Gelsenkirchen. WAZ-Interview mit Onur Cinel, dem Trainer der Schalker B-Junioren: „Bislang bin ich sehr zufrieden, unabhängig von den positiven Ergebnissen.“
Vier Meisterschaftsspiele in der B-Junioren-Bundesliga, fünf NRW-Ligapokalspiele und sieben sonstige Testspiele – und nicht eine einzige der insgesamt 16 Partien ging verloren. Die Fußball-Saison 2021/22 ist für die U 17 des FC Schalke 04 und ihren 36 Jahre alten Chef-Trainer Onur Cinel bislang eine Erfolgsgeschichte. Die WAZ unterhielt sich mit dem diplomierten Fußball-Lehrer, der zusammen mit den beiden Co-Trainern Robin Willeke und Tim Hoogland maßgeblichen Anteil an dem guten Abschneiden hat.
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Herr Cinel, trauern Sie dem 2:2 vor über einem Monat im Testspiel gegen die TSG Hoffenheim nach?
Onur Cinel: Nein, im Gegenteil. Ich freue mich total, dass wir die Möglichkeit hatten, einen solchen Vergleich gegen eine starke Mannschaft aus der Staffel Süd/Südwest zu absolvieren. Warum sollte ich diesem Spiel also nachtrauern?
Weil es die einzige von bislang 16 Begegnungen ist, die Ihre Mannschaft in dieser Saison nicht gewonnen hat.
Natürlich freuen uns die erfolgreichen Ergebnisse, aber vorrangig bleibt die Entwicklung der Mannschaft. Das Spiel gegen Hoffenheim war ein Spiel auf einem sehr hohen Niveau, das mit einem verdienten Ergebnis endete und unsere Spieler weitergebracht hat.
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Wie zufrieden sind Sie mit der bisherigen Entwicklung?
Nach dem vorzeitigen Abbruch der vergangenen Saison habe ich die Mannschaft bereits im April übernommen. Insofern hatten wir mehr Zeit als üblich, die Mannschaft kennenzulernen und mit der Ausbildung zu starten. Bislang bin ich also sehr zufrieden, unabhängig von den positiven Ergebnissen.
Welche Rolle spielte in der Saisonvorbereitung der NRW-Ligapokal, der unmittelbar vor dem Bundesliga-Start ausgespielt wurde?
Dieser Wettbewerb war eine super Idee, nicht nur, weil wir ihn gewonnen haben, sondern auch, weil er Pflichtspielcharakter hatte und wir fünf Begegnungen auf hohem Niveau absolvieren konnten. Den Spielern fehlte zu diesem Zeitpunkt aufgrund der Corona-Pandemie ein hoher Anteil an Wettkampfminuten. Hätten wir diesen NRW-Ligapokal nicht gehabt, hätten wir stattdessen fünf zusätzliche Testspiele bestritten – ohne den zusätzlichen Anreiz, einen Pokal gewinnen zu können.
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Welche Erklärung gibt es für das bisher so gute Abschneiden?
Wir haben eine Mannschaft mit einer hohen Lernbereitschaft. Mit Robin Willeke und Tim Hoogland sind wir zu dritt im Trainerteam. Jeder von uns hat seine Verantwortlichkeiten, und wir können punktuell auch sehr individuell arbeiten. Die Mannschaft hat in der Regel den Wettkampf am Wochenende, aber einschließlich des Schultrainings außerdem noch etwa acht Trainingseinheiten in der Woche. Das Training wird mit einer hohen Intensität durchgeführt, wodurch wir es schaffen, das Trainingsniveau stets hochzuhalten.
Was ist Ihnen neben der Lernbereitschaft noch wichtig?
Ein anderer Punkt ist, dass die Spieler mit großer Freude bei der Sache sind. Sie haben Spaß an mutigen Aktionen und Erfolgserlebnissen. Die Paarung aus Lernbereitschaft, Spaß und unserer Trainingsintensität ist ein wesentlicher Faktor dafür, dass sich die Mannschaft bisher so gut entwickelt hat.
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Wie lange kann Ihre Mannschaft auf dieser Erfolgswelle schwimmen?
Ich konzentriere mich auf den Prozess, nicht darauf, wann etwas enden könnte. Wir schauen stets, in welchen Bereichen wir uns verbessern können. Jedes Spiel wird von uns aufgearbeitet, um weitere Erkenntnisse zu gewinnen. Natürlich freuen wir uns über jeden Sieg, aber die Ausbildung steht im Vordergrund, und sie war noch nie so wichtig wie in dieser Saison.
Was muss passieren, damit Sie nach dieser Saison sagen können, dass Sie Ihren Ausbildungsauftrag erfüllt haben?
Wir haben ein Bild von den Spielern, wie wir sie im April oder später übernommen haben. Ich kann beurteilen, ob jemand Fortschritte in technischer und taktischer Hinsicht gemacht hat und ob er auch als Persönlichkeit gewachsen ist. Wenn sich die jetzige Entwicklung bis Mai nächsten Jahres so wie bisher fortsetzt, werde ich sehr zufrieden sein. Ich war drei Jahre lang Co-Trainer unter Norbert Elgert in der U 19. Ich kenne also das Niveau der A-Junioren-Bundesliga, und ich weiß, welchen Anspruch wir an unsere U 19 stellen. Es sollte deshalb das Bestreben sein, so viele Jungs wie möglich so zu entwickeln, dass sie den Ansprüchen in der U 19 gerecht werden können.
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Die beiden vergangenen Spielzeiten konnten im Juniorenfußball aufgrund der Corona-Pandemie nicht zu Ende gespielt werden. Wie wirkte sich das aus?
Ohne, dass die Jungs das zu verantworten haben, fehlen ihnen ganz viele Minuten. Man spricht nicht nur im Sport von den 10.000 Stunden, die man benötigt, um gewisse Automatismen zu entwickeln. Ich kann mir vorstellen, dass sie in ihrer Entwicklung weiter wären, wenn die Pandemie nicht gewesen wäre. Nichtsdestotrotz müssen wir nach vorne blicken und Lösungen finden, um diese Lücke bestmöglich aufzufangen.