Gelsenkirchen. Schalke verpasst in der 2. Bundesliga einen Sprung in der Tabelle. Gegen Kiel reicht es nur zum Remis. Diese Dinge fielen auf. Eine Analyse.
Groß war beim FC Schalke 04 die Vorfreude auf die zweite Hälfte der Zweitligasaison. Doch gegen eine verbesserte B-Elf von Holstein Kiel kam der Bundesliga-Absteiger im Heimspiel nicht über ein 1:1 (0:0) hinaus. Nach starker Anfangsphase baute die Mannschaft von Trainer Dimitrios Grammozis immer mehr ab.
Doch welche Dinge sind beim Remis gegen Holstein Kiel auf Schalker Seite aufgefallen? Eine Analyse.
01: Salif Sané auf Schalke plötzlich wieder eine Option
Als die Schalker um 12.30 Uhr die Aufstellungen für das Spiel gegen Kiel verkündete, gab es reihenweise überraschte Gesichter. Innenverteidiger Salif Sané stand in der Anfangsformation – zum ersten Mal in der laufenden Saison. Bislang kam der 1,96 Meter große Senegalese auf lediglich zwei Kurzeinsätze. Zwischenzeitlich schien es sogar, als sei das lädierte Knie nicht mehr stabil genug für die hohen Belastungen im Profifußball.
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Noch vor einer Woche nach einem Testspiel gegen Fortuna Sittard (1:1) erklärte Schalkes Trainer Dimitrios Grammozis: „Wir müssen die Belastung bei Salif weiterhin steuern. Wir müssen darauf achten, dass wir nicht zu viel mit ihm machen, sodass sein Knie nicht wieder reagiert und er mehrere Tage ausfällt. Mehr als eine Halbzeit ist aktuell nicht möglich.“ Gegen Kiel allerdings stand Sané 69 Minuten auf dem Rasen.
Und der 31-Jährige machte seine Sache weitgehend ordentlich. Die fehlende Spielpraxis war dem Abwehrspieler zwar noch anzusehen, doch im Kopfballspiel erinnerte er schon wieder an den Salif Sané früherer Tage. Fest steht: Bleibt Sané fit, ist er in der 2. Bundesliga ein Unterschiedsspieler – und ein großer Gewinn für Schalke.
02: Der Konkurrenzkampf auf Schalke wird immer größer
Schon ein Blick auf die Schalker Ersatzbank gegen Holstein Kiel zeigt: Trainer Dimitrios Grammozis kann personell immer mehr aus den Vollen schöpfen. So waren etwa Ralf Fährmann, Danny Latza, Florian Flick, Dominick Drexler, Marius Bülter sowie die beiden norwegischen Neuzugängen Andreas Vindheim und Marius Lode nur Ersatz – obwohl sie den Anspruch haben dürften, Stammspieler in der 2. Bundesliga zu sein.
Besonders umkämpft sind die Positionen im zentralen Mittelfeld, wo Blendi Idrizi und Rodrigo Zalazar den Vorzug vor Flick und den Routiniers Drexler und Latza erhalten haben, sowie das Abwehrzentrum. In Marius Lode, Marcin Kaminski (fehlte wegen Corona), Malick Thiaw, Ko Itakura und Salif Sané hat Grammozis inzwischen fünf Top-Spieler für die Dreierkette in seinem Kader zur Verfügung – zusätzlich zu Nachwuchsmann Henning Matriciani.
Durch die Rückkehr von Simon Terodde (zuletzt Muskelfaserriss und Corona) wurde auch der Konkurrenzkampf im Sturm neu entfacht. Etwas überraschend bekam gegen Kiel der dribbelstarke Darko Churlinov den Vorzug vor dem bislang gesetzten Marius Bülter. „Das ärgert mich beides. Aber es gilt, das abzuhaken“, sagte Bülter nach dem Schlusspfiff, als er auf den Bankplatz und das Remis angesprochen wurde.
Nach seiner Einwechslung etwa eine halbe Stunde vor Schluss war Bülter bemüht, er wirkte besonders motiviert – und genau das könnte für die Schalker ein Schlüssel an den verbleibenden 15 Spieltagen sein. Der nun breitere Kader und der stetige Konkurrenzkampf könnten zum Trumpf im Aufstiegsrennen werden.
03: Schalke zeigt gegen Kiel zwei Gesichter
In der ersten halben Stunde spielte Schalke am Samstag guten Fußball. Mit dem hohen Pressing waren die Kieler überfordert, ein frühes Tor lag in der Luft. Simon Terodde, Blendi Idrizi und Salif Sané hatten große Gelegenheiten – doch der Führungstreffer blieb aus. „Wir sind gestartet wie die Feuerwehr. Von hinten hatte ich das Gefühl, es ist nur eine Frage der Zeit, bis das erste Tor fällt“, sagte Martin Fraisl nach dem Spiel treffend.
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Mit zunehmender Spieldauer fanden die Gäste aus Schleswig-Holstein allerdings besser in die Partie – und Schalke zeigte ein anderes Gesicht. Die Kieler zogen sich weiter zurück und bot den Gastgebern kaum noch Räume. „Wir wurden ungeduldig, wollten es erzwingen“, sagte Grammozis zur schwächeren zweiten Halbzeit seiner Mannschaft. Immer wieder ergaben sich für Kiel Gelegenheiten zum Kontern, denn die Restverteidigung von S04 war längst nicht so gut geordnet wie vor der Pause.
Neben dem Tor von Alexander Mühling hatte Kiel sogar noch eine weitere große Gelegenheit: Einen Schuss von Julian Korb (79.). Den konnte der gute Schalker Torwart Martin Fraisl allerdings parieren. Ohne diese Glanztat hätten die Königsblauen sogar als Verlierer vom Platz gehen können – trotz des guten Starts in die Partie.
04: Auch Schalkes Top-Vorbereiter Thomas Ouwejan hat schlechte Tage
Sieben Tore hat Thomas Ouwejan in der laufenden Zweitliga-Saison schon vorgelegt. Der linke Fuß des Niederländers ist längst berüchtigt, seine Flanken gefürchtet. Gegen Holstein Kiel war davon allerdings wenig zu sehen. Zwar erarbeitete sich Schalke einige aussichtsreiche Freistoßsituationen, doch die Flanken des Linksverteidigers waren lange nicht so gefährlich wie noch in der Hinrunde.
Es schien, als sei der linke Zauberfuß von Ouwejan noch in der Winterpause. Auch aus dem Spiel heraus war die 26 Jahre alte Leihgabe von AZ Alkmaar weniger auffällig als in seinem ersten Halbjahr in der 2. Bundesliga. Und obwohl die Schalker auch andere Qualitätsspieler in ihren Reihen haben, brauchen sie die Flanken und Sturmläufe von Thomas Ouwejan.