Gelsenkirchen. Schalke gegen Schalke: Am Samstagabend tritt S04 beim FC Erzgebirge Aue an, dem “Schalke des Ostens“. Das wird eine schwierige Aufgabe.
Lustig war es gemeint, was der FC Erzgebirge Aue über Twitter am Freitagnachmittag veröffentlichte – aber es klang zusätzlich fast wie eine Drohung. Die Auer posteten ein Bild ihres Stadions, von dichtem Schneefall weiß bedeckt, und schrieben an die Adresse des FC Schalke 04: „Ihr solltet euch warm anziehen, wenn ihr zu uns kommt.“ Allein aufs Wetter ist das aber nicht bezogen, der Respekt der Königsblauen vor dem Zweitligaduell am Samstag (20.30 Uhr/Sport 1/Sky) beim sogenannten Schalke des Ostens ist groß.
„In Aue ist es immer sehr schwer“, sagte Trainer Dimitrios Grammozis. „Es gibt viele Parallelen zu Schalke: Die Region ist fußballverrückt, hat eine Bergbau-Geschichte, der Verein kommt von der Maloche.“ Um sich besser auf die Witterungsbedingungen vorzubereiten, sind die Königsblauen bereits am Freitag Richtung Osten geflogen. Der einzige Grund ist das nicht: Grammozis kennt die sportliche Bedeutung dieses Spiels beim Abstiegskandidaten genau und setzt auf frühzeitige Konzentration in der Abgeschiedenheit.
Deshalb griff er während der Woche zu ungewöhnlichen Maßnahmen. Zum ersten Mal in seiner Amtszeit trainierte er während der kompletten Woche unter Ausschluss der Öffentlichkeit. „Ich bin nicht der Typ dafür, aber wir wollten noch ein, zwei Sachen einstudieren“, sagte Grammozis.
Schalke: Sturmplatz neben Terodde ist umkämpft
In der Tabelle ist sein Team nach dem 1:1 gegen Kiel nur noch Sechster. Noch immer sind St. Pauli und Darmstadt in der Tabelle enteilt, durch eine Siegesserie droht nun Werder Bremen davonzuziehen. Bei einer Niederlage in Aue wären die drei Aufstiegsplätze zwar nicht unerreichbar entfernt – aber die Spiele, um den Rückstand aufzuholen, würden weniger. Grammozis sieht sich zudem mit klaren Ansagen konfrontiert. „Wir können aufsteigen“, sagte Sportdirektor Rouven Schröder. „Das Ziel der Mannschaft ist klar: Wir wollen aufsteigen“, erklärte Victor Palsson. Dass die Mehrheit der Mitarbeiter auf der Geschäftsstelle Gehaltseinbußen verkraften muss, wenn Schalke den Sprung in die Bundesliga verpasst, ist im Teamkreis angekommen. Und sorgt für zusätzlichen Erfolgsdruck.
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Grammozis befindet sich zum ersten Mal in dieser Saison in einer Luxus-Situation. Er kann schlechte Leistungen nicht mehr darauf zurückführen, dass die Bank zu schwach besetzt ist oder die Stammelf nicht eingespielt ist. Schalke hat einen breiten, für Zweitliga-Verhältnisse sehr gut besetzten Kader beisammen. „Wir sind im Leistungsfußball“, sagt der Trainer. „Ich muss den Jungs nicht jede Woche erklären, warum sie nicht spielen. Es geht um Schalke. Wir brauchen diesen Konkurrenzkampf. Da muss sich der eine oder andere in seinem Ego zurücknehmen.“
Mutige Worte. Mehrere Positionen sind hart umkämpft, zum Beispiel die Innenverteidigung, der Platz auf der rechten Abwehrseite oder zwei Positionen im zentralen Mittelfeld. Im Sturm kämpfen sogar drei Spieler um den Platz neben Zweitliga-Top-Torjäger Simon Terodde (13 Treffer).
Schalke-Stürmer Bülter - unzufrieden auf der Bank
Erneut werden renommierte Spieler wie zum Beispiel Kapitän Danny Latza nur auf der Bank sitzen. „Danny weiß, dass er nach seiner langen Verletzung noch nicht bei 100 Prozent ist. Er wird peu a peu an die Mannschaft herangeführt“, sagte Grammozis über den 32-Jährigen. Persönliche Probleme habe er mit Latza nicht. „Warum sollte ich Probleme mit Danny haben? Er ist ein wichtiger Faktor für uns“, so der Trainer. Stürmer Marius Bülter (sechs Tore), in Kiel 63 Minuten lang nur auf der Bank, hatte sich wenig glücklich über seine Rolle gezeigt. „Mich ärgert es, dass ich draußen gesessen habe“, grummelte Bülter. Bei einer Pleite in Aue könnten weitere Konflikte entstehen.
Damit es dazu nicht kommt, müsse seine Mannschaft geduldiger sein als beim 1:1 gegen Kiel, meint Grammozis: „Die Mannschaft war genau wie wir im Trainerteam sehr enttäuscht über das Unentschieden. Wir müssen gegen Aue über 90 Minuten unser bestes Gesicht zeigen, nicht nur über 55. Wir müssen Geduld haben, auch wenn das erste Tor nicht in der ersten Halbzeit fällt.“
Schalke-Trainer Grammozis: "Wunderschönes Stadion"
Und so schlimm sei Aue schließlich doch nicht. „Das Auswärtsspiel dort wird immer als ganz spezielles Spiel dargestellt. Die Gegebenheiten sind aber super. Sie haben in Aue ein wunderschönes Stadion, ich hätte mir gern mehr Fans gewünscht.“ Zugelassen sind lediglich 1000. Aues Teamchef Marc Hensel aber sagt: „Wir haben große Hoffnung, dass die Rückkehr der Zuschauer uns so antreibt, dass wir punkten können.“ Auch das klingt fast wie eine Drohung.