Gelsenkirchen. 54.000 Fans hätten kommen dürfen, nur rund 26.500 kamen zum Schalke-Heimspiel gegen Ingolstadt. Droht ein Zuschauer-Schwund? Ein Meinungsbeitrag.

So groß wie möglich kündigte der FC Schalke 04 an, dass zum Zweitliga-Heimspiel gegen den FC Ingolstadt 54.000 Zuschauer in die Arena kommen dürfen. Die neue, kurz vor dem Spiel verkündete Corona-Schutzverordnung erlaubte das. Als dann während die Partie die Zuschauerzahl auf dem Videowürfel aufleuchtete, überraschte sie ein wenig: "Vielen Dank an 26.546" stand dort.

Droht Schalke nun auf Dauer ein Zuschauerschwund?

Ja, sagt Reporter Robin Haack:

Schalke muss sich das Vertrauen erst zurückarbeiten

26.546 Fans waren am Sonntagmittag in der Schalker Arena – so viele wie seit März 2020 nicht mehr. Doch für Jubelstürme dürfte die Zahl in Gelsenkirchen wohl kaum gesorgt haben. Denn dank neuer Corona-Schutzverordnung hätten theoretisch mehr als doppelt so viele Tickets für das Spiel gegen den FC Ingolstadt verkauft werden können.

Dass letztlich „nur“ 26.546 Zuschauer den Weg in die Veltins Arena gefunden haben, hatte auch organisatorische Gründe. Keine Frage. So wurde erst drei Tage vor dem Spieltag klar, dass die Königsblauen mit mehr als 25.000 Besuchern planen dürfen. Dauerkarten etwa waren noch nicht freigegeben. Doch allein das sind nicht die Gründe für die verhältnismäßig geringe Auslastung.

Schalke-Fans mussten in den vergangenen Monaten viel leiden

Ganz sicher sind auch die Auswirkungen der Corona-Pandemie ein Grund für die Zurückhaltung der Schalke-Fans. Viele Leute sind aufgrund des Virus noch verunsichert. In nahezu allen Stadien im Profi-Fußball ist diese Entwicklung zu beobachten. Vielerorts wurde das verfügbare Ticketkontingent zuletzt nicht vergriffen. Ein temporärer Zuschauerschwund ist also kein reines Schalke-Phänomen.

Die Schalker Veltins Arena im Vorfeld eines Geisterspiels in der vergangenen Saison.
Die Schalker Veltins Arena im Vorfeld eines Geisterspiels in der vergangenen Saison. © firo

Mit Blick auf das Zuschauerinteresse auf Schalke darf aber vergessen werden, wie viel Leid die Fans der Königsblauen in den vergangenen Monaten durchleben mussten. In der Abstiegssaison wurde viel Vertrauen verspielt. Und dieses Vertrauen müssen sich auch die Schalker erst wieder komplett zurückarbeiten.

Genau daran arbeitet die Mannschaft von Trainer Dimitrios Grammozis aktuell. Der Tor-Rekord von Stürmer Simon Terodde oder auch beherzte Auftritte wie zuletzt von Eigengewächs Mehmet Aydin sind nach langer Leidenszeit zwar Balsam für die geschundenen Fan-Seelen. Aber enorm wichtig wird, dass die Schalker nun wieder dauerhaft für solche Glücksgefühle bei ihren Fans sorgen können. Viel Schmerz sollte der Klub seinen Anhängern so schnell besser nicht zumuten - sonst könnte eine Vollauslastung von 54.000 Fans auch mittel- bis langfristig eine Wunschvorstellung bleiben.

Nein, sagt Reporter Andreas Ernst:

Schalkes sportlicher Erfolg wird die Fans mobilisieren

Ja, nur 26.546 Zuschauer - das überrascht ein wenig. Gerade auf Schalke, wo es seit Jahrzehnten heißt, es wären 15.000 Fans im Stadion, wenn allein das Flutlicht leuchten würde. Sind diese Zeiten vorbei?

Die Königsblauen sollten jetzt nicht den Fehler machen und sich direkt allgemeine Fragen über die möglicherweise verloren gegangene Attraktivität stellen. Erstens sind 26.546 Zuschauer für die 2. Bundesliga immer noch eine beachtliche Zahl. Und zweitens sind die Gründe in der Tagesaktualität zu finden.

FC Ingolstadt für viele Schalker ein unattraktiver Gegner

Denn dass mehr Zuschauer zugelassen sind als die zuvor üblichen 25.000 hatte sich erst wenige Tage vor dem Spiel entschieden. So kurzfristig an Tickets zu kommen war nicht ganz einfach - und die Dauerkarten wurden nicht freigeschaltet.

Grund zum Jubeln hatten die Schalke-Fans am Sonntag im Spiel gegen Ingolstadt.
Grund zum Jubeln hatten die Schalke-Fans am Sonntag im Spiel gegen Ingolstadt. © Getty Images

Das hielt ebenso viele Fans davon ab wie Gegner und Spieltermin. Der FC Ingolstadt zählt zu den unattraktivsten Mannschaften in der 2. Bundesliga, bringt selbst kaum Fans mit, ist zudem nicht bekannt für glorreichen Spitzenfußball. Dass dies viele Fans davon abhielt, sich Karten für ein Spiel am Sonntag um 13.30 Uhr zu kaufen, dürfte auf der Hand liegen.

Als Härtetest dürfte das nächste Heimspiel gegen Dynamo Dresden am 23. Oktober gelten. Bis dahin dürften die 40.000 Dauerkarten freigeschaltet sein. Auch wenn Dresden nicht zu den Aufstiegsanwärtern gehört - ein Top-Gegner ist Dynamo allemal. Und das Spiel steigt unter Flutlicht am Samstagabend, solche Spiele haben überall ein ganz besonderes Flair.

Schalke kletterte auf den vierten Platz

Außerdem steht Schalke jetzt auf dem vierten Tabellenplatz und kann die Spitzenposition sehen. Sportlicher Erfolg mobilisiert die Fans noch am meisten. Bei vier Siegen aus den vergangenen fünf Spielen scheint es den nun zuverlässig zu geben.