Bremen. Schalkes Trainer Dimitrios Grammozis geht eigentlich respektvoll mit Schiedsrichtern um. Nach dem 1:1 in Bremen platzte ihm der Kragen.
Es lief die vierte und letzte Minute der Nachspielzeit im hart umkämpften Zweitliga-Spiel zwischen Werder Bremen und Schalke 04. Die Königsblauen führten mit 1:0, als der Ball in Richtung des Bremers Roger Assalé flog. Der war gerade in Schalkes Strafraum gelaufen. Mit dem Arm nahm Assalé den Ball mit, umkurvte S04-Abwehrspieler Henning Matriciani, fiel theatralisch hin - der Ball landete in den Armen von S04-Torwart Martin Fraisl.
Spiel vorbei? Nein.
Zur großen Überraschung überprüfte Schiedsrichter Tobias Stieler nach Intervention von Video-Assistent Christian Dingert die Szene am Bildschirm und entschied auf Elfmeter. Niclas Füllkrug verwandelte zum 1:1-Endstand. Die Schalker reagierten fassungslos, wütend, verärgert. Sportdirektor Rouven Schröder sprach von der "krassesten Fehlentscheidung", die er je erlebt habe. Und Trainer Dimitrios Grammozis legte in der Pressekonferenz mit deutlichen Worten nach - und das um 23.15 Uhr, eine Stunde nach Abpfiff. Da hatte er sich noch nicht beruhigt.
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"Ich bin schon ein paar Tage im Profifußball dabei. Aber was hier heute passiert ist, da fehlen mir die Worte. Ich habe mir die Szene ich weiß nicht wie oft angeschaut: Es ist Handspiel des Spielers von Werder Bremen, und danach lässt er sich fallen, weil er sich den Ball zu weit vorlegt", schildert Grammozis seine Sicht. Dass kein Foul vorlag, deckte sich auch mit Stielers Einschätzung aus dem Spiel heraus. Einen großen Vorwurf macht Grammozis deshalb Video-Assistent Dingert: "Der Herr Dingert im Videokeller hat keinen Druck wie hier alle im Stadion. Es hat keiner einen hohen Puls im Videokeller. Dingert kann sich die Szene 100.000 Mal angucken. Es ist eine Frechheit, dass er den Stieler zum Bildschirm rausschickt. Und dass dann ein Elfmeter dabei herauskommt, das habe ich noch nie erlebt."
Schalke-Trainer Grammozis sieht die Gelbe Karte
Grammozis hatte sich vor Ausführung des Elfmeters darum bemüht, Stieler über den vierten Offiziellen zu beeinflussen. Denn auf der Ersatzbank hatte er sich über einen kleinen Bildschirm die Szene schon angesehen. Stieler kam zur Seitenlinie, hörte sich Grammozis' Protest an. "Er hat mir gesagt, dass der Spieler von Werder am Fuß getroffen wurde und es ein klarer Elfmeter ist", erklärte der Trainer, der für seinen Protest die Gelbe Karte erhielt. Dann sagte er: "Ich weiß nicht, vielleicht muss Stieler noch einmal den Schiedsrichter-Schein machen. Das ist ja nicht mehr normal, wenn man ein klares Handspiel plus Schwalbe nicht erkennt. Stieler ist Fifa-Schiedsrichter, hat das Fifa-Wappen auf seinem Trikot. Wahnsinn. Ich muss echt aufpassen, was ich hier sage."
Grammozis zog die Szene sogar noch auf eine allgemeine Ebene. "Was heute abgelaufen ist, das sprengt jeden Rahmen. Die Leute sollten sich hinterfragen, ob das der richtige Weg ist. Uns wird vorgegaukelt, dass wir in jedem Spiel respektvoll miteinander umgehen müssen. Machen wir als Trainer eine Hand hoch, heißt es sofort: ,Hände runter'. Oder in anderen Szenen ,Bleib ruhig', ,Setz dich auf die Bank.' Aber wenn so etwas passiert, sollen wir die Ruhe behalten und das laufen lassen? Das war zu viel. Das war eine absolute Frechheit, wie ich sie noch nie erlebt habe. Diesen Leuten ist egal, was in der Kabine ist, ob die Jungs kaputt sind. Die Fans fahren über 1000 Kilometer, um sich das Spiel anzuschauen. Und dann so etwas zu bekommen ist eine Frechheit. Heute ist eine sehr, sehr große Wut da. Ich habe den Jungs gesagt, sie sollen wütend sein und sie können auch wütend sein."
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Auch eine Intervention bei der Bremer Bank brachte keinen Erfolg. Grammozis und Gerald Asamoah, der Leiter der Lizenzspieler-Abteilung, waren vor der Ausführung des Elfmeters zu den Bremern gegangen: "Wir hatten die Möglichkeit, uns unten die Bilder anzugucken. Als ich das gesehen habe, konnte ich nicht mehr ruhig bleiben. Das ist eine glasklare Geschichte, nicht einmal eine Fifty-fifty-Sache. Ich hätte mich sonst mit Asa niemals auf den Weg gemacht."
Schalke holt nur einen Punkt in Bremen
Doch niemand nahm die Entscheidung zurück. Und Schalke fährt nicht mit drei, sondern nur mit einem Punkt zurück ins Ruhrgebiet.