Hamburg. Der FC St. Pauli taumelt weiter ungebremst Richtung 3. Liga. Die Hoffnungen ruhen auf dem baldigen Einsatz des Ex-Schalkers Guido Burgstaller.

Die Weihnachtstage beim Fußball-Zweitligisten FC St. Pauli werden keine wirklich besinnlichen: Der Kultklub aus Hamburg taumelt weiter ungebremst Richtung 3. Liga, doch die Verantwortlichen wollen an dem im Sommer geholten Timo Schultz festhalten. „Es gibt definitiv keine Trainerdiskussion. Ich gebe ihm den Rückenwind, den er verdient hat“, betonte Sportchef Andreas Bornemann nach der jüngsten 0:3-Heimpleite gegen Fortuna Düsseldorf am Sonntag. Nach zehn Spielen in Serie ohne Sieg und Abstiegsplatz 17 stand am Montag eine knallharte Analyse an, wie man bei nur acht Punkten den Karren mit einem ähnlichen Kraftakt wie vor vier Jahren aus dem Dreck ziehen kann. Damals hatte der Kiezklub unter Ewald Lienen sogar nur sechs Zähler auf dem Konto, war Letzter - und rettete sich am Ende doch. Einer der Hoffnungsträger dabei: Guido Burgstaller.

Mehr News und Hintergründe zu Schalke 04:

„Wir müssen die richtigen Spieler herauskristallisieren, die in der Lage sind, mit dieser Situation umzugehen. Das werde ich gemeinsam mit dem Trainer machen“, kündigte Bornemann an. Eine zentrale Rolle wird dabei dem ehemaligen Schalker Guido Burgstaller zukommen. Nach dreieinhalb Jahren bei Schalke 04 war der Stürmer Ende September zum Zweitligisten gewechselt. „Als die Anfrage kam, habe ich mich sehr gefreut und keine Sekunde gezögert“, sagte der Österreicher nach Bekanntgabe des Transfers. „Ich bin froh, jetzt auf St. Pauli spielen zu können.“

Dort wurde in den vergangenen Wochen aber schmerzlich vermisst. Nach seiner langen Verletzung ist der Österreicher jüngst wieder ins Training eingestiegen, doch trainiert wird mit Vorsicht. Im neuen Jahr könnte er dann den nächsten Schritt machen. „Guido macht derzeit alles ohne Körperkontakt mit. Da wird im Januar der nächste Schritt sein, dass er mit Körperkontakt mitmachen darf. Die Freigabe wird es wohl erst Mitte Januar geben“, sagte Timo Schultz. Von der langen Verletztenliste dürfte Burgstaller aber wohl der erste sein, der wieder auf dem Platz stehen wird. Zudem wird auf die baldige Rückkehr von Abwehrchefs James Lawrence, Philipp Ziereis und Luca Zander gehofft. Dennoch weiß Timo Schultz: „Es wird nicht funktionieren, dass sie eine Woche trainieren und dann gleich spielen. Wir müssen schon mit den Leuten, die jetzt auf dem Platz standen und im Saft sind, die nächsten Spiele angehen.“

Burgstaller hatte innere Blutungen

Auch interessant

Burgstaller kämpft noch immer mit den Folgen seiner Gefäß- und Nierenverletzung. Im Oktober hatte er in St Paulis Duell mit dem 1. FC Nürnberg (2:2) durch einen Schlag auf den Bauch innere Blutungen und eine Verletzung der Nieren erlitten. Er spielte zunächst noch weiter, doch in der Nacht musste er wegen stärker werdender Schmerzen in die Klinik gefahren und operiert werden.

Und wie geht es auf St. Pauli weiter? „So wie in den vergangenen Wochen kann es nicht weitergehen“, befand der seit 15 Jahren als Spieler, Nachwuchscoach und nun erstmals als Cheftrainer für St. Pauli tätige Schultz. Der bisher eher zurückhaltende Coach will fortan härter durchgreifen: „Wir werden mehr Maßnahmen ergreifen müssen als bisher angedacht.“

"Abstieg gleicht einer Katastrophe"

Auch interessant

Auch Klubchef Oke Göttlich hat dem 43 Jahre alten Ur-St.-Paulianer erst in der Vorwoche bei der Mitgliederversammlung das Vertrauen ausgesprochen. Der Präsident warnte - gerade zu Corona-Zeiten - vor den Folgen des drohenden sportlichen Absturzes: „Ein Abstieg in die 3. Liga in einer pandemischen Situation gleicht einer Katastrophe“.

Und dachte dabei auch an die wirtschaftlichen Folgen: „Nichts ist teurer als der Abstieg“, meinte Göttlich. Angesichts der weiter nicht absehbaren Rückkehr von Fans ins Stadion und weiterer coronabedingter Einschränkungen rechnet der FC St. Pauli, dessen Defizit für 2019/20 mit 557.000 Euro noch moderat ausfiel, im laufenden Geschäftsjahr mit weitaus heftigeren Folgen. Göttlich erwartet 20 Prozent weniger Umsatz, was ein Minus von rund zehn Millionen Euro bedeuten würde.

Ein Abstieg würde alles noch schlimmer machen für den an sich gesunden Verein. Viel Zeit für die Wende bleiben Schultz & Co. jedoch nicht. Nach der kurzen Weihnachtspause folgen im Januar sieben Spiele am Stück. Dann können sich die Kiezkicker das besorgniserregende Konglomerat aus schludriger Abwehrarbeit, zaghafter Zweikampfführung, harmlosen Standards und fahrlässiger Chancenverwertung nicht mehr erlauben - sonst führt der Weg direkt ins Fußball-Unterunterhaus. (fs)