Berlin. Missglücktes Debüt für Schalkes neuen Trainer Christian Gross. S04 unterlag bei Hertha BSC mit 0:3 (0:1).
Vor dem Berliner Olympiastadion harrten in der Kälte ein Dutzend Fans von Tasmania Berlin aus. „Das ist unser Rekord“ stand auf einem von vielen Plakaten, die sie gemalt hatten. 31 Bundesliga-Spiele in Folge hatte die Tasmania in der Saison 1965/1966 gewonnen. Doch ihre Hoffnung auf den ersten Saisonsieg des FC Schalke 04 ging nicht in Erfüllung. Die Königsblauen unterlagen bei Hertha BSC auch in der Höhe verdient mit 0:3 (0:1) und schraubten ihre Negativserie auf 30 Partien ohne Sieg. Das Debüt von Trainer Christian Gross misslang, Schalke bleibt abgeschlagen Letzter.
Drei Personalien in der ersten Startelf von Christian Gross überraschten. Im Tor setzte er auf Ralf Fährmann – Vorgänger Manuel Baum hatte Frederik Rönnow zur Nummer eins erklärt. In der Offensive spielte Mark Uth von Beginn an, nur drei Wochen, nachdem er eine schwere Gehirnerschütterung erlitten hatte. Und U23-Angreifer Matthew Hoppe stürmte - für ihn war es erst der zweite Einsatz in der Anfangsformation.
Schalke startet noch ordentlich ins Spiel
In der ersten halben Stunde war das Spiel ausgeglichen. Beide Mannschaften spielten intensiv und aggressiv, scheuten sich nicht vor Zweikämpfen. Erst ab der 20. Minute erspielten sich die Teams auch Torchancen. Die erste hatte Schalke: Nach einer Vorlage von Bastian Oczipka verlängerte Hoppe den Ball mit einer Bogenlampe Richtung Tor, Hertha-Torwart Alexander Schwolow lenkte den Ball zur Ecke. Die führte direkt zur nächsten großen Gelegenheit – aber nicht für Schalke. Die Ecke von Mark Uth wurde abgewehrt, Hertha konterte ruck, zuck, und Dodi Lukebakio tauchte allein vor Fährmann auf. Der Schalke-Keeper machte sich ganz groß und verhinderte einen Rückstand. Sechs Minuten danach hatten die Schalker ihre dickste Chance: Nach einem Traumpass von Amine Harit stürmte Uth auf Schwolow zu, doch der Berliner Torwart erwischte Uths Schuss noch mit den Fingerspitzen. Harit und Uth waren die auffälligsten Schalker; Harit wirkte ungewohnt spielfreudig, Uth war der Dreh- und Angelpunkt.
Nach der vergebenen Möglichkeit ließen die Schalker aber nach, störten den Spielaufbau der Berliner einen Tick weniger konsequent. Direkt kam die Hertha zu einigen Abschlüssen: Marvin Plattenhardt schoss knapp am Tor vorbei (32.), den Flachschuss von Lucas Tousart hielt Fährmann fest (34.). In der 36. Minute war Fährmann aber machtlos. Einen Versuch von Matheus Cunha konnte Abwehrspieler Matija Nastasic noch blocken, den Abpraller schlenzte Matteo Guendouzi zum 1:0 ins rechte Eck des Schalker Tores. Mit der Führung im Rücken kontrollierte die Hertha das Geschehen und führte zur Pause verdient.
Schalker Profis lassen die Köpfe hängen
Gross veränderte in der Pause weder Taktik noch Personal – aber auch am Spielgeschehen änderte sich nichts. Die Hertha schnappte sich den Ball, erarbeitete sich direkt drei Ecken. Das Spiel hatte schnell Powerplay-Charakter. Das 2:0 in der 52. Minute entsprang aber keiner Standardsituation. Matheus Cunha lief Suat Serdar im Mittelfeld davon und schickte Vladimir Darida. Der schüttelte auf der rechten Seite einige Gegenspieler ab, seinen Querpass verwandelte Jhon Cordoba sicher. Auch das zweite Hertha-Tor – ein schönes.
Von den Schalkern kam weiter sehr wenig, je länger das Spiel dauerte, desto mehr ließen sie die Köpfe hängen. Erst in der 57. Minute schoss mal wieder einer aufs Tor – Suat Serdar scheiterte mit einem nicht platzierten Schuss aber an Schwolow. Gross wechselte nun zweimal, nahm den verletzten Kapitän Omar Mascarell und auch Harit vom Feld. Nach seinem Traumpass auf Uth hatte der Marokkaner nichts mehr gezeigt.
Schalke: Hoffnungen ruhen auf Neuzugang Kolasinac
So sehr sich die Schalker bis zum Schlusspfiff auch bemühten: Ihnen fehlten die Mittel, um die Berliner Abwehr zu gefährden. Die Hertha aber schaukelte den Vorsprung verdient und sicher über die Zeit – meist ließ sie den Ball so locker durch die Reihen laufen, dass es wirkte, als wäre Hertha in Überzahl. Manchmal blieben gefoulte Spieler theatralisch lang auf dem Rasen liegen. Gelegentlich zog das Team von Trainer Bruno Labbadia das Tempo noch einmal an. Zum Beispiel in der 68. Minute, als Cunha seine gute Leistung fast gekrönt hätte. Doch seinen Schuss hielt Fährmann sicher. Und in der 80. Minute. Da schickte Darida Krzystof Piatek steil. Der überwand Torwart Fährmann mit einem Flachschuss zum 3:0-Endstand. Das Ergebnis war auch in der Höhe verdient, hätte sogar noch höher ausfallen können, denn kurz vor Schluss wurde ein weiterer Piatek-Treffer nach denkbar knapper Abseitsstellung aberkannt (87.).
Die Fans von Tasmania Berlin verließen deshalb enttäuscht das Olympiastadion. Am Samstag (9. Januar, 15.30 Uhr/Sky) trifft Schalke auf die TSG Hoffenheim – das ist die letzte Möglichkeit, den historischen Minusrekord doch noch zu verhindern. Dann ist der erste Winter-Zugang dabei: Sead Kolasinac ist ab Montag spielberechtigt.
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