Gelsenkirchen. Schalke hat vier Talente aus der Knappenschmiede in den Profikader geholt: Grammozis über die Perspektiven von Flick, Aydin und Co.

Vor ein paar Tagen ist Malick Thiaw 20 geworden, aber sein Alter sieht man ihm nicht an – er wirkt schon routinierter. Als nach dem Schalker Spiel gegen Aue (1:1) die Rede auf die abgeklärte Leistung des Innenverteidigers kam, reichte ein anerkennendes Kopfnicken von Trainer Dimitrios Grammozis zur Bestätigung aus: Malick Thiaw ist von den Jungs aus der Knappenschmiede, auf die Schalke setzt, schon am weitesten.

Dem gebürtigen Düsseldorfer, der seit der U15 für Schalke spielt, kommt zugute, dass er seit mittlerweile eineinhalb Jahren bei den Profis ist und in dieser Zeit schon 29 Pflichtspiele für die erste Mannschaft gemacht hat. Leistungsschwankungen inklusive, auch in dieser Saison gab es Wackler. Aber die Tendenz geht bei dem 20-Jährigen klar in die richtige Richtung.

Schalke: In Liga zwei ist es nicht einfacher

Malick Thiaw gibt damit den Weg vor für die anderen Eigengewächse, mit denen Schalke den Neuanfang versucht: Florian Flick (21), Blendi Idrizi (23), Mehmet Can Aydin (19) und Kerim Calhanoglu (18) waren gegen Ende der vergangenen Saison aus der Knappenschmiede in den Bundesligakader gerückt und stehen jetzt gerade am Anfang ihres ersten Profi-Jahres. Flick, Idrizi und Aydin hatten in den ersten vier Pflichtspielen dieser Saison schon ihre Startelf-Einsätze – Grammozis will sie behutsam heranführen und erinnert daran, dass die Beförderung zu den Profis für diese vier Talente im Frühjahr sehr plötzlich kam: „Sie sind reingeschmissen worden von null auf hundert. Man darf nicht denken: Jetzt spielt man Zweite Liga, jetzt muss es für sie einfacher sein.“

In Liga zwei ist es nicht einfacher: Florian Flick.
In Liga zwei ist es nicht einfacher: Florian Flick. © Getty Images | Frederic Scheidemann

Florian Flick ist das Paradebeispiel dafür. Als er im Mai in den Profikader aufrückte, gelang ihm die Umstellung fast im Handumdrehen: Die letzten vier Bundesligaspiele machte er komplett mit, niemals wurde er ausgewechselt. In dieser Saison vertraute ihm Grammozis zunächst den Job des Abwehrchefs an, musste Flick dann aber zweimal auswechseln und brachte ihn gegen Aue erst als Einwechselspieler. Dem 21-Jährigen waren in den ersten Spielen einige Fehler unterlaufen, aber das gehört dazu. Grammozis erklärt deutlich: „Man kann nicht sagen, wir geben den jungen Spielern eine Chance und zugleich verlangen, es muss immer perfekt sein. Es gehört eine Entwicklung dazu.“

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Auch Malick Thiaw waren am Anfang viele Fehler unterlaufen: Er gilt intern als Spieler, der Zeit benötigt für den nächsten Schritt – inzwischen hat er ihn vollzogen. Umgekehrt verlief die Entwicklung bei dem gleichaltrigen Can Bozdogan (20), der Anfang 2020 gemeinsam mit Thiaw zu den Profis aufrückte: Der Mittelfeldspieler begann rasant, derzeit hängt er aber durch und kann selbst bei der U23 nicht überzeugen – Schalke denkt über eine Ausleihe des Talents nach. Die U23, verdeutlicht Sportdirektor Rouven Schröder, sei nicht der Anspruch von Bozdogan.

Kann sich fest spielen: Mehmet Aydin (re.).
Kann sich fest spielen: Mehmet Aydin (re.). © Tim Rehbein/RHR-FOTO | Tim Rehbein/RHR-FOTO

Mehmet Can Aydin ist nun der nächste, der sich bei den Profis fest spielen kann, aber auch er muss sich steigern: Zuletzt zählte der Außenbahnspieler für die rechte Seite zweimal zur Startelf, trumpfte dabei aber nicht so frech und unbeschwert auf wie bei seinen ersten Profi-Einsätzen zum Ende der vergangenen Saison. Grammozis zählt auch den deutschen U19-Nationalspieler zu den „Jungs, die am Anfang ihrer Entwicklung stehen“ und will Aydin in die Richtung bringen, in die es bei Malick Thiaw bereits gegangen ist: „Wir haben gesagt, wir wollen diesen Weg gehen, Spielern aus der Knappenschmiede die Möglichkeit zu geben, sich zu zeigen.“

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Wie weit Schalke damit kommt, muss man abwarten: Eine Generation mit Spielern wie Julian Draxler, Joel Matip, Max Meyer oder Leroy Sané, wie Schalke sie einst in einer Mannschaft hatte, wird ein Traum bleiben. Aber Grammozis bescheinigt seinem Talentschuppen den Willen, nach oben zu kommen: „Die Jungs machen es wirklich fantastisch, sie versuchen sich jeden Tag zu verbessern.“

Namen, die etwas versprechen

Und mit Matthew Hoppe (20), der in dieser Saison bisher noch gar nicht zum Einsatz kommen konnte, sowie den von anderen Vereinen ausgeliehenen Yaroslav Mikhailov (18), Rodrigo Zalazar (22) und Marvin Pieringer (21) hat Schalke ja noch weitere Talente, die zumindest eine Entwicklung versprechen.