Hamburg. Einzig in der Schlussphase war Schalke gefährlich. Im Aufbau läuft es bei S04 noch nicht rund. 04 Brennpunkte nach der Niederlage auf St. Pauli.
Den Start in die Topspiel-Wochen der 2. Bundesliga hatte sich der FC Schalke 04 mit Sicherheit anders vorgestellt. Beim Zweitliga-Spitzenreiter FC St. Pauli unterliegen die Königsblauen verdient mit 1:2 (0:2) – daran kann auch die ordentliche zweite Halbzeit nichts mehr ändern. Was beim Spiel am Millerntor besonders aufgefallen ist: 04 Brennpunkte.
1: Schalke kann Terodde und Bülter nicht ersetzen
18 der 29 Schalker Saisontore erzielte allein das S04-Sturmduo Simon Terodde und Marius Bülter. Schon diese Statistik unterstreicht, wie wichtig beide für das Spiel der Königsblauen sind. Beim Spitzenspiel gegen den FC St. Pauli fielen sowohl Bülter als auch Terodde aus – und das konnte Schalke nicht kompensieren.
Personell setzten die Königsblauen am Samstagabend auf Marvin Pieringer (22) und Rufat Dadashov, der für gewöhnlich nur in der Regionalliga-Mannschaft ran darf. „Er hat es ordentlich gemacht“, sagte Co-Trainer Sven Piepenbrock nach dem Abpfiff über den Aushilfsstürmer. Mehr aber auch nicht. Denn in seinem ersten Zweitligaspiel blieb der 30-Jährige ohne Torschuss. Nur ganz selten wurde er von seinen Kollegen eingebunden.
Dadashovs Nebenmann Marvin Pieringer war zwar etwas besser im Spiel, aber an vielen gefährlichen Aktionen war auch die Leihgabe des SC Freiburg nicht beteiligt - trotz seiner vier Abschlüsse. Zumindest im Zweikampf konnte Pieringer jedoch überzeugen. Dank seiner guten Technik verwertete er die hohen Bälle, die reihenweise in seine Richtung flogen, immer wieder gut. In Ansätzen zeigt das 22-Jährige, dass er eine Verstärkung für die Königsblauen sein kann. Ein Bülter oder ein Terrode ist er aber noch nicht.
2: Schalke ist im Spielaufbau zu abhängig von Thomas Ouwejan
Gerade in der ersten Halbzeit hat es Schalke im eigenen Ballbesitz kaum geschafft, das Spiel strukturiert aufzubauen. Immer wieder wurde der Ball lang nach vorn geschlagen – auch, weil Linksverteidiger Thomas Ouwejan gut von St. Paulis Offensivspielern zugestellt wurde. Anders als in den vergangenen Wochen war der Niederländer über weite Strecken des Spitzenspiels kaum zu sehen. Und das tut den Schalkern weh, denn seine Flanken gehören zu den gefährlichsten Waffen im Repertoire der Königsblauen.
Wie es laufen kann, wenn Ouwejan freigespielt wird, war in der Schlussphase zu sehen. So führte eine Flanke des 25-Jährigen zum 1:2-Anschlusstreffer durch Rodrigo Zalazar. Auch danach, als Schalke drückte und nah dran war am Ausgleich, war Ouwejan immer wieder gefährlich. So landete einer seiner Schüsse sogar im Tor der Hamburger – der vermeintliche Ausgleich wurde allerdings wegen Abseits aberkannt.
3: Auch Schalke-Torwart Martin Fraisl wackelt
In seinen ersten vier Partien als Nummer eins auf Schalke blieb Martin Fraisl ohne Gegentor. Es schien, als hätten die Königsblauen wieder einen echten Rückhalt zwischen den Pfosten. In den vergangenen Wochen allerdings blieb auch Fraisl nicht immer fehlerfrei. Bei der 1:2-Niederlage beim FC St. Pauli zeigte der Österreicher seine bislang schwächste Leistung seit seinem Wechsel zu den Schalkern.
Schon in der Anfangsphase rutschte Fraisl am Millerntor zweimal weg und schlug den Ball unkontrolliert nach vorn. Unglücklich sah er auch bei Guido Burgstallers Treffer zum 0:1 aus. Der Vollspannschuss des Ex-Schalkers war platziert, doch aus spitzem Winkel wohl nicht unhaltbar. An einem guten Tag wäre dieser Schuss für Fraisl zu halten gewesen.
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Ein weiterer Beleg für sein schwaches Spiel war Fraisls haarsträubende Kopfballabwehr weit außerhalb seines Strafraums. Nachdem der Torwart den Ball völlig falsch eingeschätzt hatte, streifte er ihn nur mit seiner Stirn und legte ihn St. Paulis Offensivmann Daniel-Kofi Kyereh vor die Füße. Die Schalker hatten pures Glück, dass Kyereh es aus rund 35 Metern nicht schaffte, zu für die Hamburger zu erhöhen.
4. Kapitän Danny Latza aktuell nicht unumstritten
Klar, Danny Latza ist nach seiner langen Verletzungspause noch immer nicht bei einhundert Prozent. Dass der Routinier trotz der großen Personalnot am Samstag erst eine Viertelstunde vor dem Abpfiff eingewechselt wurde, war dennoch auffällig. Eigentlich sollte Latza der Kopf des Schalker Spiels sein. Noch kann er diese Erwartungen allerdings nicht erfüllen.
Selbst in den Spielen, in denen er länger auf dem Rasen stand als gegen St. Pauli, konnte er im Saisonverlauf nicht vollends überzeugen. Auf der Position vor der Abwehr hat Abräumer Victor Palsson derzeit die Nase vorn. Davor harmonieren Dominick Drexler und Rodrigo Zalazar immer besser – auch auf St. Pauli zählten die beiden Achter zu den stärksten Schalkern.