Gelsenkirchen. Aus den USA und Kanada nach Gelsenkirchen: Christian Chandler und Tidiane Keita aus dem Schalker U-18-Team erleben gerade ein großes Abenteuer.

Wenn’s im Hotel Currywurst gibt, ist der Tag für Christian Chandler und Tidiane Keita gerettet. Die beiden 17-jährigen Fußballer kommen zwar aus den USA (Chandler) und Kanada (Keita), doch Currywurst haben sie schon probiert. „Immer, wenn das gekocht wird, weiß ich: Das ist ein perfekter Tag“, sagt Tidiane Keita und lacht. Er und Christian Chandler spielen seit Sommer im neuen U-18-Team des FC Schalke 04. Dazu gehören 22 Talente aus den USA und Kanada, die der Zweitligist gescoutet hat und die nun eine Saison lang auf Schalke trainieren. Über Weihnachten sind sie aber in der Heimat.

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Vor dem Abflug hat die WAZ Mittelfeldspieler Christian Chandler und Verteidiger Tidiane Keita zum Interview getroffen. Sie sprechen über ihr Fußball-Abenteuer, Aufstehen mit Arena-Blick und das, was sie abgesehen von Currywurst an Stadt und Verein beeindruckt.

Für Euch geht’s jetzt bis Mitte Januar zurück in die Heimat. Wie groß ist die Vorfreude aufs Weihnachtsfest mit der Familie?

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Tidiane Keita: Sehr groß. Ich freue mich einfach, mit der Familie zu feiern und schöne Momente zu genießen. Ich habe sie seit August nur noch per Facetime gesehen.

Christian Chandler: Ich komme ja aus Texas. An Weihnachten fahren wir immer vier Stunden nach Houston und treffen da meine Großeltern, Onkels und Cousins. Ich freue mich sehr, meine Familie wiederzusehen.

Tidiane Keita: „Das Heimweh ist schnell weggegangen“

Wie schwierig war es, so weit weg von zu Hause zu sein? Hattet Ihr mal Heimweh?

Keita: Das war natürlich eine Herausforderung, vor allem im ersten Monat. Aber meine Eltern haben mir gesagt, dass ich positiv bleiben soll. Mit dem Team und den Trainern ist es auch deutlich leichter. Wir sind Tag für Tag zusammen und haben die gleiche Mentalität. Das Heimweh ist deshalb schnell weggegangen.

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Chandler: Bei mir war das Heimweh nicht so groß. Wir sind hier mit 20 anderen US-Jungs, alle sprechen die gleiche Sprache. Da war es leicht, sich einzuleben. Trotzdem: Je näher die Pause rückt, desto mehr freue ich mich, meine Eltern, Geschwister und meinen Hund wiederzusehen.

Deinen Hund?

Chandler: Ja, den vermisse ich sehr (lacht).

Christian Chandler: „Ich habe extrem viel über Taktik gelernt“

Wie lief’s sportlich in den ersten fünf Monaten?

Keita: Sehr gut, das Training hier hat mein Spiel auf ein neues Level gehoben. Früher habe ich als Innenverteidiger viel gedribbelt und dann auch Fehler gemacht. Jetzt kombinieren wir von hinten heraus. Ich bin ein besserer Spieler geworden.

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Chandler: Ich hatte vorher Probleme mit dem Pass- und Positionsspiel. Das hat sich verbessert. Und ich habe extrem viel über Taktik gelernt, wie wir uns als Team bewegen sollen. Das ist hier viel wichtiger als in den USA.

Inwiefern habt Ihr schon die Stadt und den Verein kennengelernt?

Keita: Wir haben uns bestimmte Orte in der Stadt angeschaut. Und letztens waren wir bei der Schalker Tischtennis-Abteilung und haben zusammen Tischtennis gespielt.

Chandler: Ja, wir haben zum Beispiel die Zechen und auch eine spezielle Kirche mit einem Fußball-Fenster gesehen (St. Joseph in Schalke, Anm. d. Red.). Schalkes Geschichte ist beeindruckend, du siehst es überall. An den Graffitis, an den Zechen.

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Tidiane Keita: „Die Fans sind unglaublich“

Was hat Euch daran am meisten beeindruckt?

Chandler: Wie eng die Stadt und der Verein verbunden sind. Erst waren das nur Zechen-Mitarbeiter, die Fußball gespielt haben. Und dann hat sich das zu so einem riesigen Klub entwickelt, bei dem 60.000 Fans zu jedem Heimspiel kommen. Das ist krass.

Keita: Die Leidenschaft in der Stadt für den Verein. Die Fans sind unglaublich. Ich kannte Schalke vorher schon, aber erst jetzt weiß ich wirklich, was dieser Verein bedeutet. Er bringt die Menschen zusammen.

Ihr wohnt ja im Hotel direkt neben dem Stadion. Wie fühlt sich das an?

Chandler: Das ist so, als wenn du dein Ziel auf einen Zettel geschrieben hast und es jeden Tag siehst. Wenn ich aufstehe, sehe ich die Arena und weiß: Das ist mein Ziel, deshalb bin ich hier.

Keita: Wir trainieren ja auch direkt neben dem Stadion. Das gibt dir Energie. Ich will unbedingt irgendwann für Schalke spielen.

Christian Chandler: „Hoffentlich komme ich dann im Mai ins U-19-Team“

Und was ist kurzfristig Euer Ziel?

Chandler: Erstmal geht’s darum, die Akkus in der Pause aufzuladen. Und danach heißt es: kompletter Fokus. Ich will so gut spielen, wie ich kann. Hoffentlich komme ich dann im Mai ins U-19-Team.

Keita: Ich hoffe, dass ich hier einen Vertrag unterschreiben kann. Ich weiß aber, dass auch viele Scouts von anderen Vereinen zusehen. Ich möchte auf jeden Fall in Deutschland bleiben. Hier gibt’s viele gute Klubs, und ich mag die Mentalität hier.