Gelsenkirchen. Gegen Leverkusen paaren sich Pech und Unvermögen – so kommt es zu einer 0:3-Niederlage. Gegen die nächsten Gegner muss gepunktet werden.
Es gab Zeiten, da kämpften Schalke 04 und Bayer Leverkusen im oberen Drittel der Bundesliga-Tabelle um einen Platz in der Champions League. Rasante Topspiele boten die Mannschaften, oft einen Fußball-Genuss. Doch so weit voneinander entfernt wie im Jahr 2020 waren Schalke und Bayer noch nie. Gestern Abend unterlagen die Königsblauen mit 0:3 (0:1). Sie hatten zwar Pech mit einer Fehlentscheidung des Video-Assistenten und verschossen einen Elfmeter – doch sie waren gegen den Europapokal-Teilnehmer chancenlos. „Was wir machen, ist einfach scheiße“, lautete das drastische Fazit von Innenverteidiger Malick Thiaw.
31 Gegentore in zehn Spielen
Auch interessant
Die Serien werden von Woche zu Woche schlimmer: 26 Liga-Spiele sind es inzwischen in Folge ohne Sieg, nur noch fünf fehlen bis zum Minusrekord von Tasmania Berlin. 31 Gegentore nach zehn Spielen: Das gab es noch nie in 57 Jahren Bundesliga. Und auch der Blick auf die Tabelle erschreckt inzwischen, da die Konkurrenten im Abstiegskampf am Wochenende punkteten. Bis zum 15. Platz sind es schon vier Punkte.
Schalke-Trainer Baum fehlen sieben Spieler
Das ist bitter genug, aber Schalke hatte schon vor dem Spiel Pech. Auf sieben erkrankte oder verletzte Spieler hatte Trainer Manuel Baum verzichten müssen, der dritte Torwart Michael Langer stand zwischen den Pfosten. Nach der ersten Ecke des Spiels lag Schalke dann mit 0:1 zurück (10.) – und konnte das kaum glauben. Aleksandar Dragovic hatte im Strafraumzentrum Malick Thiaw so unsanft zu Boden gedrückt, dass Thiaw den Ball im Fallen ins eigene Tor köpfte. Dragovic drehte sich schon um, lief fast ohne Jubel zur Mittellinie. Doch Schiedsrichter Benjamin Cortus erkannte auf Tor – und auch Video-Assistent Sven Waschitzki erhob keinen Einspruch.
„Die Szene war nicht strittig, sondern klar“, schimpfte Schalkes Sportvorstand Jochen Schneider und sprach von einer „Frechheit“. So sehr Schalke zeterte – auf dem Videowürfel stand die bittere Wahrheit: 0:1. „Er schiebt mich, aber ich muss mich auch besser anstellen“, sagte Thiaw. Der 19-Jährige gab die Hauptschuld nicht dem Video-Assistenten, sondern suchte den Fehler bei sich.
Doch das Tor schockierte Schalke. In den zehn Minuten danach hätte Europapokal-Teilnehmer Leverkusen das Spiel schon entscheiden können, um wertvolle Kräfte sparen zu können. Nur eine Minute nach dem Tor lief Leon Bailey allein auf Langer zu – doch der 35-Jährige behielt bei seinem Schalke-Debüt die Nerven und wehrte ab. In der 15. Minute vergab Patrik Schick freistehend. Über einen frühen 0:3-Rückstand hätten sich die Schalker nicht beschweren dürfen.
Schalke: Fleißig, aber ungefährlich
Nur langsam sammelten sie sich und kämpften sich ins Spiel hinein. Und bis zur letzten Sekunde des Spiels waren sie durchaus fleißig, hatten gelegentlich gute Balleroberungen durch geschicktes Pressing. Doch sämtliche Torabschlüsse oder Konter waren zu ungefährlich.
Die Leverkusener hingegen, am Donnerstag noch in der Europa League in Nizza aktiv (3:2), blieben bei Standardsituationen gefährlich. In der 67. Minute setzte sich Julian Baumgartlinger erneut nach einer Ecke im Kopfballduell gegen den eingewechselten Matthew Hoppe durch – 2:0.
Nur einmal bot sich den Schalkern danach noch die Chance, ins Spiel zurückzukehren. Nach einem Foul von Daley Sinkgraven an Suat Serdar deutete Cortus auf den Elfmeterpunkt. Steven Skrzybski lief an, scheiterte aber an Torwart Lukas Hradecky (72.). Nicht einmal die dickste Chance, die der Fußball zu bieten hat, kann Schalke aktuell nutzen. Patrik Schick machte es nur sechs Minuten später besser – er erhöhte zum 3:0-Endstand.
Bosz spricht Schalkern Mut zu
Es war der nächste bittere Abend für die Schalker. Leverkusens Trainer Peter Bosz sprach ihnen Mut zu: „Sie haben gut gespielt. Bis zu unserem dritten Tor war ich nicht ruhig.“ Schalkes Trainer Baum war „stinksauer, dass wir aus so einem Spiel nicht mehr rausziehen“. Schalkes Torwart Langer schaute nach vorn: „Wir können das Ding nicht jetzt schon abschließen.“
Die drei Liga-Spiele bis Weihnachten haben vorentscheidenden Charakter. Schalke muss nach Augsburg (13. Dezember) und empfängt dann den SC Freiburg (16. Dezember) und Arminia Bielefeld (19. Dezember). „Wir müssen punkten“, sagte der junge Abwehrspieler Malick Thiaw. „Jetzt oder nie.“