Gelsenkirchen. Klaas-Jan Huntelaar über Qualität, Talente und Fehler auf Schalke: „Aber das muss nicht heißen, dass wir keine Spiele gewinnen können.“
Das Okay von Zuhause liegt schon mal vor: Maddy, die Lebensgefährtin von Klaas-Jan Huntelaar, hätte nichts dagegen, wenn ihr Mann seine Karriere auf Schalke noch ein weiteres Jahr fortsetzen würde: „Die freut sich einfach, wenn ich glücklich bin mit dem, was ich mache.“ Doch Huntelaar hat am Mittwoch nach dem Training nicht nur über die Möglichkeit gesprochen, Schalke weiter zu helfen. Der 37-Jährige sprach auch über seine Verletzung, über die Entwicklung der Mannschaft und darüber, was noch bleibt in dieser Saison. Der „Hunter“ über...
…das Spiel in Leverkusen und seinen eigenen Einfluss darauf: Ich denke, es war die Art und Weise, wie wir aufgetreten sind. Wir sind ein bisschen mehr nach vorne gegangen, mit mehr Druck auf den Gegner. Deswegen sind wir besser ins Spiel gekommen. Wir können das noch besser ausspielen, aber trotzdem haben wir auf dem Platz das Gefühl gehabt, dass wir ein bisschen Zugriff hatten.
…sein Comeback-Tor: Natürlich haben sich danach einige Spieler oder Trainer, auch von Ajax, gemeldet. Alle waren froh, dass ich wieder fit war und ein Tor gemacht habe. Leider haben wir nicht gewonnen.
Schalkes Klaas-Jan Huntelaar zu seiner zu seiner Verletzung: „Leider ist es schiefgelaufen"
...seine Verletzung an der Wade, die ihn so lange zum Zuschauen verurteilt hat: Ich wusste, dass ich hierhin gekommen bin mit einer kleinen Verletzung, die noch ein paar Wochen gebraucht hätte. Leider ist es dann schiefgelaufen – wie auch immer. Ich war froh, dass ich jetzt wieder fit war, die Reha habe ich auch mit meinem eigenen Physio gemacht. Jetzt hat es sich super angefühlt mit der Wade. Deswegen fällt da schon etwas ab.
…sein Ziel für den Rest der Saison: Mein Ziel ist es, so viel wie möglich zu gewinnen. Das fängt an mit Augsburg (am Sonntag), danach haben wir Freiburg. Die anderen Spiele weiß ich jetzt nicht genau, aber wir haben noch Bielefeld, Hertha, Köln, Frankfurt. Wir müssen nicht weit nach vorne gucken, einfach alles geben und versuchen, das Spiel zu gewinnen. Das ist das Wichtigste. Wir müssen diese Positivität, die wir im letzten Spiel gemerkt haben, nutzen. Nur aus Positivität entsteht etwas, wir brauchen uns keinen Kopf zu machen über das, was andere sagen. Das ist nicht wichtig. Wir müssen einfach unsere Energie umsetzen in etwas Positives.
…den Einfluss des neuen Trainers Dimitrios Grammozis: Er hat uns gesagt, dass wir mehr nach vorne Spielen müssen und uns etwas zutrauen sollen. Wenn wir mit zu wenig Leuten vorne sind, wird es einfacher für den Gegner. Deswegen muss man auch ein gewisses Risiko nehmen, um Tore zu schießen. Man hat gesehen, dass wir von der Qualität nicht zu den Top-Mannschaften gehören, das ist klar. Aber das muss nicht heißen, dass wir keine Spiele gewinnen können. Darüber muss man sich Gedanken machen. Gegen Leverkusen haben wir uns Chancen herausgespielt. Leverkusen war etwas besser organisiert, aber wir steigern uns. Das ist der Weg, den wir gehen müssen.
„Jeder muss sich fragen: Habe ich alles versucht, das Beste für Schalke zu geben?“
…die Qualität und was sonst noch fehlt: Das ist nicht ein einziges Ding. Da sind viele Sachen, die schiefgelaufen sind – nicht nur im Team, sondern im ganzen Verein. Das kann man nicht nur auf das Team schieben, der ganze Verein ist für diese Situation verantwortlich. Da sind alle gefragt, um sich selbst zu hinterfragen: Habe ich alles gemacht? Habe ich alles versucht, um das Beste zu geben für Schalke? Das ist nicht nur die Mannschaft.
„Die Talente können ihren Weg gehen - aber sie müssen auch alles dafür machen“
...die Qualität der jungen Talente auf Schalke: Ich finde, dass wir sehr viele Talente haben. Wir haben immer Talente gehabt auf Schalke, auch damals schon und jetzt auch mit einigen, die in Leverkusen gespielt haben: Kerim (Calhanoglu), Memo (Aydin), Malick (Thiaw), Can (Bozdogan). Und dazu haben wir auch noch andere Spieler, die noch nicht so alt sind und die ihre ganze Karriere noch vor sich haben. Es ist nicht alles top, wenn man so jung ist, aber das braucht es auch nicht. Die können ihren Weg gehen, das traue ich ihnen auch zu, aber sie müssen auch alles dafür machen. Ich weiß selbst: Als ich jung war, war ich immer fokussiert auf Tore. Aber es geht vielleicht noch ein bisschen mehr – man muss versuchen, den letzten Tropfen auch noch rauszuholen, um sich zu verbessern. Wenn man diese Mentalität hat, wird man sich auch verbessern.
Huntelaar über eine mögliche Schalke-Verlängerung: „Man weiß nie“
...sein für den Sommer angekündigtes Karriere-Ende: Das habe ich entschieden, als ich bei Ajax war. Jetzt bin ich auf Schalke und mit meinem Kopf in der Situation, die jetzt hier ist. Wir wollen das erstmal gut zu Ende spielen. Was nachher passiert, das sehen wir dann. Man weiß nie.
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...seine Fitness für die Zukunft: Meine Gedanken gehen jetzt im Moment nicht weiter als diese Woche. Aber körperlich habe ich mich gut gefühlt in Leverkusen, sonst hätte ich mich auswechseln lassen. Es hat sich super angefühlt, damit will ich weitermachen. Dann sehe ich die nächsten Wochen und Monate, wie das geht. Wenn es keine neuen Probleme gibt, ist der Körper auf jede Fall kein Problem.
...Stürmer Zlatan Ibrahimovic, der noch zwei Jahre älter ist als er selbst: Ich weiß, dass der immer noch spielt. So wie auch andere Spieler in meinem Alter. Es ist für mich auch keine Frage des Alters, es ist eine Frage vom Kopf und der Mentalität im Zusammenhang mit dem Körper. Wie man sich fühlt und was man will. Ich habe immer noch Spaß am Fußball. Und man muss machen, woran man Spaß hat. Das ist im Moment so. Was nachher passiert, sehen wir dann.
...ein mögliches Veto seiner Lebensgefährtin Maddy zur Fortsetzung der Karriere: Die ist immer ganz offen damit umgegangen, was ich tue. Wenn ich gesagt habe, Schalke oder Ajax, dann sagt sie: „Das entscheidest du, wie du willst. Für mich ist es eigentlich egal, ob du links fährst oder rechts, nach Amsterdam oder nach Gelsenkirchen.“ Und so habe ich mich entschieden. Sie freut sich einfach, wenn ich gut nach Hause komme und sie sieht, dass ich glücklich bin mit dem, was ich mache. Deswegen sagt die dazu nicht so viel.