Gelsenkirchen. Der Rekord-Torjäger der 2. Bundesliga heißt Simon Terodde. Der Schalke-Stürmer muss sich den Rekord nicht mehr mit Dieter Schatzschneider teilen.
Dieter Schatzschneider schaute am TV-Gerät zu, als ihm ein wichtiger Rekord entrissen wurde. Bisher war der langjährige Stürmer von Hannover 96 gemeinsam mit Simon Terodde vom FC Schalke 04 erfolgreichster Torjäger der 2. Bundesliga - beiden hatten 153-mal getroffen. Im Spiel gegen Werder Bremen nun erzielte Terodde sein 154. Tor.
Schalke: Terodde war vier Spiele ohne Tor geblieben
Beim 3:0 (1:0) über den FC Ingolstadt hatte Terodde sein elftes Saisontor - und sein 153. insgesamt - erzielt. Seitdem war er im DFB-Pokalspiel bei 1860 München (0:1) sowie in drei Zweitliga-Partien ohne eigenen Treffer geblieben. Am Samstagabend war es dann soweit. Im Auswärtsspiel beim SV Werder Bremen erzielte der Schalke-Stürmer in der 82. Minute per Kopf das 1:0 (Endstand 1:1) für die Königsblauen und sicherte sich somit den alleinigen Rekord. "Ich freue mich für Simon, dass er es geschafft hat", sagte Trainer Dimitrios Grammozis.
Seine Profikarriere hatte Terodde beim MSV Duisburg in der Saison 2008/2009 begonnen. In der Hinrunde kam er zu zwei Einsätzen in der Zweiten Liga. Danach begann für ihn aber eine schlechte Phase. Er verletzte sich oft, kam beim damaligen Drittligisten Fortuna Düsseldorf im Rahmen einer Leihe kaum zum Einsatz. Im Sommer 2009 wollte ihn der MSV nach Teroddes Rückkehr aus Düsseldorf loswerden.
Terodde wechselte daraufhin in die Regionalliga West in die U23 des 1. FC Köln. Doch auch dort saß er zunächst auf der Bank und dachte im Alter von 21 Jahren an das frühe Ende der Profi-Laufbahn. Kölns Trainer Frank Schaefer hielt ihn davon ab. "Ich habe auf der Bank gesessen und schon überlegt, wie mein Weg weitergehen soll", sagte er nach seinem Rekord-Tor gegen Ingolstadt über die schwierige Zeit.
Industriemechaniker, Familienvater: Das ist Simon Terodde
Simon Terodde stammt aus Bocholt und begann seine Fußball-Karriere beim SV Krechting, beim VfL Rhede und beim 1. FC Bocholt, bevor er mit 14 Jahren zum MSV Duisburg wechselte.
In seiner Profikarriere spielte er vor seinem Wechsel zu Schalke 04 für den MSV Duisburg (2. Bundesliga), Fortuna Düsseldorf (3. Liga), Union Berlin, den VfL Bochum (jeweils 2. Bundesliga), den VfB Stuttgart, den 1. FC Köln (jeweils 2. und 1. Bundesliga) und den HSV (2. Bundesliga). Dreimal wurde er Torschützenkönig der Zweiten Liga (2016, 2017, 2019). In der Bundesliga bestritt er 58 Spiele (zehn Tore).
Nach seinem Realschulabschluss absolvierte Simon Terodde eine Lehre zum Industriemechaniker. Parallel zur Fußball-Karriere bildete er sich im Bereich Sportmanagement fort.
Er ist verheiratet mit seiner Frau Laura und hat zwei Kinder.
Mit Schaefers Hilfe befreite er sich aus dem Tief. "Ich hatte gute Gespräche mit ihm. Er hat mir die Augen geöffnet, dass es nicht nur wichtig ist, Tore zu schießen, sondern auch gegen den Ball zu arbeiten", sagte Terodde. In der Rückrunde der Saison 2009/2010 traf er in zehn Spielen sieben Mal, in der Saison 2010/2011 zwölfmal in 21 Spielen. Er schaffte den Sprung in den Kölner Profikader um kam zum ersten Bundesliga-Einsatz am 6. November 2010. "Der Schritt von der 2. Liga zurück in die Ausbildung war für mich eminent wichtig, sonst würde ich vielleicht nicht hier stehen", sagte Terodde.
Schalke-Stürmer Terodde: Erstmals Torschützenkönig beim VfL Bochum
Nach seiner Zeit in Köln wechselte er im Sommer 2011 zu Union Berlin. Zwei Jahre später verließ er die "Eisernen" und wurde von Peter Neururer zum Zweitligisten VfL Bochum gelockt. Doch gelang ihm der Durchbruch. In seinem zweiten Jahr beim VfL (Saison 2013/14) wurde erst mit 25 Toren erstmals Torschützenkönig. Neururer-Nachfolger Gertjan Verbeek hatte das Spielsystem auf Terodde ausgerichtet. Die Bochumer gratulierten Terodde über die sozialen Netzwerke zum Rekord.
Anschließend schoss Terodde den VfB Stuttgart (25 Tore) und den 1. FC Köln (29 Tore) zurück in die Bundesliga, erneut als Torschützenkönig. Lediglich beim Hamburger SV (24 Tore) gelang ihm das nicht. Der HSV wurde nur Vierter. Der große Makel seiner Karriere: Seine Versuche, auch in der Ersten Liga Fuß zu fassen, endeten frühzeitig.
Deshalb blieb er in der Zweiten Liga, nachdem sein Vertrag beim HSV im Sommer 2021 ausgelaufen war. Er entschied sich für einen Wechsel zum FC Schalke 04. Für beide Seiten ein Glücksfall - und nun hat Terodde auch den lang ersehnten Rekord. Und das allein.