Gelsenkirchen. Schalke hoffte bei Ozan Kabak auf eine Wertsteigerung bei der EM, doch der kam für die Türkei gar nicht zum Einsatz. Ein neuer Klub wird gesucht.

Der letzte Eintrag von Ozan Kabak auf seinem Instagram-Profil stammt vom 10. Juni. Der Abwehrspieler präsentierte sich stolz und zuversichtlich im Trikot seiner türkischen Nationalmannschaft – für den folgenden Tag war das erste Spiel der Europameisterschaft anberaumt; es ging gegen Italien. Kabak hoffte auf seinen Einsatz, und auch Schalke blickte gespannt gen Rom: Denn für die Königsblauen war der 21-Jährige wie eine heiße Aktie bei dieser Europameisterschaft. Mit starken Leistungen sollte sich Kabak für andere Vereine interessant machen – soweit die Schalker Hoffnung.

Am türkischen EM-Debakel war Kabak nicht beteiligt

Eineinhalb Wochen später ist die Türkei bei der EM nach drei Niederlagen in drei Spielen sang- und klanglos ausgeschieden, und in Gelsenkirchen kann man bestenfalls darüber diskutieren, was das nun für die Aktie Kabak bedeutet. Denn der Profi, der Schalke gehört, kam in allen drei Spielen der Türkei nicht eine einzige Minute zum Einsatz. Manch’ einer sagt: Für Schalke vielleicht sogar ganz gut, dass man Kabak nicht mit diesem türkischen EM-Debakel in Verbindung bringen kann. 0:3 gegen Italien, 0:2 gegen Wales, 1:3 gegen die Schweiz.

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Der türkische Trainer Senol Günes war schon nach dem zweiten Spiel dafür kritisiert worden, dass er Kabak auf der Bank schmoren ließ: Zum Abschluss gegen die Schweiz setzte er in der Innenverteidigung aber wieder auf Merih Demiral von Juventus Turin und Caglar Söyüncü von Leicester City. Für Kabak, der bisher zwölf Länderspiele bestritten hat, die nächste große Enttäuschung. Schon in der vergangenen Rückrunde hatte er sich beim FC Liverpool nicht für eine dauerhafte Verpflichtung empfehlen können. Schalke hatte sein Juwel an der Anfield Road ein halbes Jahr lang als Leihgabe ins Schaufenster gestellt. Liverpool kaufte aber dann doch lieber den Leipziger Ibrahima Konaté für 40 Millionen Euro.

Es gab einen 40-Millionen-Plan

Ursprünglich hatte sich Schalke einmal einen ähnlichen Preis für Kabak erhofft: Deswegen entschied man sich im Sommer 2019 nach langer Überlegung, von dem schon damals knappen Geld lieber 15 Millionen Euro in Kabak zu investieren als in einen weiteren Offensivspieler. Der Gedanke dahinter war die Wertsteigerung, die Ex-Kaderplaner Michael Reschke bei dem Abwehrspieler erwartete. Anfangs schien die Rechnung aufzugehen: Kabak legte eine bärenstarke erste Saison 2019/20 hin. Kurz vor Transferschluss blitzte Juventus Turin mit einer Offerte auf Schalke ab. Doch je weiter Schalke abstürzte, desto mehr patzte auch Kabak.

Ein Verbleib auf Schalke gilt als ausgeschlossen

Gerade einmal 19 Jahre war der Abwehrspieler alt, als er nach Schalke kam: Er hatte schon damals den klaren Karriere-Plan, eines Tages zu einem ganz großen Klub zu wechseln. Wie groß der jetzt sein wird, muss man abwarten. Als sicher gilt, dass er mit Schalke nicht in die Zweite Liga geht – schon allein aus finanziellen Gründen. Generell sagt Sportdirektor Rouven Schröder über die finanziellen Zwänge beim Umgang mit Spielern, die noch weiter unter Vertrag stehen: „Da gibt es Verträge, die wir in dieser Form in der Zweiten Liga schwer erfüllen können.“ Kabak zählt dazu, sein Vertrag auf Schalke gilt noch bis 2024.

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Die Königsblauen sind sich sicher, dass es für den vor einem Jahr noch so schwer umworbenen Kabak auch in diesem Jahr einen Markt geben wird: Und wenn es ein Klub aus der zweiten Reihe in England ist, der zumindest eine Ablösesumme in dem Bereich zahlt, den Schalke vor zwei Jahren selbst investiert hat. Aber die Hoffnung mit der Wertsteigerung bei der EM hat sich nicht erfüllt – auch wenn der Schalke-Profi mit dem türkischen EM-Debakel ja nichts zu tun hatte...