Gelsenkirchen. Dass Schalkes Schneider Trainer Christian Gross engagiert hat, war ein Fehler. Doch das Team scheint untrainierbar zu sein. Ein Kommentar.

Immer, wenn der Eindruck entstanden ist, der FC Schalke 04 habe den Tiefpunkt der aktuellen Bundesliga-Saison erreicht, gibt es die nächste traurige Geschichte. Wirkte es zunächst noch so, als sei die am Ende trostlose 0:4-Pleite im Derby gegen Borussia Dortmund mit folgenden Fan-Protesten die Talsohle gewesen, so ist seit Freitagabend klar: Es geht immer noch schlimmer in dieser Saison. Die Führungsspieler der Königsblauen fordern den Rauswurf von Trainer Christian Gross. Auch das noch.

Klar ist: Sportvorstand Jochen Schneider hat abermals eine falsche Entscheidung getroffen. Er dachte im Dezember 2020, er würde den Christian Gross engagieren, der im Jahr 2009 ein gefragter Trainer in Europa war. Den Christian Gross, der sich im europäischen Fußball perfekt auskannte, beim VfB Stuttgart engagiert die Seitenlinie hinauf und hinab rannte. Doch dieser Trainer ist Gross zwölf Jahre später nicht mehr. Er hat zwischenzeitlich lediglich in Ägypten und Saudi-Arabien gearbeitet, hatte seine Karriere eigentlich schon beendet.

Schalke-Sportvorstand Schneider hat alles auf die Karte Gross gesetzt - und verloren

Die Verpflichtung war ein großes Risiko, Schneider wusste das. Und schnell stellte sich heraus, dass Gross nicht nur Startschwierigkeiten hatte. Er entwickelte sich und die Mannschaft nicht weiter. Der Rückstand zum rettenden Ufer wuchs noch mehr an. Gross‘ taktische Spielvorbereitung genügt modernen Ansprüchen nicht mehr, seine Trainingsgestaltung sei eindimensional, wie es aus Spielerkreisen heißt. Schneider hat alles auf die Karte Gross gesetzt - und verloren. Das ist der letzte von vielen Fehlern in Schneiders Amtszeit. Schneider, der seinen Rückzug spätestens zum 30. Juni angekündigt hat, sollte schon jetzt zurücktreten.

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Mag der Protest der erfahrenen Führungsspieler, die im nationalen und internationalen Fußball viele Trainer kennengelernt haben, in diesem konkreten Fall verständlich erscheinen, so wirft er doch einen Schatten auf eine offenbar schwer trainierbare Mannschaft, die hervorragende Einzelspieler hat, die sich selber hervorragend darstellen können, aber schwer in ein Team integrieren lassen. Für viele Verpflichtungen trägt Schneider nicht die Schuld, er fand ein schlecht zusammengestelltes Aufgebot vor.

Bei Schalke 04 wird sich bald einiges ändern

Und es liegt nicht allein an Gross, dass Schalke so abgestürzt ist. Gross ist bereits der vierte Trainer in der aktuellen Saison. Mit David Wagner kam das Team nicht mehr klar, auch gegen Manuel Baum sträubten sich Teile des Teams schnell. Und nun scheint auch Gross nicht mehr gut genug zu sein. Für die Mannschaft spricht das nicht. Denn es nicht davon auszugehen, dass bei einem Rauswurf des Trainers auf einmal alles perfekt läuft und Schalke mit einer historischen Siegesserie den Abstieg noch verhindern wird.

Gut, dass sich bei den Königsblauen bald einiges ändert - auch wenn sie diesmal wahrscheinlich in der 2. Bundesliga neu beginnen müssen. Dann gibt es einen den nächsten neuen Trainer, einen neuen Sportvorstand und eine in großen Teilen veränderte Mannschaft.

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Es wird nur Zeit, dass wenigstens der Sportchef bald feststeht. Aber das ist eine andere traurige Geschichte.