Gelsenkirchen. 15 Spieler hat Schalke verpflichtet, 24 abgegeben. Doch ausruhen kann sich Sportdirektor Rouven Schröder noch nicht, wie er sagte.

Rouven Schröder, Sportdirektor des Zweitligisten FC Schalke 04, dürfte sich an manchen Tagen so vorkommen, als würde er vor einem Fußball-Manager-Spiel am Computer sitzen. Zugänge, Abgänge, Angebote, neue Verträge, ab und an mal Spiele – eigentlich gibt es das in dieser Dichte nur virtuell. Gestern war so ein Tag, an dem sich vieles auch in der Realität ballte. Ein Neuer ist schon da: Darko Churlinov (21) kommt auf Leihbasis für ein Jahr vom VfB Stuttgart. Der Zweite landete am Mittwochabend in Frankfurt, absolviert aber erst heute den Medizincheck und unterschreibt den Vertrag: Ko Itakura (24), Abwehrspieler, kommt auf Leihbasis von Manchester City.

Schalke startete durchwachsen

Diese beiden Transfers sind eine Reaktion auf den durchwachsenen Saisonstart. Nach drei Spielen hat Schalke lediglich vier Punkte auf dem Konto, die Leistungen waren nur zum Teil gut. „Uns war klar, dass es gerade zu Beginn einer Saison rumpeln kann – bei dem Umbruch, den wir hatten“, sagte Schröder. Und die Analyse, die er gemeinsam mit Trainer Dimitrios Grammozis und Sportvorstand Peter Knäbel erstellte, ergab: Dem Kader fehlen noch ein paar Spieler. „In der Breite brauchen wir mehr Qualität“, sagte Schröder. „Als Schalke 04 musst du während der Spiele auch mal nachlegen können. Der Konkurrenzkampf wird nun erhöht. Wir sind schlechter auszurechnen.“

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Churlinov und Itakura, darauf legte Schröder besonders viel Wert, können mehrere Positionen spielen. „Diese Polyvalenz und Variabilität ist wichtig“, sagte der Sportdirektor. Itakura, in Tokio zuletzt für Japans Olympia-Mannschaft am Ball, kann in der Innenverteidigung, aber auch im defensiven Mittelfeld eingesetzt werden. In der vergangenen Saison hatte Manchester City den Japaner an den FC Groningen in den Niederlanden verliehen. Dort hatte er auf sich aufmerksam gemacht. „Ko zeichnet ein totaler Teamgedanke aus“, sagt Schröder. Auf Churlinov freut sich der Sportdirektor besonders: „Wir brauchen freche Spieler, die selbstbewusst in ein Eins-gegen-Eins-Duell gehen.“

Schalke-Sportdirektor Schröder: "Die 30 werden wir knacken"

Für Schröder waren es in seiner knapp dreimonatigen Amtszeit bereits die Transfers 27 und 28. „Die 30 werden wir wahrscheinlich noch knacken“, sagte er. Teuer sind die Leihgeschäfte nicht. Im Vertrag von Itakura ist eine Kaufoption enthalten, Churlinov kehrt definitiv im Juli 2022 nach Stuttgart zurück.

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Schröder finanzierte die Deals durch Veränderungen in seinem Gehaltsetat. „Es sind Spieler gegangen, bei denen man gar nicht glaubt, dass die so viel verdient haben. Die neuen Spieler haben sich auf unsere neue Gehaltskategorie eingelassen. Das ist der Schlüssel“, sagt Schröder. Das heißt: War es für Durchschnittsspieler wie Benito Raman (25) und Ahmed Kutucu (21) in den Vorjahren möglich, sich ein siebenstelliges Jahresgehalt auszuverhandeln, geht das nun nicht mehr.

Schalke: Vier Top-Verdiener sind noch da

Am 31. August endet die Transferperiode – weitere Zugänge sind nicht ausgeschlossen, der Fokus liegt nun aber wieder bei den Verkäufen. „Wir müssen jetzt wieder auf der anderen Seite etwas tun. Das wird noch eine heiße Phase“, sagte Schröder. Weiterhin geht es um vier Top-Verdiener: Matija Nastasic (28, Abwehr), Ozan Kabak (21, Abwehr), Omar Mascarell (28, Mittelfeld) und Amine Harit (24, Mittelfeld) wollen und sollen verkauft werden. Eine lauwarme Spur gibt es nur bei Nastasic, der seit vielen Wochen mit seinem Ex-Klub AC Florenz verhandelt. Schröder gab sich gestern einsilbig: „Es gibt bei den Vieren keinen neuen Stand.“

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Für diesen Stillstand gibt es mehrere Gründe. Zum einen fehlen Angebote. Zum anderen wollen die Profis bis zum letzten Tag das üppige Gehalt einstreichen – und sie müssen ihre Ambitionen herunterschrauben. Vereine, die international spielen, stehen bei ihnen nicht Schlange. Die Schalker bleiben optimistisch, dass sie das Quartett abgeben können. Dass sie aber den Profis das Salär für Juli und August zahlen müssen, tut weh. Es kostet deutlich über 1,5 Millionen Euro – nur für die Teilnahme am Training.

Trotzdem freut sich Schröder sehr darauf, wenn das Transferfenster schließt. „Dann wissen alle, die da sind: Ich gehöre zur Gruppe“, sagt er. Und nach stressigen Monaten kann er sich dann etwas zurücklehnen und die Spiele der selbst zusammengestellten Elf verfolgen. Das ist auch bei Fußball-Manager-Spielen immer am Schönsten.

Der Stand der Schalke-Planungen (10. August 2021)

Schalke-Zugänge (15): Danny Latza (FSV Mainz 05), Simon Terodde (Hamburger SV), Victor Palsson (Darmstadt 98), Rodrigo Zalazar (Eintracht Frankfurt), Dominick Drexler (1. FC Köln), Marcin Kaminski (VfB Stuttgart), Thomas Ouwejan (AZ Alkmaar), Reinhold Ranftl (LASK Linz), Marvin Pieringer (SC Freiburg), Marius Bülter (1. FC Union Berlin), Yaroslav Mikhailov (Zenit St. Petersburg), Dries Wouters (KRC Genk), Ko Itakura (Manchester City), Darko Churlinov (VfB Stuttgart), Martin Fraisl (ADO Den Haag).

Schalke-Abgänge (24): Klaas-Jan Huntelaar, Bastian Oczipka, Shkodran Mustafi, Nabil Bentaleb (Verträge ausgelaufen), Benito Raman (RSC Anderlecht), Rabbi Matondo (Cercle Brügge), Levent Mercan (Fatih Karagümrük), Hamza Mendyl (Gaziantep FK) Alessandro Schöpf (Arminia Bielefeld), Benjamin Stambouli (Adana Demirspor), Steven Skrzybski (Holstein Kiel), Markus Schubert (Vitesse Arnheim), Mark Uth (1. FC Köln), Suat Serdar (Hertha BSC), Nassim Boujellab (FC Ingolstadt), Sead Kolasinac (kehrt zum FC Arsenal zurück), Frederik Rönnow (1. FC Union Berlin), Gonçalo Paciencia (kehrte zu Eintracht Frankfurt zurück), Kilian Ludewig (kehrt zu RB Salzburg zurück), William (kehrt zum VfL Wolfsburg zurück), Jonas Carls (wäre von Vitoria Guimaraes zurückgekehrt, wechselt zum SC Paderborn), Sebastian Rudy (wäre von der TSG Hoffenheim zurückgekehrt, Vertrag wurde aufgelöst), Ahmed Kutucu (wäre von Heracles Almelo zurückgekehrt, wechselt zu Basaksehir), Bernard Tekpetey (wechselt fest zu Ludogorets Razgrad, war ausgeliehen).