Gelsenkirchen. Er ist Schalkes sechster Stammtorwart seit Manuel Neuers Abgang im Sommer 2011. Martin Fraisl gilt als selbstbewusst und sehr ehrgeizig.
Der Freitag hatte ganz harmonisch begonnen am Berger Feld. Morgens hatte der FC Schalke 04 sein Ausweichtrikot präsentiert, in den Farben Rot und Gelb. Was zu lauten Diskussionen hätte führen können, verlief ganz harmonisch. Ja, schrieben viele Fans, die gelben Ärmel-Enden wären gewöhnungsbedürftig. Aber ansonsten stieß die Optik, die an den AS Rom erinnert, durchaus auf viel Zustimmung. Am Nachmittag war es mit der Harmonie vorbei. Denn wie diese Zeitung erfuhr, gibt es bei den Königsblauen vor dem Zweitliga-Spiel bei Hansa Rostock (Samstag, 20.30 Uhr/Sport 1 und Sky) einen Torwartwechsel: Martin Fraisl (28) rückt für Schalke-Ikone Ralf Fährmann (33) zwischen die Pfosten.
Schalke: Fährmann verliert Stammplatz zum dritten Mal
Fährmann muss nach dem siebten Spieltag überraschend seinen Platz räumen, wieder einmal. 2019 hatte er seinen Platz an Alexander Nübel verloren, 2020 an Frederik Rönnow. Nun an Fraisl, einen Torwart, der noch unbekannt ist. Bisher hinterließ dieser lediglich im Training einen guten Eindruck – und zudem in der U23, die das Regionalliga-Spiel beim Liga-Primus Rot-Weiss Essen nur ganz knapp mit 0:1 verloren hatte. Fraisl gilt als sehr selbstbewusst, forsche Töne kamen von ihm bereits kurz nach der Verpflichtung: „Ich war in den vergangenen Jahren immer Stammtorhüter. Ich weiß schon, was es heißt, voranzugehen. Ich bin jetzt kein klassischer Nur-Daumendrücker, der nur fürs Training da ist und lächelt.“ Er wolle der Beste sein, auch auf Schalke, sagte er bei seiner Vorstellung. Konkurrenzkampf statt Harmonie – das ist Fraisls Motto.
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Der Österreicher begann seine Karriere in seiner Heimat, spielte zu Beginn seiner Profi-Karriere für den Wiener Sportklub, SC Wiener Neustadt und den Floridsdorfer AC. Für Floridsdorf erzielte er in der zweiten österreichischen Liga sogar ein Tor, als er im Mai 2018 gegen Kapfenberg zum 3:3-Endstand traf.
Fraisls erste Station im Ausland war der FC Botosani in der ersten Liga Rumäniens. Dort wurde der SV Sandhausen auf ihn aufmerksam. In der Saison 2019/20 bestritt Fraisl beim Zweitligisten alle 34 Spiele und hatte einen großen Anteil am Klassenerhalt. In der Hinrunde der Saison 2020/2021 wurden seine Leistungen etwas schlechter, im Dezember 2020 verlor der ehrgeizige Torwart seinen Stammplatz. Kurz darauf wurde er nach einem Vorfall im Training freigestellt, sein Vertrag wenig später aufgelöst. Verprügelt hatte Fraisl niemanden. „Es war kein körperlicher Angriff, aber kurz davor“, sagte Sandhausens Präsident Jürgen Machmeier seinerzeit.
Schalke-Keeper Fraisl: zuletzt Stammtorwart bei ADO Den Haag
Fraisl unterschrieb einen Vertrag über sechs Monate bei ADO Den Haag, bestritt 15 Spiele in der niederländischen Eredevisie, konnte den Abstieg des Klubs aber nicht verhindern. Wieder war er vertragslos – bis dann Schalke anrief. „Das Alter steht nicht im Vordergrund, sondern die Qualität“, sagte Sportdirektor Rouven Schröder. „Martin Fraisl ist extrem motiviert. Ich bin überzeugt davon, dass er ein starker und ehrgeiziger Herausforderer sein wird.“ Nun bekommt Fraisl seine große Chance. Sein Vertrag gilt nur bis zum Saisonende, mit guten Leistungen auf Schalke hätte er einen Anschlussvertrag – wo auch immer – garantiert.
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Auf Schalke ist er der sechste ernannte Stammtorwart seit dem Wechsel von Manuel Neuer zum FC Bayern im Jahr 2011. Ralf Fährmann war der direkte Neuer-Nachfolger, danach folgten noch Lars Unnerstall, Timo Hildebrand, erneut Fährmann, Alexander Nübel und Frederik Rönnow. Im Sommer 2020 wollten die Königsblauen unbedingt Alexander Schwolow zur Nummer eins machen – der damalige Freiburger entschied sich aber für einen Wechsel zu Hertha BSC.
Nun feiert Fraisl sein Debüt – seine zehn Mitspieler werden übrigens die rot-gelben Trikots tragen.