde vor Schluss holte er das nach, was er zuvor liegenlassen hatte: Nach einem Pass von Florian Flick blieb er aus halbrechter Position eiskalt, traf platziert zum 2:0 ins lange Eck. Churlinov sorgte für die Entscheidung, den Endstand gegen die Paderborner, die zuvor mehrere gute Ausgleichschancen vergeben hatten.
„Das war ein überragender Pass. 50 Prozent von dem Tor gehören ihm“, sagt Churlinov über Vorbereiter Flick. Von der vergebenen ersten Großchance habe er sich nicht verrückt machen lassen: „Da gibt es keine Ausrede. Den muss ich einfach reinmachen. Ich bin aber stark genug im Kopf und hatte keine Zweifel bei der zweiten Chance. Ich wusste, dass ich Einen machen muss, um das gutzumachen.“
Er machte ihn, sicherte so die drei Punkte, mit denen Schalke wieder an die Spitzenränge in der Tabelle Anschluss fand. Churlinov Auftritt könnte aber noch mehr wert gewesen sein.
Churlinov machte ein starkes Spiel auf der Schalker Problemposition
Denn die größte Baustelle in der Schalker Mannschaft – das ist aktuell der rechte Flügel, da waren sich in den Tagen vor dem Heimspiel gegen den SC Paderborn 07 alle einig. Andreas Vindheim und Mehmet Can Aydin sind verletzt, Reinhold Ranftl schafft es nicht einmal in den Spieltagskader und Marius Bülter konnte in Düsseldorf nicht überzeugen. Jetzt brachte Grammozis Churlinov. Und der überzeugte voll. „Ich hab meinen Job sehr ordentlich gemacht, finde ich“, urteilt Churlinov zurückhaltend über sich selbst.
Auch interessant
Trainer Grammozis sagte nach der Partie im Interview bei Sky: „Darko ist jemand, der uns in der Offensive immer wieder Lösungen gibt, auch gegen tiefstehende Gegner Eins-gegen-Eins-Duelle gewinnt.“
Das ist Churlinovs Stärke. Defensiv, das räumt der Nationalspieler Nordmazedoniens ein, hat er Schwächen. „Ich arbeite gerne auch defensiv, aber ich kann es nicht so gut wie Malick oder Ko“, sagt Churlinov. Er habe aber großes Vertrauen in Malick Thiaw und Ko Itakura hinter ihm.
Churlinov kann sich auf Itakura und Thiaw hinter sich verlassen
Das Zusammenspiel lobt auch der Trainer: „Er hat die Seite weitestgehend zugemacht. Das ist nicht einfach für ihn. Er hat es mit Unterstützung von Ko und Malick sehr gut gemacht“, fand Grammozis. Ob er damit Schalkes Lösung für die Dauer-Baustelle auf rechts ist? Das wurde auch Churlinov gefragt. Seine bescheidene Antwort: „Der Trainer entscheidet, wer da spielt und wie. Wir Spieler sind dazu da, um das dann auf dem Feld zeigen.“
Auch wenn Churlinov auf rechts aufdrehte – seine Lieblingsposition ist das nicht, das sagt er offen. Die sei der linke Flügel. Aber: „In dieser Formation spielen wir nicht mit Flügeln und ich habe keine Probleme, wenn ich die rechte Außenbahn besetzen muss. Mir ist wichtig, was die Mannschaft weiterbringen kann“, so Churlinov. Am Freitagabend konnte er das.
- Alle Artikel zum Sport in Gelsenkirchen und Buer finden Sie hier
- News und Hintergründe zum FC Schalke lesen Sie hier