Berlin. Schalke 04 setzt seine Misserfolgsserie auch unter dem neuen Trainer Christian Gross fort. Nach dem 0:3 in Berlin werden Verstärkungen gefordert.

Ganz ruhig verfolgte Christian Gross sein erstes Spiel als Trainer des FC Schalke 04. Er schimpfte nicht, er gestikulierte nur selten, und auch nach dem Abpfiff blieb er sachlich. Dabei hätte er allen Grund gehabt, zu fluchen: Die Königsblauen verloren am Samstagabend bei Hertha BSC sang- und klanglos mit 0:3 (0:1). Ein Effekt des Trainerwechsels war nicht zu spüren, das Spiel hinterließ nur Bestürzung, keine Aufbruchstimmung.

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Dabei hatten in Berlin nicht nur Schalke-Fans die Daumen gedrückt. Eine kleine Fan-Gruppe des Oberligisten Tasmania Berlin hatte sich mit Plakaten vor dem Olympiastadion postiert. Darauf standen Sprüche wie: „Das ist unser Rekord!“ Doch Schalke blieb auch im 30. Spiel in Serie ohne Sieg. Sollte es am Samstag gegen die TSG Hoffenheim (15.30 Uhr/Sky) wieder nicht klappen, wäre der Bundesliga-Minusrekord der Tasmania eingestellt. Darauf angesprochen, sagte Gross kurz: „Das wird nicht der Fall sein.“

Schalke-Stürmer Mark Uth: "Dann sind wir nicht wettbewerbsfähig"

Die Spielanalyse des neuen Trainers war schnell erledigt: „Die erste Halbzeit war okay. Nach dem zweiten Gegentor hatten wir nichts mehr zuzusetzen.“ Für die Hertha trafen Matteo Guendouzi (36.), Jhon Cordoba (52.) und Krzystof Piatek (80.) - in der Schlussphase hätten die ebenfalls nicht besonders gut gestarteten Berliner das Ergebnis noch ausbauen können.

Nicht nur deshalb war die Laune bei vielen Schalkern im Keller. Mark Uth zum Beispiel, der nach einer halben Stunde die einzige klare Chance beim Stand von 0:0 versiebt hatte, schimpfte: „Wenn wir so spielen wie in der zweiten Halbzeit, dann sind wir nicht wettbewerbsfähig.“ Und er stellte direkt Forderungen an den Vorstand: „Die Verantwortlichen müssen auf dem Transfermarkt noch tätig werden. Wir brauchen unbedingt sofort Spieler, die uns weiterhelfen können.“ Auch Gross hofft darauf: „Vielleicht lässt sich in der laufenden Transferperiode das eine oder andere Problem noch lösen.“

Schalke: Neuzugang Sead Kolasinac steigt ein

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Ein Neuer steigt an diesem Montag ein: der auf Leihbasis vom FC Arsenal zurückgekehrte Linksverteidiger Sead Kolasinac. „Sead war schon mal ein guter erster Schritt“, sagt Uth. Gross fordert von dem 27-jährigen Kolasinac große Taten: „Ich erwarte, dass er mit seiner Erfahrung, seiner Persönlichkeit und seinem Spirit dazu beiträgt, dass wir da unten rauskommen. Ich erwarte, dass er positiv vorangeht.“

Und wer kommt noch? Schalke sucht einen rechten Verteidiger und einen treffsicheren Stürmer. Kandidat für die Abwehr-Position ist der aktuell vereinslose Julian Korb, der bis zum Sommer bei Hannover 96 gespielt hatte. Zu Jonjoe Kenny (FC Everton) gibt es aktuell keinen Kontakt.

Die neuen Spieler sucht der schwer in die Kritik geratene Sportvorstand Jochen Schneider. Einen Disput mit Mark Uth sieht er wegen dessen Forderungen nicht. „Mark ist ein toller Junge, der vorangeht, der unsere Situation in besonderer Weise annimmt. Er sieht, wo wir eventuelle Defizite haben. Aber das ist nicht einfach bei den wirtschaftlichen Defiziten, die wir haben“, sagte Schneider in einer Sky-Talkshow.

Schalke 04: Die Zukunft von Jochen Schneider hängt an Christian Gross

Eine Hilfe des langjährigen Aufsichtsrats-Vorsitzenden Clemens Tönnies lehnt Schneider nicht kategorisch ab: „Ob es dazu kommt, ob er hilft oder nicht, das wird man sehen. Die Frage müssen wir intern beantworten.“ Tönnies hatte in mehreren Interviews in der vergangenen Woche finanzielle Unterstützung angeboten. Im Juni 2020 war er nach 19 Jahren an der Spitze des Aufsichtsrats von seinem Amt zurückgetreten. Die heftige Kritik an Tönnies weist Schneider immer noch zurück: „Er hat überragende Verdienste um Schalke 04. Und es waren nicht die schlechtesten Jahre.“

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Schneider selbst lehnt einen Rücktritt weiterhin ab. Sein Vertrag gilt noch bis Juni 2022. „Ich renne nicht davon. Aber wenn einer sagt, ich sei nicht mehr der Richtige, dann ist das kein Problem für mich.“ Auf eine Abfindung würde Schneider verzichten. Die Suche nach einem Sportdirektor und Gerüchte über eine Rückkehr von Ebbe Sand kommentierte er nicht.

Erstmals bestätigte er aber, dass seine Zukunft auf Schalke vom Erfolg von Christian Gross abhängt. Auf die Frage, ob er gehen würde, wenn Gross scheitert, antwortete Schneider: „Ja, das ist klar.“