Gelsenkirchen. Trotz der Niederlage bleibt eine Trainerdiskussion auf Schalke vorerst aus. Grammozis hat die Struktur im Spiel seiner Mannschaft vermisst.
Viele Fans des FC Schalke 04 hatten schon weit vor dem Abpfiff das Stadion verlassen. Und die meisten derjenigen, die nach dem Zweitliga-Spiel gegen Darmstadt 98 noch ausharrten, äußerten ihren Unmut und pfiffen. Mittelfeldspieler Rodrigo Zalazar schlich enttäuscht vom Platz und vergoss bittere Tränen. Mit 2:4 (1:2) verloren die Königsblauen – und das verdient. „Es war ein Tag zum Vergessen“, klagte Trainer Dimitrios Grammozis. Die dritte Pflichtspiel-Niederlage in Folge intensivierte bei den Königsblauen zwei Fragen: Ist diese Mannschaft wirklich stark genug für einen Kampf um die drei Aufstiegsplätze in der 2. Bundesliga? Und: Kann es mit Grammozis noch weitergehen?
Zumindest die letzte Frage beantwortete Schalkes Sportdirektor Rouven Schröder kurz und knapp. Eine Trainerdiskussion werde es nicht geben, sagte er. Auch Kapitän Danny Latza ließ keine Kritik an Grammozis zu: „Wir stehen voll und ganz hinter dem Trainer.“ Es sieht so aus, als würde Schalke mit dem 43 Jahre alten Trainer in die schwierige Endphase der Hinrunde gehen – vier der nächsten fünf Gegner sind die Aufstiegs-Mitfavoriten Werder Bremen, FC St. Pauli, 1. FC Nürnberg und Hamburger SV. Es werden die Wochen der Wahrheit.
Schalke-Trainer Grammozis: "Wir haben zu oft mit Herz statt mit Struktur gespielt"
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Was Schalke in diesen Spielen blüht, zeigte vor 51.327 Zuschauern Darmstadt 98 – ebenfalls eine Mannschaft aus dem oberen Drittel der Zweiten Liga, die zudem die beste Offensive stellt. Für die Schalker begann das Spiel gut, durch ein Eigentor von Luca Pfeiffer gingen sie sogar mit 1:0 in Führung (8.). Doch nur drei Minuten später gelang Philipp Tietz das 1:1, und er zog Schalke damit den Stecker.
„Die Art und Weise, wie wir ins Spiel gegangen sind, war gut. Die Jungs hatten richtig Bock. Aber wir haben zu oft mit Herz statt mit Struktur gespielt. Das hat zu Ballverlusten geführt. Damit haben wir den Gegner eingeladen“, sagte Grammozis. Schröder analysierte ähnlich: „Es ging rauf und runter – wir haben aber zu viele Fehler gemacht, Darmstadt war effektiv.“ Danny Latza verlor den Ball in der 24. Minute in der eigenen Hälfte. Mathias Hosnak kam an den Ball, umkurve unwiderstehlich die halbe S04-Verteidigung und erzielte das 2:1. In der 63. Minute schenkte Mehmet Can Aydin unbedrängt seinem Gegenspieler den Ball. Es folgte ein Konter und das 3:1 durch Tietz.
Auch dazwischen war Darmstadt die viel bessere Mannschaft. Die Fans, die schon zur Pause lautstark pfiffen, mussten ein Debakel befürchten. Darmstadts Trainer Torsten Lieberknecht schwärmte: „Die Tore waren blitzsauber herausgespielt. Fußball ist mehr als nur Taktik. Es geht darum, Leidenschaft zu zeigen. Bereit zu sein, über Grenzen hinauszugehen. Und das hat unsere Mannschaft heute gezeigt.“
Grammozis nach Schalke-Niederlage: "Waren heute selbst Schuld"
Die Schalker wurden erst nach dem 1:3 wieder besser, als das Spiel fast entschieden war. Jetzt erarbeiteten sie sich einige Möglichkeiten, auch Torjäger Simon Terodde, der nun seit vier Spielen keinen Treffer mehr erzielt hat, hatte eine große (70.). „Die Chancen waren da“, sagte Grammozis. Der eingewechselte Marvin Pieringer verkürzte erst zwei Minuten vor dem Ende auf 2:3, doch die Hoffnung auf einen Last-Minute-Ausgleich hielt nur kurz: Nur eine Minute später erzielte Benjamin Goller das Tor zum 4:2-Endstand. Wieder war ein fataler Fehlpass vorausgegangen – diesmal von Victor Palsson.
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Nun steht Schalke durch die Länderspiele ein spielfreies Wochenende bevor. „Wir sind nicht nervös. Wir werden die Dinge aufbereiten“, sagte Sportdirektor Rouven Schröder. Grammozis will keine generellen Schwächen aufbereiten oder eine neue Strategie einüben. „Wir werden thematisieren, dass es bestraft wird, wenn wir viele unnötige Fehler machen. Wir waren heute selbst Schuld“, sagte Grammozis. Von Schröder bekommt der Trainer bei aller Kritik Rückendeckung: „Wir werden die Dinge beim Namen – und eins ist klar: Schalke lebt.“