Gelsenkirchen. Schalke verlor in dieser Woche zweimal 0:1. Viele Fans waren überrascht über die Analysen von Trainer Dimitrios Grammozis. Eine Einordnung.

Zwei Niederlagen in vier Tagen - beide vermeidbar: So sieht der bittere Oktober-Abschluss für den FC Schalke 04 aus. Enttäuscht sind viele - die Profis, das Trainerteam, die Verantwortlichen und natürlich auch die Fans. Die ärgerten sich aber nicht nur über die verlorenen Spiele, sondern zweimal über Trainer Dimitrios Grammozis - weil dieser Klartext vermissen ließ.

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Es ging dabei um die Spielanalysen des Trainers nach den beiden 0:1-Niederlagen - zunächst im DFB-Pokal beim Drittligisten 1860 München, anschließend in der 2. Bundesliga beim 1. FC Heidenheim. In München hatte der Trainer mit Blick auf das intensive Programm viele Stammkräfte geschont, in Heidenheim spielte Schalke schwach nach vorne.

Schalkes Grammozis wählt Risiko-Aufstellung in München

Sympathisch ist Grammozis, er pflegt einen angenehmen, freundlichen Umgangston. Sportlich hatte er aus einer schwierigen Ausgangssituation in dieser Saison bisher das Beste herausgeholt. Seine neu zusammengestellte Mannschaft steigerte sich von Spiel zu Spiel, gewann schließlich viermal in Folge ohne Gegentor, kletterte auf den dritten Platz. Das war vor allem ein Werk des Trainers, viele seiner Entscheidungen passten.

Dann aber folgten die zwei Niederlagen in Folge - zum ersten Mal seit dem Abstieg. Schon in München hätten sich viele Anhänger, das zeigen Diskussionen, Beiträge in Foren und in sämtlichen sozialen Netzwerken, mehr Selbstkritik von Grammozis gewünscht. Angesprochen auf die riskante Aufstellung sagte dieser aber lediglich, er sei von der ersten Elf überzeugt gewesen. Das wird auch so sein, sonst wäre er kein guter Trainer - aber mit einem Satz, sein Experiment sei schief gegangen und er nehme die Pokal-Pleite deshalb auch auf seine Kappe, hätte er die Anhänger deutlich mehr abgeholt. Vor allem der Einsatz von Darko Churlinov auf der linken Abwehrseite war ein großer Fehler. Grammozis benannte seine Gründe für die Aufstellung klar - das Spiel aber war vercoacht. Das kann passieren, der Trainer wirkte deshalb uneinsichtig.

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Nach dem Nebelspiel in Heidenheim schließlich sprach Kapitän Danny Latza davon, sein Team habe sich in 90 Minuten keine hundertprozentige Tormöglichkeit erarbeitet. Das stimmt. Und wenn sich ein Aufstiegsfavorit wie Schalke keine klare Chance erarbeitet, ist das bedenklich.

Das Spiel bestand bei schwierigen Bedingungen zu großen Teilen aus Zweikämpfen und Grätschen, hatte wenig Raffinesse, war nicht schön anzuschauen. In Grammozis' Analyse klang das aber wieder anders. "Wir haben es gut gemacht, hatten am Anfang gute Geduld. Wir haben den Gegner gelockt durch kurzes Passspiel, im richtigen Moment die Tiefe gesucht, Simon Terodde und Marius Bülter waren oft Eins-gegen-Eins und konnten die Bälle festmachen, damit wir nach vorn kommen. Wir hatten durch Rodrigo Zalazar, durch Victor Palsson gute Chancen, hätten in Führung gehen können", sagte der Trainer. Wer nur das liest und das Spiel nicht gesehen hat, könnte denken, Schalke hätte mit einer großartigen Strategie den Gegner schwindelig kombiniert. Erst zum Schluss seine Analyse sagte Grammozis kurz, die Torgefährlichkeit im letzten Drittel habe gefehlt.

Schalke ließ in Heidenheim 13 Ecken und einige Chancen zu

Objektiv war Schalke in der ersten Hälfte zwar feldüberlegen, die einzigen beiden großen Chancen hatte aber Heidenheim - unter anderem einen Schuss an die Unterkante der Latte. Schalkes Abschlüsse waren ungefährlich, auch die von Grammozis angesprochenen von Zalazar und Palsson.

Auch Grammozis' Analyse des Spiels insgesamt überraschte. Keine Mannschaft hätte sich über ein 0:0 beschweren können, es sei bitter, noch durch eine Standardsituation kurz vor Schluss zu verlieren. Und wie war es? Von zwei Teams, die sich spielerisch schwer taten, war Heidenheim die gefährlichere, die sich eine größere Anzahl an kleinen und großen Chancen erarbeitete als Schalke, zudem 13 Ecken und weitere Freistöße in Strafraumnähe. Das Gegentor war die logische Konsequenz des Spielverlaufs und die königsblaue Niederlage verdient.

News und Hintergründe zu Schalke 04

Eine grundsätzliche Kritik an Grammozis' kompletter Arbeit in dieser Saison ist indes nicht angebracht. Schalke steht in der Tabelle besser da als zu Saisonbeginn für diesen Zeitpunkt vorhergesehen. Über den Trainer wird vereinsintern nicht nachgedacht, die sportliche Leitung verliert nach zwei Pleiten in Folge nicht die Nerven und stellt alles infrage. Das ist gut so, ein wenig mehr Kontinuität ist wichtig für Schalke.

Dass sich viele Fans in dieser Woche nicht mitgenommen fühlten - damit muss Grammozis aber leben.