Gelsenkirchen/Düsseldorf. Vor dem Gastspiel des FC Schalke 04 bei Fortuna Düsseldorf spricht Torhüter Fabian Giefer im Interview über die Lage bei seinen Ex-Klubs.
Fabian Giefer sitzt gerade auf dem Ergometer, als diese Zeitung ihn zum Interview erreicht. Der 31-Jährige ist nach dem Zweitliga-Abstieg mit den Würzburger Kickers am Ende der Vorsaison ohne Verein und hält sich fit für eine neue Herausforderung. Doch zunächst wird Giefer interessiert auf das Duell seiner früheren Vereine Fortuna Düsseldorf und Schalke 04 schauen, die am Sonntag (13.30 Uhr/Sky) in der 2. Bundesliga aufeinandertreffen. Wir haben mit dem Keeper, der in Düsseldorf wohnt und das Spiel am Sonntag im Stadion verfolgen wird, über seine Ex-Klubs und seine persönliche Situation gesprochen.
Fabian Giefer, seit dem letzten Sommer sind Sie ohne Verein. Was treiben Sie aktuell so?
Fabian Giefer: Ich bin vor einem guten halben Jahr erstmals Vater geworden und genieße gerade die Zeit mit meiner Familie. So eine lange Pause hatte ich nicht unbedingt geplant, sie tut mir aber gut. Der Fußball ist aber nach wie vor meine absolute Leidenschaft. Daher hoffe ich, dass bald noch mal eine interessante Tür für mich aufgehen wird. Ich bin körperlich gerade in einer top Verfassung und stehe auch fußballerisch voll im Saft. Ich bin bereit für eine neue Herausforderung.
Wie läuft denn die Vereinssuche?
Das ist Fabian Giefer
Fabian Giefer stammt aus dem Nachwuchs von Bayer Leverkusen. 2012 wechselte er zu Fortuna Düsseldorf, 2014 zog er weiter zu Schalke. Dort blieb der Keeper bis 2017. Das letzte halbe Jahr spielte er leihweise für Bristol City in England. Es folgten Wechsel zum FC Augsburg und den Würzburger Kickers.
Giefer kommt unter anderem auf 46 Einsätze in der Bundesliga, 43 Einsätze in der 2. Bundesliga und zehn Einsätze in der englischen Championship.
Giefer: Der Torwartmarkt ist im Grunde ja sehr überschaubar. Sollte ein Verein Bedarf haben und es von beiden Seiten passen, würde ich es gerne machen. Wie schnell es in diesem Geschäft gehen kann, habe ich selbst schon erlebt, als ich bei Schalke einst fast ein Jahr verletzt war und nach nicht einmal einer Woche Training plötzlich in England im Tor stand, nachdem ich nach Bristol verliehen wurde.
Haben Sie bestimmte Ansprüche?
Giefer: Der Markt bietet zu viele interessante Optionen. Da möchte ich nichts nach Orten oder Ligen ausgrenzen. Ich bin jetzt in einem sehr guten Alter, aber auch keine 20 mehr. Deshalb stehe ich nicht unter Druck, das erstbeste Angebot anzunehmen. Aber der sportliche Ehrgeiz ist einfach noch da.
Am Sonntag treffen mit Düsseldorf und Schalke zwei Ihrer früheren Arbeitgeber aufeinander. Wie intensiv verfolgen Sie beide Klubs?
Giefer: Ich verfolge die Entwicklungen der beiden Vereinen sehr intensiv. Mit beiden verbinde ich besondere und emotionale Erinnerungen. Die 2. Bundesliga ist wirklich sehr interessant geworden, gerade in dieser Saison. Inzwischen schaue ich sie sogar lieber als die Bundesliga. Die Konstellation ist einfach spannender. Es sind große Namen dabei, jeder kann jeden schlagen.
Inklusive der halbjährigen Leihe zu Bristol haben Sie drei Jahre auf Schalke verbracht, aber nur drei Spiele bestritten. Auch verletzungsbedingt. Wie blicken Sie auf die Zeit zurück?
Giefer: Sportlich lief es für mich nicht wie gewünscht, mein Körper hat nicht mitgemacht. Ich habe mich schon in meiner ersten Vorbereitung schwer an einer Sehne verletzt. Und als ich nach einem halben Jahr endlich auf dem Platz stand, dauerte es nur eine Halbzeit, ehe sich meine Sehne wieder verabschiedet hatte. Danach war ich elf Monate raus. Das war natürlich bitter. Abgesehen davon hatte ich mit Ralf Fährmann einen sehr starken Konkurrenten, der damals hervorragend gehalten hat. Insgesamt war es dennoch eine tolle Zeit, da wir sportlich extrem erfolgreich waren und eine Mannschaft mit viel Qualität und guten Charakteren hatten.
Wie bewerten Sie die bisherige Saison von S04 und wie schätzen Sie die Chancen auf die Bundesliga-Rückkehr ein?
Giefer: Der Verein hat mich positiv überrascht. Nach so einem heftigen Absturz war es alles andere als selbstverständlich, gleich wieder oben anzugreifen. Das weiß ich aus eigener Erfahrung. Es ist auch dank Rouven Schröder mehr Ruhe reingekommen, das tut Schalke auf jeden Fall gut. Wenn man sieht, wie viele Spielerwechsel es vor der Saison gab, muss man auch dem Trainer ein Kompliment machen, wie schnell er daraus eine funktionierende Einheit gemacht hat. Dass nicht alles auf Anhieb klappen konnte, ist ja klar – gerade nach der letzten Saison. Schalke hat sich gut gefangen. Dazu haben sie mit Simon Terodde einen Stürmer, der für Zweitliga-Verhältnisse eine Sensation ist.
Sprechen wir über Ihre Zeit in Düsseldorf: Sie kamen nach dem Aufstieg 2012 und haben im folgenden Jahr jedes Spiel gemacht. War das die beste Saison Ihrer Karriere?
Giefer: Das kann man wohl so sagen. Es war zudem die Saison, in der ich am meisten gelernt habe. Ähnlich wie Schalke jetzt hatten wir damals ein nahezu komplett neues Team. In der Hinrunde haben wir für große Euphorie in der Stadt gesorgt, das Stadion war fast immer ausverkauft. Leider hat das Jahr mit dem Abstieg ein bitteres Ende genommen. Aber das passte zur Fortuna-Welt; da geht es nun mal auf und ab.
Heute läuft die Fortuna Ihren Ambitionen hinterher und steht im Tabellenkeller. Wo sehen Sie die Gründe dafür?
Auch interessant
Giefer: Es war in den letzten Monaten sehr unruhig im Verein. Ich hoffe, sie besinnen sich wieder aufs Sportliche und kriegt die Probleme schnell in den Griff. Die Mannschaft an sich finde ich sehr stark. Und mit Alex Jobst haben sie auf der Vorstandsebene einen absoluten Vollprofi dazu geholt.
Wie denken Sie über den Trainerwechsel unter der Woche?
Giefer: Ich war positiv angetan, wie lange die Fortuna an Christian Preußer festgehalten hat. Es hätte mich gefreut, wenn sie weiter geduldig geblieben wären und es sich am Ende ausgezahlt hätte. Auf der anderen Seite verstehe ich aber auch, dass der Verein einen neuen Impuls setzen wollte. Das führt der Mannschaft deutlich vor Augen, dass es langsam Zeit wird, das Ruder rumzureißen. Denn es gilt, die Situation keinesfalls zu unterschätzen. Konkurrenten wie Aue oder Sandhausen sind erfahren im Abstiegskampf und haben viel Qualität im Kader.
Wie lautet Ihr Tipp für Sonntag?
Giefer: Die Fortuna gewinnt 3:2. Als wir in der Saison 2012/13 gegen Schalke gespielt haben, lagen wir lange 0:2 hinten. Dann sind wir auf 2:2 zurückgekommen und hätten das Spiel um ein Haar noch für uns entschieden. Die Fortuna soll am Sonntag gewinnen - und Schalke aufsteigen.