Gelsenkirchen. Schalke besiegte Fortuna Düsseldorf mit 3:1, Trainer Dimitrios Grammozis sitzt wieder fester im Sattel. Doch was machte er diesmal anders?

Einen solchen Freudentaumel hatte der FC Schalke 04 lange nicht mehr erlebt. Mit 3:1 (1:1) besiegten die Königsblauen im Zweitliga-Krisenduell Fortuna Düsseldorf - und bei wohl keinem anderen Verein kippen die Emotionen so schnell von wütend auf euphorisch wie bei den Schalkern. Auch Trainer Dimitrios Grammozis atmete durch: Er stand schwer in der Kritik, selbst ein Trainerwechsel schien nicht mehr unvermeidbar zu sein.

Hatte Grammozis in seiner knapp sechsmonatigen Amtszeit häufig kein Glück mit taktischen und personellen Entscheidungen, lag er diesmal richtig - auch wenn er sein Team erneut im 3-5-2-System sortierte. Hier sind die sieben Strategien, die anders waren.

Schalke überzeugt gegen Düsseldorf mit Zweikampfstärke

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Zweikampfstärke: In der Trainingswoche hatte Grammozis einen Schwerpunkt auf eine intensivere Zweikampfführung gelegt, bei der 1:4-Blamage bei Jahn Regensburg am vergangenen Spieltag war das ein großes Problem. Diesmal nicht: 57 Prozent der Duelle gingen an die Königsblauen. "Heute standen Körpersprache, Zweikampfstärke und Kompaktheit über allem, die Bereitschaft, sich in jeden Zweikampf reinzuwerfen. Das war der Schlüssel", sagte Grammozis. Im Training hatte er mit seinem Team an den Abständen zwischen den einzelnen Spielern und den Linien gearbeitet: "Man kann sich immer vornehmen, gut in die Zweikämpfe zu kommen. Aber wenn man sich nicht richtig unterstützt, klappt das nicht. Deshalb waren die Abstände ein ganz wichtiges Kriterium. Die müssen so kurz wie möglich sein."

Zeige eine gute Leistung auf Schalkes rechter Seite: Darko Churlinov.
Zeige eine gute Leistung auf Schalkes rechter Seite: Darko Churlinov. © dpa

Darko Churlinov auf der rechten Seite: Der vom Bundesligisten VfB Stuttgart ausgeliehene Churlinov feierte sein Startelf-Debüt - und das auf der ungewohnten rechten Verteidigerseite. Sportdirektor Rouven Schröder hatte bei Churlinovs Verpflichtung noch gesagt, ihn eher nicht auf den Außenpositionen zu sehen. Grammozis probierte es trotzdem, weil er mit den Leistungen von Mehmet Aydin und Reinhold Ranftl nicht zufrieden war. "Wir haben gemerkt", sagte Grammozis, "dass Thomas Ouwejan oft zugestellt wurde, weil wir viel über links angegriffen haben. Deshalb wollten wir rechts einen offensiven Spieler aufstellen." Churlinov, das zeigte er gegen Düsseldorf, ist ein begabter Techniker in 1-gegen-1-Duellen. "Es war ein wichtiger Ansatz, dass wir über beide Seiten angreifen konnten - und sich der Gegner darauf einstellen musste. Darko hat mir mit seiner Art gut gefallen", sagte Grammozis.

Schalke hat einen neuen Abwehrchef

Viele Angriffe über Thomas Ouwejan: Da Churlinov auch Aufmerksamkeit auf sich zog, hatte Ouwejan mehr Platz - genau das war der Plan. "Wir wollten unsere Stürmer Marius Bülter und Simon Terodde viel in Aktion bringen, viel über Flanken und viel über Ouwejan. Der hat dann auch viele gute Bälle reingespielt, das war immer gefährlich." Auch sei es gelungen, einige Überzahlsituationen zu schaffen.

Überzeugte im Abwehrzentrum gegen Düsseldorf: Schalkes Ko Itakura (links).
Überzeugte im Abwehrzentrum gegen Düsseldorf: Schalkes Ko Itakura (links). © getty Images

Ko Itakura als Abwehrchef: Florian Flick und Dries Wouters hatten bisher nicht überzeugt, deshalb war Zugang Ko Itakura nur anderthalb Wochen nach seiner Verpflichtung der zentrale Mann in der Abwehrkette. Und das tat Schalke gut, Itakura haute dazwischen und grätschte wild wie ein Ausputzer in den 80er Jahren. Er bekam zwischenzeitlich sogar Szenenapplaus. "Das war sehr solide", lobte Grammozis. "Ko brauchte gar keine Anlaufzeit, um sich an irgendetwas zu gewöhnen. Er hat eine enorme Ruhe im Spiel mit dem Ball."

Fortuna-Torjäger Hennings in einigen Situationen doppeln: Ko Itakura und Victor Palsson kümmerten sich beide um Fortuna-Torjäger Rouwen Hennings, wenn dieser in zentraler Position angespielt wurde. "Das haben beide gut verteidigt", sagte Grammozis.

Schalke: Warum auch gegen Düsseldorf nicht alles gut war

Sturm-Duo Terodde/Bülter häufiger einsetzen: Simon Terodde traf zweimal, Marius Bülter einmal. Dass Terodde sieben Mal aufs Tor schoss, hatte viel mit seinem Partner zu tun. Grammozis: "Dadurch, dass wir Marius neben Simon haben, muss sich der Gegner entscheiden - vor allem, wenn wir gegen eine Viererkette spielen: Geht zum Beispiel Marius in die Tiefe und der Gegenspieler geht mit, haben wir Simon im 1-gegen-1 am Strafraum. Bleibt der Gegenspieler bei Simon, hat Marius mehr Raum über die Flügelpositionen." Und die Beiden trafen nicht nur. Terodde legte Bülters 1:1 vor, Bülter Teroddes 2:1.

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Diesmal das nötige Fortune gegen Fortuna haben: Und Grammozis hatte diesmal auch Glück. Fortuna Düsseldorfs Trainer Christian Preußer sagte, seine Mannschaft habe auf eine frühe Führung gehofft, damit es im Stadion unruhig wird. Wurde es aber nicht - die Fans blieben lautstark, schnell nach dem 0:1 fiel der Ausgleich.

Doch alles war nicht perfekt. Da war zum Beispiel das Gegentor zum 0:1 (12.) durch Shinta Appelkamp, dem ein grober Fehler im kurzen Spielaufbau vorausgegangen war. "Das war sehr ärgerlich, da es eigentlich eine überschaubare Szene war. Malick Thiaw hat den Ball, Simon Terodde hatte eine gute Position. Malicks Flugball war aber nicht optimal, Simon musste ins Kopfballduell gehen. Weil wir auf der ballfernen Seite den Moment verpasst haben, schneller einzurücken, konnte Düsseldorf schnell umschalten", sagte Grammozis.

Schalke-Torwart Ralf Fährmann verhinderte zwischenzeitlich den Ausgleich

Auch die Fitness ist bei einigen noch nicht optimal - zum Beispiel bei Itakura, der von Krämpfen geschüttelt wurde. Deshalb ist Fitness ein Schwerpunkt in den kommenden Trainingswochen.

Und über 90 Minuten konstant spielte Schalke wieder nicht. Zwischen der 65. und 85. Minute wackelte S04 beim Stand von 2:1 bedenklich, Torwart Ralf Fährmann verhinderte den Ausgleich. "Wir müssen weiter aktiv bleiben und unsere Abstände so beibehalten wie in der meisten Zeit des Spiels - auch wenn der Gegner sehr gut eingestellt ist und nach offensiven Wechseln aufs zweite Tor geht", sagte Grammozis.

Darauf reagierte der Trainer mit sinnvollen Einwechslungen. Und auch die passten. Das war an den ersten Spieltagen auch schon anders.