Gelsenkirchen. Erst die Viererkette, jetzt die Offensive: Trainer Grammozis arbeitet daran, dass Schalkes Mannschaft für die Gegner schwerer auszurechnen ist.
Die Angriffswellen rollten fast ohne Pause auf das Tor zu, immer wieder wurde der Abschluss gesucht. Mit flachen und scharfen Rückpässen von der Grundlinie brachten die Außenspieler die Bälle vors Tor, wo dann Angreifer und Verteidiger aufeinander prallten. Die Intensität war hoch, fast wie im Wettkampf. Die Schalker Profis arbeiteten am Dienstag im Training daran, zügig zum Torschuss zu kommen.
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Bei der neu zusammengestellten Mannschaft müssen die Abläufe automatisiert und die Spielzüge einstudiert werden. Ein Feintuning nach bisher drei Zweitligaspielen und vor dem Duell am kommenden Samstag (13.30 Uhr/ Sky) beim Überraschungs-Spitzenreiter Jahn Regensburg. Augenscheinlich ging es am Dienstag auf dem Trainingsplatz vor allem um die Offensive, aber auch die Abwehr war bei der Übung im Wettkampfmodus: „Verteidigt das Tor“, rief Dimitrios Grammozis seinen Defensivleuten zu. Der Trainer coachte sehr aktiv.
Schalke: Der Vorteil der Viererkette
Dass Grammozis, seit März auf Schalke, neue Varianten zur Weiterentwicklung auf Lager hat, hatte er am vergangenen Freitag unter Beweis gestellt. Da spielte Schalke gegen Erzgebirge Aue (1:1) zum ersten Mal unter seiner Regie über 90 Minuten mit einer Viererkette in der Abwehr: Bisher galt er stets als Verfechter einer Fünferkette mit drei Innenverteidigern – bei einer Viererkette verteidigen nur zwei Mann im Zentrum.
Vorteil also: Es wird ein Platz in der Mannschaft frei für einen zusätzlichen Offensivspieler – gegen Aue bekam diesen Platz der junge Russe Yaroslav Mikhailov. „Für uns war wichtig: wir spielen zu Hause, wir wollen mit Jaro einen Spieler mehr haben, der Akzente nach vorne setzen kann“, erklärte Grammozis danach. Der 43-Jährige ging sogar noch einen Schritt weiter: „Wir brauchen hier zu Hause diesen Extra-Spieler, um Torchancen in der Offensive zu kreieren.“ Diese Aussage lässt darauf schließen, dass Schalke zumindest in Heimspielen künftig häufiger mit einer Viererkette agieren wird. Ein Entwicklungsschritt. Die Mannschaft wird dadurch flexibler – die Gegner müssen sich künftig auf zwei verschiedene Systeme bei Schalke einstellen.
Im Schalke-Training einstudiert
Einstudiert hatte Grammozis das neue System in der vergangenen Woche im Training. „Wir haben zwei Tage intensiv damit gearbeitet, und wir haben viel mit Video gearbeitet“, erklärte er. Die Umstellung sei der Mannschaft nicht schwer gefallen, denn: „Die Prinzipien sind ja die gleichen, ob du jetzt eine Viererkette oder eine Fünferkette spielst. Du musst Abwehrdreiecke bilden, herausstechen und abgesichert werden.“ Gegen Aue war die Umstellung auch eine Maßnahme, um den Spielaufbau des Gegners zu stören. Mit dem Extra-Mann im Mittelfeld sollte Aue unter Druck gesetzt und bereits beim Spiel aus dem eigenen Strafraum zu langen Bällen gezwungen werden.
Wie Schalkes Trainer am Samstag Jahn Regensburg erwartet, hat er noch nicht verraten. Das Training am Dienstag war eher ein Tuning für die Offensive – möglicherweise soll Regensburg mit scharfen Pässen nach innen vor Probleme gestellt werden. Ob die Viererkette wieder ein Thema ist, war noch nicht zu erkennen. Aber sie ist eine Variante, um die Mannschaft weiter zu entwickeln.
„Man hat gesehen, dass die Jungs beides beherrschen“, sagt Grammozis zu den verschiedenen Systemen. Das Spiel gegen Aue hat ihm gezeigt, dass die Abwehr auch mit vier Mann stabil stehen kann: Der späte Ausgleich war ja nicht auf einen System-Fehler zurückzuführen, sondern auf eine generelle Passivität in der zweiten Halbzeit. Das „Experiment“ mit der Viererkette aber ist laut Grammozis „geglückt“.