Gelsenkirchen. Gladbach hat die letzten sieben Spiele verloren – das hat nicht mal Schalke geschafft. S04 hat aber anderes zu bieten: Zum Beispiel 1:39 Tore.
Vielleicht mag der eine oder andere auf Schalke denken: Glück gehabt!
Glück, dass es in diesen Tagen so viele andere Themen auf Schalke gibt, so dass sich kaum noch jemand mit der Leistung der Mannschaft auseinandergesetzt hat, die ihr jüngstes Bundesligaspiel in Wolfsburg mit 0:5 verlor. 26 Journalisten wurden gezählt, als sich die Gruppe „Tradition und Zukunft“ in dieser Woche bei einer Pressekonferenz aus der Deckung gewagt hat – nicht viel mehr als eine Handvoll waren es einen Tag später, als Schalkes Trainer übers Fußballspielen sprach.
Das Duell der Schlechtesten ist für den Sender Sky das Topspiel
Dass der Weg in die Zweite Liga führt, scheint ja mittlerweile eh klar zu sein, wobei es an diesem Samstag für Schalke durchaus noch einmal zu einem Duell von gehobenem Interesse kommt. Denn um 18.30 Uhr treffen in der Arena die beiden schlechtesten Bundesligamannschaften der vergangenen Wochen aufeinander. Schalke 04 spielt gegen Borussia Mönchengladbach: Beim TV-Sender Sky, dem Premium-Partner der Bundesliga, ist es sogar das Topspiel der Woche.
Gladbach hat die letzten sieben Pflichtspiele alle verloren – das hat nicht mal Schalke geschafft. Die Königsblauen knauserten sich in diesem Zeitraum immerhin zu zwei torlosen Unentschieden gegen Union Berlin und Mainz 05.
Dafür wartet Schalke aber schon länger auf einen Sieg: Elf Pflichtspiele sind’s mittlerweile wieder, die das Gross/ Grammozis-Team seit dem 9. Januar nicht gewonnen hat, zusammengerechnet in Bundesliga und DFB-Pokal. Mönchengladbachs Sieglos-Serie in Bundesliga, DFB-Pokal und Champions League ist stolze neun Spiele lang – der letzte Erfolg gelang am 3. Februar.
Wenn nicht jetzt, wann dann?
Die Verzweiflung rund um den Borussia-Park ist so groß, dass vor dem Spiel an diesem Samstagabend jetzt sogar schon öffentlich die Frage erhoben wurde: Wann will Gladbach denn überhaupt jemals wieder ein Spiel gewinnen, wenn nicht jetzt gegen diese Schalker?
In normalen Zeiten, da kann man sicher sein, müsste sich ein Schalker Verantwortlicher über eine so despektierliche Frage ärgern. Dimitrios Grammozis, Schalkes neuer junger Trainer, entgegnet aber lieber: „Ich habe leider nicht die Zeit, mich darum zu kümmern, was bei Borussia Mönchengladbach passiert – das ist eine andere Baustelle. Ich konzentriere ich mich lieber auf meine Mannschaft.“ Dort gebe es genug zu tun und zu arbeiten – womit wir dann doch beim komplett missratenen Spiel in Wolfsburg sind.
Was Grammozis von seinen Vorgängern auf Schalke unterscheidet
0:0 gegen Mainz und 0:5 in Wolfsburg: Das sind die Ergebnisse, seit Grammozis vor zweieinhalb Wochen den Laden auf Schalke übernommen hat. Der 42 Jahre alte Ex-Profi ist der einzige der fünf Schalker Trainer in dieser Saison, der durch das 0:0 gegen Mainz zum Auftakt nicht verloren hat – David Wagner (0:8 in München), Manuel Baum (0:4 bei RB Leipzig), Huub Stevens (0:1 gegen Bielefeld) und Christian Gross (0:3 bei Hertha BSC) starteten noch schlechter. Das Spiel in Wolfsburg allerdings war wiederum so erschütternd, dass man feststellen muss: Es scheint fast egal, wer gerade der Trainer ist – in dieser Saison ändert sich vermutlich sowieso nichts mehr. Viele Spiele laufen nach dem gleichen Muster ab: Am Anfang hält die Mannschaft mit, dann führen fürchterliche Fehler zum ersten Gegentor, und am Ende bricht alles zusammen.
Vor allem gegen die Top-Teams der Bundesliga ist das Ende immer dasselbe: Gegen die Vereine, die aktuell auf den ersten sechs Plätzen der Tabelle stehen (Bayern, Leipzig, Wolfsburg, Frankfurt, Dortmund und Leverkusen) musste Schalke in dieser Saison bisher zehn leidvolle Spiele ertragen. Dabei gab es zehn Niederlagen und ein Torverhältnis von 1:39. Eins zu neununddreißig.
In der Hinrunde war auch Borussia Mönchengladbach noch zu diesem Kreis zu zählen: Schalke verlor das Hinspiel im Borussia-Park mit 1:4. Dass die Gladbacher jetzt in ihrer aktuellen Verfassung gemeinsam mit Schalke das Schlechteste vom Schlechten der gesamten Bundesliga repräsentieren, liegt wohl allein am Unfrieden, den der angekündigte Abschied von Trainer Marco Rose ausgelöst hat. Die Mannschaft, gar kein Zweifel, ist eigentlich genau wie die Vereinsführung für Höheres geeignet.
Trainer Grammozis kann nur einen Scherbenhaufen verwalten
Auf Schalke gibt es diesen einen Grund nicht: Hier führte das Zusammenspiel aller rohen Kräfte zu einem Niedergang, der seinesgleichen sucht. Dimitrios Grammozis ist als Trainer nur der aktuelle Verwalter dieses gewaltigen Scherbenhaufens – wirklich verantwortlich ist er nicht. Nur eines fiel denjenigen dann doch auf, die sich in diesen Tagen auf Schalke tatsächlich noch irgendwie für den Fußball interessieren: Grammozis hatte den Auftritt seiner Mannschaft in Wolfsburg doch sehr, sehr moderat beurteilt – was muss eigentlich passieren, damit er aus der Haut fährt?
Grammozis nutzte die Frage, um sich nochmal vorzustellen: „Ich bin kein Trainer, der öffentlich Fehler der Spieler anprangert, das ist nicht meine Art.“ Eines versprach er allerdings bei der Gelegenheit auch: „Ich glaube, dass wir intern die richtigen Worte gefunden haben, und die Mannschaft war auch sehr selbstkritisch. Von daher stimmt mich das positiv, dass wir es gegen Gladbach besser machen werden.“
Schlechter geht ja auch kaum.