Gelsenkirchen. Schlusslicht Schalke spielt gegen Leverkusen fleißig aber ungefährlich und hat jetzt nach zehn Spieltagen bereits 31 Gegentore.
Wie einfach es ist, in der Fußball-Bundesliga den FC Schalke 04 zu besiegen, erlebte gestern Abend Bayer Leverkusen. Die Werkself kam gegen erschreckend harmlose Schalker zu einem 3:0 (1:0)-Erfolg, weil sie zunächst Glück hatte, dann aber bei Standardsituationen überzeugte und vom Schalker Unvermögen profitierte. Die Königsblauen sind deshalb nun seit 26 Liga-Spielen ohne Sieg. Nach zehn Spieltagen haben sie 31 Gegentore kassiert – schlechter war noch keine Bundesliga-Mannschaft.
Unglückliches Eigentor von Malick Thiaw
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Doch zunächst hatten die Schalker, die ohne sieben erkrankte oder verletzte Spieler antreten mussten, Pech. Denn eine Szene aus der zehnten Minute prägte die erste Hälfte. Nach einer wenig aufregenden Anfangsphase hatten sich die Gäste ihre erste Ecke erarbeitet. Leon Bailey flankte den Ball in die Mitte, Aleksandar Dragovic schob im Strafraumzentrum Schalkes Verteidiger Malick Thiaw so unsanft zur Seite, dass Thiaw den Ball im Fallen ins eigene Tor köpfte. Dragovic drehte sich schon um, lief fast ohne Jubel zur Mittellinie. Doch Schiedsrichter Benjamin Cortus erkannte auf Tor – und auch Video-Assistent Sven Waschitzki erhob keinen Einspruch. So sehr Schalke schimpfte und zeterte – auf dem Videowürfel stand die bittere Wahrheit: 0:1. Wieder mal ein Rückstand, wieder eine unglückliche Entscheidung eines Video-Assistenten gegen die Schalker. Schon beim 2:2 in Mainz hatten sie nach einem nicht zurückgenommenen Elfmeterpfiff geschimpft. Für Leverkusen begann das Spiel mit viel Glück.
Schalke hätte früh hoch zurückliegen können
In den zehn Minuten nach dem Tor hätte der Europapokal-Teilnehmer das Spiel aber schon entscheiden können, um wertvolle Kräfte sparen zu können. Nur eine Minute nach dem Tor lief Bailey allein auf Torwart Michael Langer zu – doch der 35-Jährige behielt bei seinem Schalke-Debüt die Nerven und wehrte ab. In der 15. Minute flankte Moussa Diaby den Ball zentimetergenau auf die Füße des freistehenden Patrik Schick, doch der Stürmer traf den Ball nicht richtig. Fünf Ecken erarbeitete sich Leverkusen bis zur 20. Minute, jede war gefährlich. Über einen 0:3-Rückstand hätten sich die Schalker nicht beschweren dürfen.
Schalke: Bemüht aber ungefährlich
Nur langsam sammelten sie sich und kämpften sich ins Spiel hinein. Bayer Leverkusen blieb überlegen und deutlich spielstärker, die Führung war verdient – aber in den Zweikämpfen hatten sie nun kein leichtes Spiel mehr. Und an und an gelangen Schalke gute Balleroberungen durch geschicktes Pressing. Doch die Torabschlüsse waren zu ungefährlich – bis auf einen. Doch Nassim Boujellab stand im Abseits, als er in der 32. Minute vermeintlich den Ausgleich erzielt hatte. Zur Pause stand es 0:1, noch hoffte Schalke auf eine Überraschung.
Doch die Königsblauen setzten zunächst nicht alles auf Offensive, um kein schnelles zweites Gegentor zu riskieren. Beinahe wäre das in der 51. Minute gefallen – wieder nach einer Standardsituation. Doch der gut aufgelegte Langer konnte den Freistoß von Nadiem Amiri mit den Fingerspitzen gerade noch abwehren.
Ihre beste, präziseste, zielstrebigste Leistung zeigten die Leverkusener nicht – am Donnerstag waren sie noch in der Europa League aktiv, hatten mit 3:2 in Nizza gewonnen und vorzeitig die Zwischenrunde erreicht. Die Schalker blieben fleißig, aber weiter ungefährlich. Sie konnten sich auch in der zweiten Hälfte ganz lange keine klare Chance erarbeiten: ihre Schüsse waren zu ungefährlich, die Standardsituationen zu ungenau und bei aussichtsreichen Kontern wählten sie stets den falschen Pass. Den Leverkusenern genügte eine weitere Standardsituation, um das 2:0 zu erhöhen: Wieder flankte Bailey, diesmal in der 67. Minute, Julian Baumgartlinger setzte sich im Kopfballduell gegen den eingewechselten Matthew Hoppe durch – Tor. So einfach ist das.
Nur einmal bot sich den Schalkern danach noch die Chance, ins Spiel zurückzukehren. Nach einem Foul von Daley Sinkgraven an Suat Serdar deutete Cortus auf den Elfmeterpunkt. Steven Skrzybski lief an, scheiterte aber an Torwart Lukas Hradecky. Nicht einmal die dickste Chance, die der Fußball zu bieten hat, kann Schalke aktuell nutzen. Patrik Schick machte es nur wenige Augenblicke später besser – in der 78. Minute erhöhte er zum 3:0-Endstand. Ein weiterer bitterer Abend ging für Schalke zu Ende.