Gelsenkirchen. Schalke hat zu spät einen Sportvorstand ernannt. Aber Peter Knäbel hat Vertrauen verdient, die Beförderung ist kein Experiment. Ein Kommentar.
Schalke 04 hat endlich einen neuen Sportvorstand. Peter Knäbel ist befördert worden – eine gute Wahl. Der 54-Jährige hatte den Mut, diesen schweren Job nach der Trennung von Jochen Schneider als Interimslösung zu übernehmen, und er hat während dieser Zeit bereits erste wichtige Weichen gestellt – wie die Verpflichtung des Trainers Dimitrios Grammozis und des Mainzer Kapitäns Danny Latza.
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Dadurch kann jetzt vieles schneller gehen, Peter Knäbel muss sich nicht mehr einarbeiten. Die Zeit rast, Schalke wird schon bald ein Zweitligist sein, das Aufgebot für die Mission Wiederaufstieg aber steht noch lange nicht. Denn es wurde wichtige Zeit verschenkt.
Eskalation auf Schalke, als Krösche und Rangnick absagten
Der Aufsichtsrat ließ Jochen Schneider zunächst weiterarbeiten – auch nachdem längst klar war, dass es zum Saisonende mit ihm nicht weitergehen würde. Denn der Alternativkandidat Nummer eins, Markus Krösche aus Leipzig, war noch nicht zu haben. Als dann eine nicht vom Verein legitimierte Interessengemeinschaft Kontakt zu Ralf Rangnick aufnahm und damit auch ein Versäumnis des Aufsichtsrats aufzeigte, eskalierte die Lage - zu Lasten des Vereins. Krösche sagte ab, Rangnick auch.
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Peter Knäbel steht deshalb nun wie eine Notlösung da, wie ein Kandidat dritter Wahl. Doch das wird ihm nicht gerecht, das hat er nicht verdient. Ja, es hängt ihm immer noch die leidige Rucksack-Affäre aus seiner Zeit als Sportchef beim Hamburger SV nach, als ihm geheime Dokumente zu Spielerverträgen verlorengingen. Und doch hat er auf Schalke seinen Ruf als ausgewiesener Fachmann bestätigt, den er sich schon in Basel erworben hatte.
Seit drei Jahren erlebt Peter Knäbel Schalke 04 von innen, als Knappenschmiede-Chef hat er sich bewährt. Mit Talententwicklung kennt er sich bestens aus – das kann nur gut sein für den Verein, der jetzt zwangsläufig verstärkt auf junge Spieler bauen muss. Zudem muss man dem gebürtigen Wittener und ehemaligen Bochumer Profi nicht erst die Ruhrgebietsmentalität erklären. Er weiß, wie Schalke-Fans denken und fühlen.
Elende Hängepartie und viel Theater
Mit Peter Knäbel wagt Schalke 04 kein Experiment. Ihn mit Ralf Rangnick zu vergleichen, wäre unfair. Aber wer sagt denn, dass Markus Krösche Besseres zu bieten gehabt hätte? Der Aufsichtsrat hätte Peter Knäbel nach dem Aus von Jochen Schneider besser sofort zum Sportvorstand ernennen sollen, dann wären dem Verein die elende Hängepartie und viel Theater erspart geblieben. Aber nun ist es, wie es ist. Deshalb muss Schalke 04 jetzt nach vorne schauen: Peter Knäbel hat seine Chance und jede Unterstützung verdient.