Gelsenkirchen. Heinz-Jürgen Kallerhoff bewirbt sich für ein Amt im Schalker Aufsichtsrat. Seine Pläne, seine Ziele und was er „verantwortungslos“ findet.
Heinz-Jürgen Kallerhoff (66) hat sein Leben lang mit an der Spitze von Versicherungskonzernen gestanden, eine Erfahrung hat er daraus mitgenommen: „Ich kann auch Krisenmanagement, das habe ich nachgewiesen.“ Der Hinweis kann nicht schaden, denn nun bewirbt sich der ehemalige Vorstand des Schalke-Sponsors R+V-Versicherung für ein Amt, in dem die Krise inbegriffen ist: Kallerhoff möchte Aufsichtsrat von Schalke 04 werden. Bei der Mitgliederversammlung am 13. Juni treten zehn Kandidaten an: Vier, die man schon aus dem Aufsichtsrat kennt, und sechs Neulinge – Kallerhoff ist einer von ihnen. Es geht um fünf Plätze.
Herr Kallerhoff, viele erwarten einen großen Umbruch im Schalker Aufsichtsrat: Sie auch?
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Heinz-Jürgen Kallerhoff: Ich komme aus der Wirtschaft, und da ist es so: Du hast die Verantwortung für das Ergebnis. Wenn ich diese Verantwortung einmal haben will, dann muss ich sie am Ende auch übernehmen. Wie das gehen kann, hat man jetzt bei Werder Bremen gesehen (Anm. der Redaktion: dort verzichtet der bisherige Aufsichtsrats-Vorsitzende Marco Bode auf eine erneute Kandidatur). Was auf Schalke gelaufen ist, will ich im Einzelnen nicht bewerten. Ich sehe nur das Ergebnis, und das ist sportlich wie finanziell negativ. Sportlich ist es ein Desaster auf dem Niveau von Tasmania Berlin.
Wofür wollen Sie stehen, wenn Sie in den Aufsichtsrat gewählt werden?
Kallerhoff: Zunächst einmal bin ich mit den Themen der Vergangenheit nicht vorbelastet. Um Schalke wieder auf Kurs zu bringen, muss man nicht nur eine Frage beantworten – da geht es um eine riesige Baustelle. Klar ist für mich die Mitgliederorientierung: Ich will eine Plattform für einen fairen Dialog schaffen, auf der sich Aufsichtsräte und Vorstände den Fragen der Mitglieder stellen. Basis der Diskussion muss unser Leitbild sein. Dort steht das Wort Respekt. Heute gibt es auf Schalke viele, die ständig vom Leitbild reden, aber nicht danach leben.
Meinen Sie damit bestimmte Fan-Gruppierungen?
Kallerhoff: Ich meine damit Strömungen in unserem Verein.
Besonders zerrissen ist Schalke bei der Diskussion über eine mögliche Ausgliederung...
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Kallerhoff: Wir streiten darüber, aber wir wissen noch gar nicht, worüber wir dabei überhaupt reden: Es gibt ja noch gar kein Modell für eine Änderung der Rechtsform. Dennoch wird schon die Diskussion darüber von vielen abgelehnt: Das ist verantwortungslos und fahrlässig. Bei allem Respekt vor den Sorgen der Leute um die Zukunft des Vereins, muss man doch zumindest eine faire Diskussion darüber führen können.
Welchen Standpunkt bezüglich einer Ausgliederung vertreten Sie?
Kallerhoff: Ich bin bei der Diskussion ergebnisoffen, verschweige aber nicht, dass ich ein Freund des Vereins bin. Ich stehe zum Kumpel- und Malocherclub, aber es muss auch Zukunft haben.
Sie sind Mitglied in Fanclubs, zugleich aber auch als damaliger Vorstand des Sponsors R+V vor Jahren nach Schalke gekommen. Wo sehen Sie Ihre Kompetenzen?
Kallerhoff: Schalke ist vor allem ein Fußballverein, aber eben auch ein mittelständisches Wirtschaftsunternehmen: Ein solches führt man mit Kompetenz, und das kann ich. Und ich kann auch Krisenmanagement – das habe ich nachgewiesen. Obwohl sich meine fußballerische Vergangenheit auf die Kreisliga A beschränkt, glaube ich, dass ich auch Sportverstand mit in den Aufsichtsrat einbringen kann. Wir sind abgestiegen, weil wir seit einigen Jahren keine schlagkräftigen Stürmer wie Sand oder Mpenza mehr haben. Und wenn das Produkt Fußball nicht mehr stimmt, dann bist du auch finanziell weg vom Fenster.
Wie schlimm ist es nach Ihrer Wahrnehmung um Schalke bestellt?
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Kallerhoff: Wir stehen sportlich und finanziell mit dem Rücken an der Wand. Mit meinem Blick von außen, den ich ja nur haben kann, habe ich aber volles Vertrauen in die aktuell handelnden Personen wie zum Beispiel Finanzchefin Christina Rühl-Hamers.
Die Mitgliederversammlung am 13. Juni, bei der Sie kandidieren, läuft auf Schalke zum ersten Mal digital: Kennen Sie schon Einzelheiten?
Kallerhoff: Jeder Bewerber für den Aufsichtsrat darf sich fünf Minuten lang in einer Rede vorstellen. Ich werde versuchen, ein Gesicht hinter meinem Namen zu vermitteln: Wer ist Kallerhoff? Wofür steht er und was bringt er ein? Und dann schaffe ich es, oder ich schaffe es nicht.
Bammel vor dem Auftritt?
Kallerhoff: Respekt.