Gelsenkirchen. In der Sommer-Transferperiode gab es in Schalkes Profi-Kader 44 Bewegungen. Mittendrin: Sportdirektor Rouven Schröder, der den Überblick behielt.
Die Transferperiode endete für Rouven Schröder mit Verspätung. Am 31. August um 18 Uhr hieß es im deutschen Profifußball: Nichts geht mehr. Weit nach Mitternacht aber hockte der 45-Jährige immer noch an seinem Handy. Es ging um die nächste Bewegung im Kader des Zweitligisten FC Schalke 04. Es brannte in Frankreich wegen eines Wechsels von Amine Harit, dort schloss das Transferfenster sieben Stunden später.
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Frankreich, Belgien, USA, Japan, Russland – es gab Phasen in den vergangenen Wochen, da redete Schröder nur noch von Ländern. Keiner musste zwischen dem 1. Juli und dem 31. August so viel verhandeln wie der Sportdirektor der Königsblauen. 44 Transferbewegungen gab es bei den Schalkern in zwei Monaten, auf 15 Zugänge kommen 29 Abgänge. Das hat nicht einmal Felix Magath hinbekommen. Ohne sein Mobiltelefon am Ohr war Schröder nur selten anzutreffen. Und hatte er es nicht am Ohr, tippte er auf ihm herum. SMS, E-Mail – auch das sind wichtige Werkzeuge im Kampf um Spieler und Geld.
Terodde wollte unbedingt zu Schalke
Schalke: Das sind die 15 Zu- und 29 Abgänge
Das sind die 15 Zugänge des FC Schalke 04: Marius Bülter (1. FC Union Berlin), Reinhold Ranftl (LASK Linz), Victor Palsson (Darmstadt 98), Marcin Kaminski (VfB Stuttgart), Dries Wouters (KRC Genk), Danny Latza (FSV Mainz 05), Simon Terodde (Hamburger SV), Dominick Drexler (1. FC Köln), Martin Fraisl (ADO Den Haag), Thomas Ouwejan (AZ Alkmaar), Marvin Pieringer (SC Freiburg), Rodrigo Zalazar (Eintracht Frankfurt), Darko Churlinov (VfB Stuttgart), Yaroslav Mikhailov (Zenit St. Petersburg), Ko Itakura (Manchester City).
Das sind die 29 Abänge des FC Schalke 04: Suat Serdar (Hertha BSC), Sebastian Rudy (TSG Hoffenheim), Mark Uth (1. FC Köln), Ozan Kabak (Norwich City), Benito Raman (RSC Anderlecht), Matthew Hoppe (RCD Mallorca), Markus Schubert (Vitesse Arnheim), Omar Mascarell (FC Elche), Hamza Mendyl (Gaziantep FK), Rabbi Matondo (Cercle Brügge), Nassim Boujellab (FC Ingolstadt), Levent Mercan Karagümrük), Matija Nastasic (AC Florenz), Ahmed Kutucu (Basaksehir Istanbul), Can Bozdogan (Besiktas Istanbul), Steven Skrzybski (Holstein Kiel), Benjamin Stambouli (Adana Demirspor), Jonas Carls (SC Paderborn), Bernard Tekpetey (Ludogorets Razgrad), Alessandro Schöpf (Arminia Bielefeld), Kilian Ludewig (RB Salzburg), William (VfL Wolfsburg), Sead Kolasinac (FC Arsenal), Bastian Oczipka (1. FC Union Berlin), Goncalo Paciencia, Frederik Rönnow (beide Eintracht Frankfurt / Rönnow inzwischen bei Union Berlin), Nabil Bentaleb, Shkodran Mustafi, Klaas-Jan Huntelaar (alle ohne Verein).
Harit wäre der 30. Abgang. Eine runde, rekordverdächtige Zahl. Tagelang hatte Schröder mit Harits Berater und dem französischen Klub Olympique Marseille alles ausverhandelt, eine Leihe sollte es sein – bis Marseille meldete: Der Transfer wurde vorerst nicht genehmigt. Erst müsse der Klub Spieler verkaufen. Wieder: Telefonate, Suche nach Alternativen.
Es sind Geschichten wie diese, die Schröders Arbeit erschwerten oder bereicherten, ihn manchmal sogar begeisterten. Am 1. Juni hatte er sein Amt offiziell angetreten, schon etliche Wochen vorher hatte er im Hintergrund mitgewerkelt. In kleiner Runde verrät er stets mit einem Lächeln, wie „Heavy Metal“ er die ersten zwei, drei Arbeitstage fand. Da hatte er sich einen Überblick über die bestehenden Verträge verschafft.
Er schnappte nach Luft, mehrmals, holte sein Telefon – und los. „Ich lebe Fußball, liebe meine Arbeit und bin mit hundertprozentiger Überzeugung bei der Sache“, sagte Schröder dieser Zeitung über seine ersten Monate auf Schalke. Und Sachen hat er erlebt…
Es gab auch einfache Verhandlungen – wie die von Simon Terodde, der ablösefrei vom HSV kam. „Er wollte unbedingt zu Schalke“, sagte Schröder. Auch simple Ablöseverhandlungen hatte er – zum Beispiel bei Marius Bülter, der vom 1. FC Union Berlin kam. Der Spieler wollte kommen, die Klubs einigten sich schnell. Es gab auch einen Spieler, der zufällig kam: Zenit St. Petersburg, ebenfalls von Gazprom gesponsert, wollte den 18-jährigen Yaroslav Mikhailov einfach nur auf Schalke mittrainieren lassen. Daraus wurde eine Leihe für ein Jahr.
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Ein schneller Typ sei Schröder, heißt es in der Branche. Keiner, der andere lange zappeln lässt. Angebot, Antwort, bei Schröder sei das eine Sache von wenigen Minuten, wenn er von einem Spieler überzeugt sei. Am Telefon aber hatte der Sportvorstand nicht nur Berater und Vertreter anderer Klubs – sondern oft auch den eigenen Vorstand.
Kompliziert: Schalkes Verpflichtung von Rodrigo Zalazar
Auch bei der kompliziertesten Verpflichtung. Das war die Leihe von Mittelfeldspieler Rodrigo Zalazar von Eintracht Frankfurt. Auf der Abgangsseite beschäftigten ihn die Top-Verdiener. Da ging es um viele Millionen Euro. Omar Mascarell, Matija Nastasic, Ozan Kabak – sie fanden rechtzeitig neue Klubs.
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Erst am Tag nach der letzten Schwierigkeit, nach den Harit-Verhandlungen schaltete Schröder das Handy kurz aus. Er flog für ein paar Tage in den Urlaub. Am Ziel angekommen, schaltete er das Handy wieder an. Noch war der Deal mit Marseille nicht perfekt. In Russland und der Türkei läuft zudem die Transferperiode noch. Und man kann ja nie wissen.