Gelsenkirchen. Die DFL droht Vereinen bei Nicht-Erfüllung von Auflagen mit einem Abzug von sechs Punkten. Wir erklären, warum Schalke dabei gelassen bleibt.
Eigentlich war die Nachricht wie gemacht für diese stets aufgeregte Schalker Welt. Vereinen, die bis zum 15. September die Lizenz-Auflagen nicht erfüllen können, droht in der kommenden Saison ein Abzug von sechs Punkten – so hatte es die Deutsche Fußball Liga (DFL) festgelegt. Wäre Schalke davon betroffen, würde auf dem Projekt Wiederaufstieg eine riesige Hypothek lasten. Doch man kann erklären, warum sich die Aufregung in der Klub-Zentrale in Grenzen hält und die Angst vor einer drohenden Strafe gering ist.
Bei der Auflage, die Schalke erfüllen muss, handelt es sich um einen sogenannten Liquiditätsnachweis. Alle 36 Profiklubs müssen belegen, dass sie in der Lage sind, mit ihren vorhandenen finanziellen Mitteln durch die Saison zu kommen. Normalerweise wird dieser Nachweis bei der Lizenzerteilung im Frühjahr verlangt, in Corona-Zeiten wurde den Klubs dafür ein Aufschub bis zum 15. September gestattet. Die DFL trägt damit der Unsicherheit Rechnung, die nach fast eineinhalb Corona-Spielzeiten im Raum steht.
Auf Schalke zum Beispiel fehlen bei jedem Heimspiel ohne Zuschauer rund zwei Millionen Euro. Dazu lassen sich auf dem Transfermarkt nicht die Ablösesummen erzielen, mit denen die Klubs normalerweise kalkulieren: Der Verkauf von Suat Serdar zu Hertha BSC brachte so lediglich eine Sockelablöse von 6,5 Millionen Euro – ursprünglich hatte man auf eine zweistellige Millionen-Summe gehofft. Doch bis zum 15. September müssen die Klubs ihre Bilanzen in Ordnung bringen und der DFL ihre Liquidität für die anstehende Saison 2021/22 nachweisen. Geschieht dies nicht, droht ein sofortiger Abzug von sechs Punkten. Das Fachmagazin Kicker zog bereits vor drei Wochen die Schlussfolgerung und schrieb: „Aktuell erscheint diese Regelung für Bundesligaabsteiger Schalke eine kaum zu nehmende Hürde.“
Zwei wichtige Erträge für Schalke sind noch gar nicht berücksichtigt
Auf Schalke sieht man das ganz anders, die Gegensätze bei der Darstellung könnten unterschiedlicher nicht sein. Schon in den vergangenen Wochen beschwichtigte der Klub auf Nachfrage, man werde „alle Vorgaben erfüllen“. Bei der Mitgliederversammlung am Sonntag aber wurde Finanzchefin Christina Rühl-Hamers noch deutlicher und sagte: „Ich gehe ganz sicher davon aus, dass wir keinen Punktabzug bekommen in dieser Saison.“
Nach WAZ-Informationen ist diese Zuversicht begründet. Denn in den bisher vorliegenden Zahlen, aus denen man Rückschlüsse für eine fehlende Liquidität ableiten könnte, sind zwei entscheidende Faktoren noch gar nicht eingerechnet. Erstens: Die Jahreszahlung von Gazprom. Der neue Vertrag tritt erst zum 1. Juli in Kraft – erst dann kann Schalke über das Geld verfügen. Bei der Vertragsverlängerung mit dem russischen Energieriesen wurde über eine Gage von acht bis zehn Millionen Euro für die Zweite Liga gemutmaßt.
Zweitens: Der Verkauf der wertvollen Lizenz im E-Sport. Dieser ist offiziell noch nicht vollzogen, wird aber so zustande kommen. 23 Millionen Euro sollen übrig bleiben, offenbar nach Abzug der vor Jahren investierten acht Millionen Euro.
Rechnet man E-Sport und Gazprom zusammen, kommt man deutlich auf die 30 Millionen Euro, die Schalke laut Bild noch erwirtschaften muss, um einen Punktabzug zu vermeiden.
Auch der Abschied von Serdar und Rudy stabilisiert die Lage
„Wir haben die Lage im Griff“, versprach Finanzchefin Rühl-Hamers am Sonntag den Vereinsmitgliedern und fügte mit Verweis auf die Vergangenheit an: „Aber gut ist sie wirklich nicht.“ Doch durch den Verkauf von Suat Serdar und durch die am Mittwoch vollzogene Trennung von Sebastian Rudy hat sie sich weiter stabilisiert. Denn Rudy geht mit einer Abfindung von circa 660.000 Euro: Ursprünglich hatten Kosten von vier Millionen Euro im Raum gestanden. So muss Schalke in diesem Jahr rechnen.