Gelsenkirchen. Schalke-Vorstand Alexander Jobst spricht über den Erfolgsschlüssel für die Zukunft, wirtschaftliche Vernunft und Führungskultur. Ein Interview.

Würde man ihn derzeit als vielbeschäftigt beschreiben, wäre dies stark untertrieben. Alexander Jobst, beim FC Schalke 04 Vorstand für Marketing, Vertrieb und Organisation, erledigt seine Arbeit unter erschwerten Bedingungen: Der Verein steckt sportlich und finanziell in einer großen Krise. Zudem hat der 47-Jährige als Mitglied der Taskforce „Zukunft Profifußball“ der Deutschen Fußball-Liga (DFL) an einem Konzept mitgearbeitet, von dem sich der Fußball positive Veränderungen verspricht. Im Interview macht der Schalke-Vorstand den Fans Hoffnung. Auch im Abstiegsfall sei Licht am Ende des Tunnels.

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Herr Jobst, ließ sich in 30 Stunden Diskussionen tatsächlich ein Zukunftsbild für den Profifußball 2030 entwerfen?

Alexander Jobst: Es war sehr spannend, konkrete Handlungsempfehlungen auszuarbeiten. Sie können sich vorstellen, dass es bei 37 Vertretern aus Politik, Wirtschaft, gesellschaftlichen Positionen, Wissenschaft und Sport mit unterschiedlichen Perspektiven nicht leicht und auch nicht selbstverständlich in der Erwartung sein konnte, zu einem konkreten Ergebnis zu kommen.

Für Schalke und Jobst spielt Nachhaltigkeit eine immer größere Rolle

Ein vorrangig genanntes Ziel ist die Nachhaltigkeit. Welche Auswirkungen hat dieses Wort auf einen Verein wie Schalke 04?

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Alexander Jobst: Ökonomie, Ökologie und sozialgesellschaftliche Aspekte sind auch für den Fußball zentrale Aspekte. Wir werden diese Empfehlungen sukzessive ummünzen. Vieles von dem, was in dem Papier steht, lebt Schalke 04 bereits seit geraumer Zeit. Nachhaltigkeit soll in den nächsten Jahren weiter manifestiert und entsprechend umgesetzt werden. Mitbestimmung erfährt in allen gesellschaftlichen Bereichen eine immer größere Bedeutung. Schalke ist davon natürlich durch sein Mitgliederwesen geprägt.

Einer der Anlässe, diese Taskforce zu gründen, war Kommunikation mit den Fans - sie sollten eine Stimme bekommen. Vor knapp einem Jahr gab es die Eskalation rund um die Reizfigur Dietmar Hopp. Er stand im Zentrum der Kritik der Anhänger, es gab Plakate mit Fadenkreuzen auf den Rängen. Glauben Sie, diese Taskforce kann einen bedächtigeren Umgang bewirken?

Alexander Jobst: Das wage ich nicht vorauszusagen. Durch die unterschiedlichen Perspektiven der 37 Taskforce-Mitglieder wurden aber die Sinne geschärft, die Verantwortlichen werden ihre Eindrücke und Ergebnisse als Multiplikatoren in ihre Umfelder tragen. Fadenkreuze und sonstige Anfeindungen haben weder im Fußball noch in unserer gesellschaftlichen Vielschichtigkeit etwas verloren.

Wie kann konkret auf Schalke, wo es eine sehr lebhafte Anhängerschaft gibt, mehr Kommunikation erfolgen?

Alexander Jobst ist seit 2011 im Vorstand des FC Schalke 04.
Alexander Jobst ist seit 2011 im Vorstand des FC Schalke 04. © Imago

Alexander Jobst: Für mich stellt sich die generelle Frage: Wofür steht Schalke 04 in der Zukunft? Was sind wir, was sind wir vielleicht nicht mehr? Man kann offen sagen, dass der Verein in Bezug auf seine Identität und seine Werte im vergangenen Jahr bisweilen kein gutes Bild abgegeben hat. Wir müssen uns hierzu in Zukunft stärker positionieren. Ein internes Projektteam aus den Bereichen Sport, Kommunikation, Mitgliederwesen und Strategie beschäftigt sich damit und wird demnächst mit den unterschiedlichen Fangruppierungen in den Dialog gehen. Ähnlich wie bei der Entstehung unseres Leitbilds vor vielen Jahren werden die Beteiligten unterschiedliche Perspektiven haben. Daher werden wir vermutlich keinen hundertprozentigen Konsens finden, aber den Prozess gehen wir an.

Es hat massive Kritik auch an Ihrer Arbeit und Ihrer Person gegeben. Beeinflusst Sie das, lässt Sie das womöglich gar ins Taumeln geraten?

Alexander Jobst: Ich beschäftige mich mit der Kritik, kann mit ihr umgehen, sie zum Teil auch verstehen und Schlüsse daraus für die Zukunft ziehen. In meiner Vorstandsaufgabe geht es darum, den Verein sicher für die Zukunft aufzustellen. Es ist gerade eine sehr intensive Zeit, in der Vermarktung zweigleisig zu arbeiten. Wir haben nach wie vor die Hoffnung auf den Klassenerhalt, aber zu unserem unternehmerischen Handeln gehört seit geraumer Zeit auch ein Zweitliga-Szenario. Das fordert mir und meinem Team alle Kraft und Zeit ab.

Das sagt Jobst zu Schalke-Hauptsponsor Gazprom

Stölting, Böklunder und nun auch Hagedorn haben ihre Zusammenarbeit mit Schalke verlängert, gleich drei Sponsorenpartner haben damit positive Signale ausgesendet. Werden auch andere Geldgeber dem Verein treu bleiben – einfach, weil es Schalke ist?

Alexander Jobst: Die Marke Schalke 04 hat weiter eine unglaublich große Kraft. Wenn die Sponsoren in einem sehr großen Maß Loyalität zeigen, gehört dazu, ihnen die Antwort zu geben auf die Frage: Wie wird Schalke denn wieder erfolgreicher? Unsere Partner wollen ein erfolgreiches Schalke 04 sehen. Wir arbeiten daran, dass es in den nächsten Wochen und Monaten weitere positive Signale geben wird.

Was wird aus dem Hauptsponsor Gazprom?

Alexander Jobst: Der Vertrag hat keine Gültigkeit für die Zweite Liga, wir befinden uns in Gesprächen. Sie werden im Frühjahr konkretisiert, wenn wir weitgehend Klarheit haben werden, ob Schalke in der nächsten Saison erst- oder zweitklassig spielt.

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Schalke-Vorstand Alexander Jobst steht in der Arena.
Von Andree Hagel, Manfred Hendriock

Glauben Sie an eine gemeinsame Zukunft?

Alexander Jobst: Klar ist: Wir wollen die Entscheidung so zeitnah wie möglich, damit wir uns gegebenenfalls anders positionieren können. Durch die starke Loyalität in unserer Partnerschaft gehen wir mit Zuversicht in die weiteren Gespräche, dass Gazprom an unserer Seite bleibt. Falls nicht, wird es andere Möglichkeiten geben.

Der Profifußball erfährt massive Auswirkungen der Corona-Krise. Wie gestaltet sich unter diesen Bedingungen die Akquise neuer Geldgeber?

Alexander Jobst: Es ist enorm herausfordernd, denn auch hier führen wir die Gespräche zweigleisig. Ich kann aber bereits signalisieren, dass wir in den kommenden Wochen und Monaten auch neue Partner für uns gewinnen werden.

Jobst: Für Schalke wäre ein zweites Zweitligajahr herausfordernd

Gehen wir einen Schritt weiter, bei finanziellen Voraussetzungen fällt sogleich das Stichwort Lizenzierung. Sie gehen davon aus, dass eine Zweitliga-Lizenz für Schalke ungefährdet ist?

Alexander Jobst: Ja, für die 1. Liga übrigens auch.

Die neue Finanz-Vorständin Christina Rühl-Hamers hat im Kicker gesagt: Ein Jahr Zweite Liga überstehen wir. Ein zweites Jahr würde also äußerst kompliziert werden?

Alexander Jobst: Es wäre herausfordernder. Noch ist es für Prognosen aber zu früh. Seien Sie gewiss: Wir planen mit wirtschaftlicher Vernunft, so dass ein zweites Jahr Zweite Liga – sollte der Aufstieg nicht sofort gelingen – den Klub nicht in seiner Existenz infrage stellen würde. Klar ist aber: Das Ziel im Falle eines Abstiegs ist der sofortige Wiederaufstieg. Danach richten wir uns aus.

Schalke-Entscheider in Corona-Zeiten: (von links) Aufsichtsrats-Chef Jens Buchta, Marketing-Vorstand Alexander Jobst und Sport-Vorstand Jochen Schneider.
Schalke-Entscheider in Corona-Zeiten: (von links) Aufsichtsrats-Chef Jens Buchta, Marketing-Vorstand Alexander Jobst und Sport-Vorstand Jochen Schneider. © Firo

Ist Schalke in der aktuellen Situation noch ein attraktiver Verein für Fußballer, wenn man nicht weiß, wo es hingeht? Die Spieler, die im Winter gekommen sind, haben alle nur Leihverträge bis zum Sommer.

Alexander Jobst: Ich sehe das nicht als Gefahr. Wir haben es bewusst wegen der Unsicherheit so gehandhabt. Sollte Schalke 04 den Gang in die Zweite Liga antreten müssen, werden wir im Kader erhebliche Veränderungen vornehmen müssen. Die Planungen dazu laufen.

Schalke sucht noch nach einem neuen Sportdirektor

Dann müssen wir an dieser Stelle fragen: Wer übernimmt denn die Planung der sportlichen Zukunft?

Alexander Jobst: Sie befindet sich in den Händen des Sportvorstandes. Aber es wird auch intensiv nach einem Sportdirektor gesucht, das macht der Aufsichtsrat gemeinsam mit Jochen Schneider.

Müsste der Sportdirektor nicht längst da sein? Die neue Zweitliga-Saison beginnt in vier Monaten.

Alexander Jobst: Die Gespräche dazu laufen.

Im Taskforce-Papier gibt es noch ein Reizwort: 50+1. Es heißt, 50+1 hat den Klubs und der Liga Stabilität verliehen. Trotzdem solle man prüfen, dem einen oder anderen Investor unter Einhaltung gewisser Voraussetzungen die Türe zu öffnen. Dieser Punkt dürfte doch zu heftigen Diskussionen führen, oder?

Alexander Jobst: Diese Diskussionen haben auch in der Taskforce sehr viel Zeit beansprucht. Wir kamen zu dem Konsens – und der Meinung bin ich auch –, dass 50+1 so Bestand halten soll. Gleichwohl sollte man mögliche Investoren-Einstiege innerhalb dieser Regel, die bereits möglich sind, nicht gleich verteufeln - wenn sie kontrolliert sowie nach wirtschaftlichen und ethischen Maßstäben erfolgen. Die entscheidende Frage ist, ob die Rechtsform des Klubs dafür überhaupt zulässig ist oder nicht.

Schalke: Jobst über eine mögliche Ausgliederung und Hertha BSC

Da hat Schalke ein anderes Problem als manch anderer Verein.

Alexander Jobst: Ich würde den e.V. eher als bestehende Rechtsform bezeichnen, die gegebenenfalls irgendwann mal diskutiert wird. Dazu habe ich in den letzten Monaten ziemlich viel öffentlich gesagt.

Das schließt also aus, dass bei der nächsten Versammlung bereits ein Konzept zur Ausgliederung der Profiabteilung zur Abstimmung vorgelegt wird?

Alexander Jobst: Es wird im Sommer keine Abstimmung zu einer Änderung der Rechtsform geben. Ich habe immer gesagt, dass wir unsere Mitglieder mit genügend Vorlauf einbinden wollen, sollten wir ein Konzept einbringen. Die zweigleisige Planung aufgrund unserer sportlichen Situation in allen Geschäftsbereichen des Vereins hat aber aktuell oberste Priorität und bindet alle Ressourcen der Verantwortlichen.

Sind diese möglichen Investoren-Einstiege nicht schon eine Umgehung der 50+1-Regel?

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Alexander Jobst: Zur Sicherung und Beibehaltung dieser Regel müssen Parameter definiert und geschärft werden, um eine Umgehung auszuschließen und einen gewissenhaften Einstieg eines Investors für die Klubs zu gewährleisten.

Hat der deutsche Profifußball sich nicht selbst ein Bein gestellt, in dem er RB Leipzig zugelassen hat? Da wurde 50+1 doch eigentlich längst umgangen.

Alexander Jobst: Die jüngsten Beispiele der Vergangenheit zeigen, dass Diskussionen um 50+1 und Investoren notwendig sind. Es muss jetzt einen weiteren Prozess in Kommissionen und im DFL-Präsidium geben, wie die Investoren-Einstiege so transparent dargelegt werden, dass Konstrukte, die Fragezeichen mit sich bringen, in Zukunft nicht mehr möglich sind.

Für Jobst und Schalke sind Frankfurt und Gladbach Vorbilder

Vor zwei Jahren wurde RB Leipzig noch als Bedrohung für Schalke wahrgenommen. Inzwischen ist der Klub enteilt, die Schere ist so groß geworden. Wie arbeiten Sie unter diesen neuen Voraussetzungen?

Alexander Jobst: Bei uns sind die Begebenheiten anders als bei Werksklubs oder bei RB Leipzig. Gleichzeitig ist es ein Trugschluss, sich deshalb zurückzulehnen und zu sagen: Wir haben keine Möglichkeiten mehr, im Wettbewerb der Bundesliga mithalten zu können. Andere Vereine wie Borussia Mönchengladbach und Eintracht Frankfurt haben vorbildlich gezeigt, wie man sich mit weitaus geringeren Ertragssituationen als Schalke 04 in der Bundesliga weiter nach vorne arbeiten kann. Die Rechtsform ist dafür nicht allein entscheidend, erfolgreiche Arbeit in den verschiedenen Geschäftsfeldern und allen voran im Sport dagegen schon.

Beeinflusst dies Ihre Strategie bei Sponsorengesprächen?

Alexander Jobst: Ich bin weit weg davon, einen eingetragenen Verein als Alleinstellungsmerkmal in der Vermarktung zu sehen. Keinen einzigen Partner haben wir für Schalke 04 gewonnen, weil die Rechtsform unseres Vereins von Bedeutung war. Ein Partner möchte Werte, mit denen er sich identifizieren kann, und Erfolge sehen. Es gibt andere Klubs in Europa, die kein eingetragener Verein sind, aber für ähnliche Werte stehen wie Schalke 04. Das kann auch sehr erfolgreich funktionieren.

Jobst stärkt Schalke-Sport-Vorstand den Rücken

Hertha BSC hat mit Lars Windhorst einen Investor bekommen, steht sportlich aber schlecht da. Ist dies für Schalke 04 hinderlich? Herthas Lage wird Kritiker der Ausgliederung bestärken.

Alexander Jobst: Zunächst einmal gäbe es unterschiedliche Modelle für eine Änderung der Rechtsform. Ich glaube nicht, dass Schalke sich mit dem Modell Windhorst einen Gefallen tun würde. Das ist nicht unser Ansinnen. Wir werden uns auch nicht als Big City Club titulieren(lächelt).

Die Kluft zu den Top-Teams der Bundesliga ließe sich auch vermutlich nur schließen, wenn irgendwann mal wieder Millionen aus der Champions League fließen würden. Aber das ist auf mittlere Sicht ja utopisch.

Alexander Jobst: Das geht erst einmal nur mit einem langfristigen sportlichen Konzept mit den richtigen Entscheidungen. Mit hungrigen, talentierten Spielern, die ihren nächsten beruflichen Schritt bei uns sehen und Schalke 04 auch wieder in den internationalen Wettbewerb führen können. Einige unglückliche sportliche Entscheidungen haben uns in den letzten Jahren viel Geld gekostet. Können wir dies aber in Zukunft vermeiden, bin ich zuversichtlich, dass man wieder heranrücken kann. Zur Wahrheit gehört aber: Ein mehrmaliges Verpassen des internationalen Geschäfts zuletzt und auch zukünftig macht es umso unwahrscheinlicher, dass wir ohne sonstige Eigenkapital-Spritzen da wieder hinkommen. Ich gehe noch einen Schritt weiter: Ohne unsere jahrelange Ertragskraft aus der Vermarktung der starken Marke Schalke 04 gehörten wir schon längst nicht mehr zu den Top 20 umsatzstärksten Clubs in Europa und die Kluft wäre bereits viel größer. In anderen Worten: Bei zukünftigem sportlichem Erfolg sehe ich Schalke auch wieder als starke Kraft.

Gemeinsam auf der Tribüne in der Schalker Arena: der frühere Aufsichtsrats-Chef Clemens Tönnies (links) und Marketing-Vorstand Alexander Jobst.
Gemeinsam auf der Tribüne in der Schalker Arena: der frühere Aufsichtsrats-Chef Clemens Tönnies (links) und Marketing-Vorstand Alexander Jobst. © Firo

Wenn Sie von unglücklichen Entscheidungen sprechen: Ist Jochen Schneider dann ein Mängelverwalter von dem, was er übernehmen musste?

Alexander Jobst: Er hatte von Anfang an eine herausfordernde Arbeit vor sich, mit begrenzten Mitteln aus einem bestehenden Kader mit langfristigen Verträgen das Optimum zu gestalten. Ich finde die Kritik an meinem Vorstandskollegen einseitig, unglückliche sportliche Entscheidungen aus vielen Jahren führen nun dazu, dass sich die Kritik zu sehr auf ihn alleine fokussiert.

Was sich nach Clemens Tönnies verändert hat

Im Schalker Umfeld heißt es gerne, der Verein bräuchte mal wieder eine starke Figur. Die gab’s ja, die ist aber nicht mehr da. Wie sehr beeinflussen die Machtstrukturen, die Clemens Tönnies geschaffen hat, die Arbeit im Aufsichtsrat und im Vorstand?

Alexander Jobst: Schalke 04 ohne Clemens Tönnies ist ein Prozess, der Zeit beansprucht, um sich anders zu entfalten in der Führungskultur und möglicherweise in der Struktur der Verantwortlichkeiten. Er war jahrelang Aufsichtsrats-Vorsitzender, hat aber in der öffentlichen Wahrnehmung mit weitaus mehr Präsenz gewirkt. Ich beteilige mich nicht an den Diskussionen, wer jetzt der starke Mann werden könnte. Vielmehr muss eine Struktur im Aufsichtsrat und Vorstand definiert werden, die beantwortet: Braucht es überhaupt einen starken Mann oder nicht? Wir haben im Moment einen Vorstand mit drei gleichberechtigten Verantwortlichen und einen Aufsichtsrat mit dem Vorsitzenden Jens Buchta, der eine ganz andere Führungskultur als Clemens Tönnies pflegt. In den nächsten Monaten wird sich durch die Diskussionen und durch die Neuwahlen im Aufsichtsrat eine Debatte entwickeln, die klärt, welche Gesichter für Schalke 04 stehen sollen. Es braucht seine Zeit, bis Schalke ohne Clemens Tönnies anders wahrgenommen wird.

Hatten Sie in dieser turbulenten letzten Zeit mal den Gedanken: Ich habe keine Lust mehr?

Alexander Jobst: Ich habe in keiner Sekunde daran gedacht, aufzuhören. Seit neun Jahren arbeite ich für den Verein, mein Auftrag ist es vorrangig, mich um die Einnahmesituation zu kümmern. Dabei trage ich mit und für mein Team eine große Verantwortung für diesen Klub - insbesondere in dieser kritischen Zeit. Ich habe eine klare Meinung, wie sich Schalke 04 als Verein, aber auch unternehmerisch, weiterentwickeln muss, dazu stehe ich und dabei agiere ich auch als Multiplikator in der Stimme unserer Sponsoren. Mein Vertrag läuft bis 2024, ich bin gespannt, in welche Richtung der Verein und seine Mitglieder im Sommer die Zukunft prägen werden.

Jobst spricht über seine Zukunft bei Schalke 04

Werden Sie Ihr persönliches Wirken im Verein eines Tages von der Entscheidung über eine Ausgliederung der Profiabteilung abhängig machen?

Alexander Jobst: Ich mache es nicht an einer möglichen Veränderung der Rechtsform fest, sondern daran, dass ich mit meinen Mitstreitern sehen muss: Was sind die Ziele von Schalke 04 für die Zukunft? Ist es das erfolgreiche Fußballspielen, nur dann wieder in anderen Tabellenregionen? Oder sind andere wichtige Merkmale des FC Schalke 04 vordergründig, die sich in der Priorisierung verändern werden? Das wird sich in den nächsten Monaten herauskristallisieren. Schalke ist ein unglaublicher Verein, ich bin überzeugt, dass er auch wieder erfolgreich an alte Zeiten anknüpfen wird. Dazu gehört nur die Veränderung in vielen Bereichen, insbesondere in der sportlichen Ausrichtung. Sie wird entscheidend sein für meine Möglichkeiten, dem FC Schalke 04 erfolgreich in der Vermarktung dienen zu können. Unser Produkt muss in allererster Linie erfolgreicher Fußball sein.