Gelsenkirchen. Gegen Kiel hat Simon Terodde eine gelungene Rückkehr gefeiert. Doch die Zahlen beweisen: Schalke kann es auch ohne den Top-Stürmer.
Er hat es schon wieder getan. Im Heimspiel gegen Holstein Kiel war es abermals Top-Stürmer Simon Terodde, der Schalke 04 gerettet hat. Durch den Treffer des 33 Jahre alten Angreifers reichte es für die Gelsenkirchener zumindest noch für einen Punkt zum Auftakt des Zweitliga-Jahres 2022.
Wegen eines Muskelfaserrisses und einer Corona-Infektion hatte Terodde zuletzt vier Ligaspiele verpasst. Mit dem wichtigen Tor meldete er sich eindrucksvoll zurück. „Das Dasein von Simon ist wahnsinnig wichtig für uns, denn er ist einfach der beste Spieler in der Zweiten Liga“, schwärmte Torwart Martin Fraisl nach dem Spiel, in dem Terodde bereits sein 155. Tor in der 2. Bundesliga gelungen ist – einsamer Rekord. Schon wegen dieser Zahlen wird der Stürmer auf Schalke enorm respektiert. Er ist in der Kabine und auf dem Feld ein Anführer bei den Gelsenkirchenern.
Schalke-Stürmer Simon Terodde mir nur 25 Ballaktionen gegen Kiel
Allein 13-mal traf er in seinen 15 Saisoneinsätzen, was ihn zum besten Torjäger des Klubs macht. Auch gegen Kiel wurde wieder deutlich: Findet Schalke Terodde im gegnerischen Strafraum, wird es brandgefährlich. Vor der Pause traf er nach Hereingabe von Victor Pálsson bei seiner ersten Chance die Latte, bei seiner zweiten Gelegenheit behielt er die Nerven und netzte zum 1:1. „Simon gibt uns die Sicherheit, dass wir in jeder Situation, in der er im Strafraum ist, ein Tor erzielen können – das bringt ein Simon Terodde mit sich“, erklärte Fraisl. Dabei ist es nicht ungewöhnlich, dass Terodde wenig ins Kombinationsspiel eingebunden ist. Gegen Kiel etwa berührte er nur 25-mal den Ball.
Klar ist aber auch: Außerhalb des Strafraums fühlt sich Terodde nicht so wohl. Der 1,92 Meter große Stürmer war nie bekannt für seine Laufintensität oder besonders gutes Pressing – und wird das mit seinen 33 Jahren wohl auch nicht mehr ändern. Anders als etwa Marvin Pieringer (23, ein Saisontor), der Terodde vor der Winterpause vertrat, weicht er nicht auf den Flügel aus und holt sich nur selten die Bälle in der eigenen Spielhälfte ab. Das macht das Offensivspiel weniger flexibel und für den Gegner ausrechenbarer. „Simon ist von seinem Laufvolumen kein Marvin Pieringer“, weiß auch Trainer Dimitrios Grammozis. „Marvin ackert schon mehr.“
Schalke baut voll auf Simon Teroddes Qualitäten
Einen negativen Einfluss aufs Spiel der Schalker hatte das gegen Kiel zumindest in der ersten halben Stunde nicht, als das Pressing der Königsblauen sehr gut funktionierte und die Grammozis-Elf auch deshalb drückend überlegen war. „Wir hatten viele gute Ballgewinne, wo wir dann den Ball noch besser in den freien Raum hätten bringen können. Wäre uns das gelungen, hätten wir Simon mehr in Position gebracht“, analysierte Fraisl. Denn genau das ist der Plan, wenn Terodde auf dem Feld steht. Der Gegner soll so weit wie möglich in die eigene Hälfte zurückgedrückt und der Ball immer wieder in den Strafraum gebracht werden – wo der Schalker Top-Stürmer nur darauf wartet, seine Abschlussqualitäten ausspielen zu können. Grammozis: „Wenn wir Simon in Strafraumnähe haben, wird er die eine oder andere Chance bekommen.“
Zahlen: Mehr Tore und Punkte ohne Terodde
Schalke mit Simon Terodde: 15-mal stand der Stürmer in der laufenden Saison in der Startelf. Dabei erzielte Schalke 24 Tore (13 davon machte Terodde selbst). Aber: Es gab durchschnittlich nur jeweils 1,6 Tore und Punkte pro Partie.
Schalke ohne Simon Terodde: Viermal fehlte Terodde S04 in der laufenden Saison verletzt. In diesen Spielen schoss Schalke 11 Tore (durchschnittlich 2,75 Tore pro Spiel) und holte im Schnitt 1,75 Punkte - also mehr als mit dem Stürmer.
Gegen Kiel allerdings wurde Terodde zu selten gefunden und die Führung blieb aus. Und mit zunehmender Spieldauer zahlte Schalke den Preis für den enorm hohen Aufwand in der ersten Halbzeit. Das Pressing funktionierte immer weniger und die Kieler Verteidiger bekamen mehr Raum und Zeit für den Spielaufbau – auch, weil Terodde nach längerer Pause körperlich noch nicht bei 100 Prozent war. Grammozis allerdings ließ ihn die vollen 90 Minuten auf dem Feld. Weil Ersatzmann Pieringer gesperrt fehlte und Terodde laut des Trainers „die Qualität hat, aus dem Nichts ein Tor zu erzielen“.
Schalke-Trainer Grammozis: "Brauchen eine gute Mischung"
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Am Sonntag ging dieser Plan noch auf. Ob dieses Urvertrauen auf die Tore von Terodde allerdings der Schlüssel zum Aufstieg ist, darf bezweifelt werden – zumal die Schalker schon bewiesen haben, dass es auch ohne ihren Top-Stürmer gut funktionieren kann. In den vier Spielen ohne Terodde hat Schalke im Schnitt mehr Tore geschossen und mehr Punkte geholt als mit ihm. Die Defensivreihen mussten sich in diesem Spielen auf mehr als nur einen Zielspieler einstellen. Die Last wurde bei den Schalkern auf mehrere Schultern verteilt. „Wir brauchen eine gute Mischung“, sagt Grammozis mit Blick auf das Offensivspiel seiner Mannschaft. Und diese Mischung wird mit Blick auf die letzten 15 Spieltage in der 2. Bundesliga entscheidend sein.