Gelsenkirchen. Schalkes Aufsichtsrat steht an diesem Wochenende im Blickpunkt: Youri Mulder wurde kooptiert, der Wahlausschuss castet Bewerber.
Als Youri Mulder zum FC Schalke 04 wechselte, hatten die Königsblauen gerade eine große Krise hinter sich. 1993 war das, zwei Jahre nach dem Bundesliga-Aufstieg, Mulder war 24 Jahre alt. In seinem zweiten Spiel erzielte er das Siegtor zum 1:0 im Derby gegen Borussia Dortmund.
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Das ist lange her. Nun kehrt Mulder zurück, doch Derbys wird es für mindestens ein Jahr nicht geben. Und die größte Krise seit den 90er-Jahren hat erst begonnen. In aufregenden Zeiten wird der 52-Jährige Mitglied des Schalker Aufsichtsrats – das ist die neueste der zahlreichen Personalentscheidungen, die Schalke fast im Tages-Takt verkündet.
Schalke wählt am 13. Juni
Inzwischen haben die Schalker begriffen, dass sie keine Zeit mehr zu verlieren haben. Die Vorbereitung des Absteigers auf die Zweitliga-Saison beginnt Mitte Juni – und am Abend der Jahreshauptversammlung am 13. Juni soll die Besetzung des Aufsichtsrats stehen. Youri Mulder wird dazugehören – als eines der bis zu drei kooptierten Mitglieder. Diese müssen nicht durch eine Wahl legitimiert werden, sondern werden von den Aufsichtsrats-Mitgliedern berufen. Der aktuelle Vorsitzende des Gremiums, Jens Buchta, hat diesen Coup eingefädelt. „Ich freue mich sehr, dass sich Youri Mulder nach einigen Gesprächen bereiterklärt hat, als neues Mitglied im Gremium wieder Verantwortung für Schalke zu übernehmen – wenn auch auf einem anderen Spielfeld als zuvor“, sagte Buchta. Er will damit fußballerische Kompetenz ins Gremium holen, weil Jahrhunderttrainer Huub Stevens (67) nicht mehr für einen Platz kandidiert. „So werden wir das Zusammenspiel von sportlicher, wirtschaftlicher und unternehmerischer Expertise zum Wohle des Vereins weiter stärken“, sagt Buchta. Für Kommunikationsberater Dirk Metz (65) ist kein Platz mehr, er trat zurück und wechselt „von der Funktionärsbank wieder auf die Fanseite“.
Außer Mulder stehen vier weitere Mitglieder des Aufsichtsrats fest: Buchta wurde von den Abteilungen der Schalker entsandt, sein Mandat gilt ebenso bis 2022 wie das des gewählten Peter Lange. Bis 2023 sind der kooptierte Gazprom-Vertreter Matthias Warnig und der Fanclub-Beauftragte Heiner Tümmers Mitglieder des elfköpfigen Gremiums. Ein weiteres Mitglied kann noch kooptiert werden, weil sich Ulrich Köllmann zurückgezogen hat.
Ex-Schalke-Profi Schipper im Wahlausschuss
Fünf weitere Plätze werden am 13. Juni von den Mitgliedern vergeben. Der Wahlausschuss darf laut Vereinssatzung zehn Kandidaten zulassen – aber es gibt mehr als 20 Bewerber. Der Wahlkampf läuft längst – und die entscheidende Phase beginnt. Von diesem Donnerstag bis Sonntag sitzt der Wahlausschuss in der Arena zusammen und bittet jeden Bewerber zum Einzelgespräch. Vorsitzender des Ausschusses ist der Designer Stefan Schorlemmer (55), zum Kreis gehören auch Michael Zylka (70), im Jahr 1988 mal für drei Tage Schalke-Präsident, und Ex-Profi Mathias Schipper (64).
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Der Ausschuss muss einige spannende Fragen klären. Die wichtigste: Lässt er Ex-Finanzvorstand Peter Peters (58) zur Wahl zu? In Peters’ 27-jähriger Amtszeit von 1993 bis 2020 häufte der Klub etwa 200 Millionen Euro Schulden an. Auch der Umgang mit Mitgliedern der Gruppe „Tradition & Zukunft“ ist offen. Die Gruppe hatte die Zusage von Ralf Rangnick (64) bekommen, womöglich zu Schalke 04 zurückkehren zu wollen – ohne allerdings den Klub in Kenntnis zu setzen. Dieses Vorgehen kam nicht bei allen gut an. Aus der Gruppe zieht es nach Informationen dieser Zeitung Professor Uli Paetzel (49), den Vorstandsvorsitzenden der Emschergenossenschaft, und Frank Haberzettel (54), Geschäftsführer des Beamtenwirtschaftsbundes, in den Aufsichtsrat.
Auch vier scheidende Mitglieder des Aufsichtsrats wollen sich erneut zur Wahl stellen. Sie können gute Nachrichten gebrauchen, da der Aufsichtsrat in den vergangenen Monaten viele Fehler gemacht hatte. Eine solch gute Nachricht ist die Berufung des Eurofighters Mulder.
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Der Zeitpunkt der Verkündung ist deshalb keine Überraschung. Und Mulder soll die Vergangenheit mit der Zukunft verknüpfen. Auch wenn Mulder zuletzt für den FC Twente arbeitete – ein Schalker ist er geblieben. Und nun will er mithelfen, dass es bald wieder Derbys gibt. So wie das 1993, das er mit einem Kopfballtor entschieden hatte.