Gelsenkirchen. Benedikt Höwedes gab Einblicke in seine Zeit als Profi. Der Ex-Schalker sprach über über teure Autos, Druck in der Kabine und Sportpsychologen.

Seine aktive Fußballkarriere hat Benedikt Höwedes recht früh mit nur 32 Jahren beendet. Das aber mit Überzeugung – und nach vielen Erfolgen. Nun sprach der Weltmeister von 2014, der zwischen 2007 und 2018 als Profi für den FC Schalke 04 auflief, im DFB-Journal über seine Karriere – und auch über teure Autos, Druck in der Kabine und den Einsatz von Sportpsychologen.

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Zu Beginn seiner Profikarriere hatte sich der gebürtige Haltener wie viele andere Kollegen auch ein teures Auto gegönnt und diese gar noch aufgemotzt. „Manchmal muss man Fehler machen, um zu erkennen, was man möchte und wer man ist. Bei diesem Auto habe ich schnell gemerkt: ,Das bin nicht ich. Ich interessiere mich nicht für Autos, mir gibt das einfach nichts‘“, sagte Höwedes. Er zeigte dennoch Verständnis für seine Mitspieler: „Bei anderen ist es anders, und dann finde ich es völlig okay, wenn sich Fußballer teure Autos oder was auch immer anschaffen. Gerade bei jungen Spielern aber besteht die Gefahr, dass man versucht, jemand zu sein, der man nicht ist. Oder dass man in so eine Rolle gedrängt wird.“

Autos und Uhren sind Themen in der Kabine

In eine Rolle gedrängt - das kann allerdings schnell passieren, wenn man täglich in der Kabine über derlei Dinge redet. „Es zwingt einen ja niemand, ein teures Auto zu kaufen. Was schon stimmen kann: Wenn man bei Themen wie Autos oder Uhren nicht mitreden kann, dann fällt das auf“, gibt Höwedes zu. Wobei hier jetzt auch nicht der Eindruck entstehen soll, dass in Kabinen nur über solche Themen gesprochen wird. Problematisch finde ich es, wenn Spieler sich anderen Spielern angleichen, weil sie das Gefühl haben, dies tun zu müssen. Sich davon unabhängig zu machen, kann auch ein Reifeprozess sein. Wobei dieses Nacheifern und Kopieren ja auch außerhalb des Fußballs Thema ist und schon bei Kindern auf den Schulhöfen anfängt.“

Das Leben als Profifußballer ist also nicht nur Fuß-, sondern auch Kopfsache. Deshalb begrüßte Höwedes auch das Arbeiten mit Sportpsychologen. „Ich finde, dass es wichtiger ist, dass die Sportpsychologen innerhalb von Mannschaften und des gesamten Systems Profifußball eine noch höhere Akzeptanz bekommen. Der Austausch muss selbstverständlicher werden. Bei Schalke hatte ich oft das Gefühl, dass viele den Weg zur Sportpsychologin schon deshalb nicht gewählt haben, weil dies im Kollegenkreis als Makel aufgefasst worden wäre. Und das ist der komplett falsche Ansatz. Es ist doch kein Geheimnis mehr, dass der Kopf für die Leistung eine große Rolle spielt.“ Diese Ressource sei für Höwedes im Fußball immer noch zu wenig erschlossen, „jedenfalls im Vereinsfußball. Wobei ich immerhin bei Schalke und Norbert Elgert festgestellt habe, dass er diesem Thema gegenüber sehr aufgeschlossen ist und bereits jungen Spielern den Denkanstoß liefert, dass sie auch am Kopf arbeiten sollen und dass das sehr hilfreich sein kann.“

"Bei Schalke ist immer Druck da"

Denn das Leben als Bundesligaprofi ist mit viel Druck verbunden: „Wenn man in der Bundesliga spielt, erst recht bei einem so großen Verein wie Schalke, dann ist einfach Druck auf dem Kessel. Dieser Druck ist immer da, sogar im Training kann man sich nicht ganz davon frei machen. Im Laufe der Karriere entwickelt sich der Fußball immer mehr zum Job. Bei diesem Job kann man immer noch sehr viel Spaß haben. Aber am Wochenende geht es um drei Punkte, man spielt vor 60.000 und muss abliefern. Das kann Spaß machen, aber wenn man nicht abliefert, kann es durchaus unangenehm und nicht so lustig werden.“

Derzeit arbeitet Höwedes als Experte für den TV-Sender Sky. Höwedes: „Ich habe ein neues Leben begonnen und ich bin dabei, mich in diesem neuen Leben zu finden. Und auf die vielen neuen Erfahrungen und Herausforderungen, die mich in diesem neuen Leben erwarten, habe ich richtig große Lust.“ (fs)