Gelsenkirchen. Schalke liegt Simon Terodde zu Füßen. Nach fünf Zweitliga-Spielen hat der Torjäger bereits sechs Mal getroffen. Woran das liegt.

„Jaaaaaa!!“ – meist fällt nur ein Wort in vielen Videos, die Fans des FC Schalke 04 in den sozialen Netzwerken posten. Es sind Fans, die eine Szene bejubeln – mal im Stadion, mal vor dem TV-Gerät: Eine Ballannahme von Simon Terodde, ein trockener Flachschuss ins linke Eck, ein Tor, und eine Jubel-Explosion an der Eckfahne: Spieler, Co-Trainer, Sportdirektor, alle werfen sich übereinander, es wirkt, als würde das Dach wackeln.

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„Jaaaaaa!!“ – dabei war es nicht die Meisterschaft, sondern nur in der 90. Minute das Tor zum 3:1 (1:1)-Endstand am fünften Zweitliga-Spieltag gegen Fortuna Düsseldorf. Schalke ist aber der Klub, in dem es kein „nur“ gibt. Ein Klub, der einen Abstieg doppelt so emotional betrauert wie andere, aber Siege dreimal so laut feiert.

Schalke-Torjäger Terodde: "Werde mir Bilder oft anschauen"

„Ich habe die Jungs von der Bank zur Eckfahne stürmen sehen und dann den Knierutscher gemacht. Das kommt nicht so oft vor“, sagte Terodde. „So einen Schlusspunkt in diesem Stadion zu setzen, diese Bilder werde ich mir noch oft anschauen.“ Der 33-jährige Stürmer, ablösefrei gekommen vom HSV, benötigte nur fünf Spiele, um auf Schalke zum Phänomen, zum Träger des schweren Rucksacks mit der Aufschrift „Wiederaufstieg“ zu werden.

Nach dem 0:1-Rückstand durch Shinta Appelkamp (12.) legte Terodde das 1:1 durch Sturm-Partner Marius Bülter (15.) vor und erzielte die beiden übrigen Tore selbst (46./90.). Mit sechs Treffern führt er die Schützenliste an – natürlich. „Das Wichtigste für Simon ist, dass er sich sehr, sehr wohlfühlt. Er ist keiner, der jeden Tag nach Hause fährt und einfach nur sagt: Jetzt habe ich wieder ein bisschen Geld verdient. Schon in den ersten Gesprächen war er Feuer und Flamme“, sagt Trainer Dimitrios Grammozis.

Schalke-Trainer Grammozis kann durchatmen

Ihm fiel ein besonders großer Stein vom Herzen. Wäre das Spiel gegen Düsseldorf verloren gegangen – und beim Stand von 2:1 gab es zwischen der 65. und 85. Minute eine Wackel-Phase – hätten die Fans in der Länderspielpause nicht Videos gepostet, wie sie bei Teroddes 3:1 jubelten, sondern die Entlassung des Trainers gefordert. Nun ist Schalke Neunter, Grammozis’ Ideen gingen zum ersten Mal in dieser Saison komplett auf. Die 1:4-Blamage in Regensburg eine Woche zuvor hatten die Fans schnell vergessen. Und das vor allem dank Terodde. Eine Menge harte Arbeit stecke hinter dessen Erfolg, sagt Grammozis: „Im Training übt er immer wieder die einfachen Abschlüsse aus sechs, sieben Metern. Er braucht das Geräusch des Netzes. Wenn er das hört, hat er einen schönen Tag gehabt.“

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Sportdirektor Rouven Schröder war an Teroddes Verpflichtung nicht unbeteiligt – obwohl er zum Zeitpunkt der Bekanntgabe im Mai noch gar nicht offiziell im Amt war. „Simon ist einfach ein richtig guter Kerl, menschlich wie sportlich. Er spricht nicht nur über Einstellung und Fleiß, sondern lebt das jeden Tag vor. Seine Präsenz auf dem Platz ist außergewöhnlich“, sagte Schröder dieser Zeitung am Sonntag. Terodde habe sich bewusst auf die schwere Aufgabe eingelassen. „Er wusste genau, welche Chancen und Herausforderungen auf ihn warten“, sagte Schröder.

Schalke: Noch zwei Spieler auf der Verkaufsliste

Doch mit dem Genuss des Erfolges konnte sich der Sportchef nicht lange aufhalten. Bis zum Ende der Transferperiode am Dienstag um 18 Uhr warten noch viele Aufgaben auf Schröder – erst eine Personalie hakte er am Sonntag ab: Amine Harit wechselt zu Olympique Marseille. Auf der Verkaufsliste stehen noch Matthew Hoppe und Ozan Kabak. Geht Hoppe, soll noch ein zusätzlicher Stürmer kommen.

Dass sich Schröder mit seiner Aufgabe identifiziert, konnten alle Schalker am Samstag sehen: Wie ein 21. Profi im Kader jubelte er mit. „Die Atmosphäre“, sagte er, „war atemberaubend.“ Und „Jaaaaaa!!“ wird auch er gebrüllt haben.