Gelsenkirchen. Verletzungen, Corona, Zweifel, Konkurrenz: Ralf Fährmann hat zuletzt bei Schalke 04 viel Negatives erlebt. Warum er nun wieder lachen kann.

Wenn Ralf Fährmann im vergangenen Jahr etwas Aufmunterndes zu vermelden hatte, postete er im Sozialen Netzwerk Instagram ein Foto seines Hundes. Manni heißt der, ein Cane Corso. Ein kräftiger Bursche, bis zu 50 Kilo können Hunde dieser Rasse wiegen. Manni brachte den Torwart des Zweitligisten FC Schalke 04 in einer Zeit zum Lachen, in der es nicht viel zu Lachen gab: Verletzungen, Konkurrenz, Abstieg, Zweifel, eine Corona-Infektion – im Alter von 32 Jahren schien Fährmann in eine Karriere-Sackgasse eingebogen zu sein. Doch er hat gekämpft. Und den Ausweg daraus gefunden.

Schalke trifft auf Erzgebirge Aue

Wenn Schalke an diesem Freitag in der 2. Bundesliga auf Erzgebirge Aue trifft (18.30 Uhr/Sky) steht Fährmann als unumstrittene Nummer eins im Tor – und das wenige Tage nach einer Verlängerung seines Vertrages. Der neue gilt bis 2025, dann ist Fährmann fast 37 Jahre alt. „Es ehrt mich, dass ich noch einen langfristigen Vertrag bekommen habe. Schalke ist mein Herzensverein“, sagt der Torwart. Er stimmte einer Gehaltsanpassung zu – das Geld, das ihm ursprünglich bis 2023 zustand, erhält er nun über einen Zeitraum von vier Jahren. Schalke spart in der aktuellen Saison deshalb eine siebenstellige Summe, Fährmann verdient immer noch gut. „Für mich war klar, dass ich auf etwas verzichte“, sagt er.

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So selbstverständlich ist das aber nicht mehr. Im Sommer 2018 hatte sein Absturz begonnen. Vor der WM 2018 hatten viele Fans noch Ralf Fährmann als dritten Torwart der deutschen Nationalelf gefordert – nun schlichen sich ungewohnte Fehler ein. Er ließ leichte Schüsse passieren, sprang an Flanken vorbei, verschuldete einige Gegentore. Im Januar 2019 verlor er seinen Stammplatz an den 21-jährigen Alexander Nübel, im Sommer 2019 sogar die Kapitänsbinde. Er verließ Schalke für ein Jahr auf Leihbasis, doch weder bei Norwich City in England noch bei Brann Bergen in Norwegen wurde er glücklich – in Norwich war er Ersatz, in Bergen stoppte ihn die Corona-Pandemie.

Misstrauen vieler Schalke-Trainer

Als er im Juli 2020 zu Schalke zurückkehrte, sollte ihm Alexander Schwolow vor die Nase gesetzt werden. Der wechselte aber vom SC Freiburg zu Hertha BSC. Fährmann wurde deshalb zwar Nummer eins, dann kam aber Frederik Rönnow (Frankfurt). Nur weil Rönnow sich verletzte, blieb Fährmann im Tor. Das Misstrauen der Trainer blieb.

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„Ich habe sehr, sehr viel erlebt auf Schalke. Viel Positives, aber auch manches Negative. Das gehört zu einer Karriere dazu, dass man auf Leute trifft, die einen mehr mögen oder auf Leute, die einen weniger mögen“, sagt er. Fährmann ließ sich nicht hängen und signalisierte schnell: Er würde Schalke auch in der Zweiten Liga helfen. Dem Verein, den er schon so lange kennt.

Geboren ist er in der DDR, 1988 hieß Chemnitz noch Karl-Marx-Stadt. 2003 kam er ins Ruhrgebiet, er war fast 15 Jahre alt. Inzwischen hat er mit seiner Frau in Recklinghausen ein Haus gekauft. Er kann sich vorstellen, auch nach dem Karriere-Ende auf Schalke zu arbeiten. „Das wurde in den Verhandlungen aber nicht explizit besprochen“, sagt er. Vor einem Jahr sollte er aussortiert werden, jetzt geht es um die Zukunft nach 2025. Im Fußball kann es schnell gehen. Auf Schalke sehr, sehr schnell.

Schalke hat einen neuen Torwarttrainer

Das aktuelle Ziel der Schalker und von Fährmann heißt: Spitzengruppe in der 2. Bundesliga, möglicherweise Wiederaufstieg. Vorbereitet werden die Torhüter von einem neuen Torwarttrainer: Wil Coort kam vor der Saison für Simon Henzler. Ein Wechsel, der Fährmann sehr überrascht hatte: „Simon ist für mich einer der, wenn nicht sogar der beste Torwarttrainer in Deutschland. Er hat überall ein hohes Standing. Es schmerzt, auf ihn zu verzichten.“ Coort würde ganz andere Schwerpunkte im Training setzen. „Wir arbeiten viel im spielerischen Bereich – da kann ich mich auch noch verbessern“, sagt er.

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Fährmann hat mit Schalke schon gegen den FC Chelsea, Manchester City und Real Madrid gespielt – und nun kommt Aue. „Ich freue mich sehr darauf“, sagt er. „Die Arena wird gut gefüllt, die Stimmung sehr gut sein.“ Und wenn es gut läuft, postet er auf Instagram nicht mehr überwiegend Fotos von Manni. Sondern Jubel-Bilder.