Düren. Wilfried Hannes erlebte große Jahre mit Gladbach und stieg mit Schalke ab. An diesem Samstag treffen seine beiden ehemaligen Klubs aufeinander.

1986 hatte Wilfried Hannes genug. Er hatte eine große Zeit bei Borussia Mönchengladbach hinter sich, er war dort elf Jahre lang ein torgefährlicher Abwehrspieler, der in 261 Bundesligaspielen erstaunliche 58 Treffer erzielte und es auch auf acht Länderspiele brachte. Zum 100-jährigen Vereinsbestehen im Jahr 2000 wählten ihn die Gladbacher Fans in die Jahrhundertelf – darauf kann der 63-Jährige, dem als Kind wegen eines Tumors ein Auge entfernt wurde und dem trotz halbierter Sehkraft eine solche Profikarriere gelang, bis heute stolz sein.

Hannes: Ärger bei der Borussia

Damals aber endete seine Zeit bei der Borussia mit Ärger. Manager Helmut Grashoff hatte dem verdienten Spieler ein aus dessen Sicht unakzeptables Angebot zur Vertragsverlängerung vorgelegt.

Frank Mill, dem Essener Jungen im Gladbacher Trikot, erging es zeitgleich genauso – der Stürmer wechselte zu Borussia Dortmund. „Ich wäre auch fast in Dortmund gelandet, der Vertrag lag schon unterschriftsreif vor“, erzählt der Rheinländer Wilfried Hannes. „Aber plötzlich stand Rudi Assauer mit dicker Zigarre bei mir in Düren vor der Tür, überredete mich und holte mich nach Schalke.“ Dort spielte der achtmalige Nationalspieler dann noch zwei weitere Jahre – „unter anderem mit meinem Dürener Freund Toni Schumacher und Schalker Legenden wie Olaf Thon, Rüdiger Abramczik und Klaus Fichtel“. Das Ende aber war kein Gutes: 1988 stieg Schalke zum dritten Mal aus der Bundesliga ab.

Erinnerungen an turbulente Zeiten auf Schalke

Daran erinnert sich Wilfried Hannes natürlich gerade jetzt wieder, da an diesem Samstag seine beiden ehemaligen Klubs aufeinandertreffen (18.30 Uhr/Sky). Um den Tabellenletzten Schalke macht er sich Sorgen: „Dieser Verein ist ein Mythos, mit treuen, wunderbaren Fans, die immer zum Verein stehen, auch wenn es dem noch so dreckig geht. Aber ich fürchte, in dieser Saison wird Schalke 04 bis zum letzten Spieltag um den Klassenerhalt kämpfen müssen.“

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Turbulente Zeiten in Gelsenkirchen kennt Wilfried Hannes. „Damals wurde Manager Rudi Assauer, der mich geholt hatte, entlassen, Rolf Rüssmann kam als Nachfolger. Oskar Siebert wurde als neuer Präsident von der Sonneninsel Gran Canaria geholt, für Trainer Diethelm Ferner kam Rolf Schafstall. Und als auch der entlassen wurde, kam für ihn Horst Franz“, erinnert sich Hannes. „Es war immer die Hölle los auf Schalke. Geldnot und Skandale ohne Ende, wie in jetzigen Zeiten, leider. Finanzielle und sportliche Schwierigkeiten, Trainer-Entlassungen, Gehaltsverzicht, Intrigen, chaotische Verhältnisse im Vorstand - alles, was heute den Klub belastet, war schon damals so“, erzählt Hannes und folgert: „Dieser Klub kommt wohl nie zur Ruhe.“

Lob für Mönchengladbachs Sportchef Max Eberl

Dennoch hofft er, dass Schalke trotz allem den Klassenerhalt schafft. „Der Trainer muss jetzt den Laden hinten dicht machen“, sagt er. „Es ist noch so viel Qualität im Kader, damit muss man einfach die Kurve kriegen. Ich drücke Manuel Baum und den Jungs jedenfalls kräftig die Daumen, dass der Klassenerhalt geschafft wird und man dann im nächsten Jahr einen vernünftigen Neuaufbau starten kann.“

Wilfried Hannes heute – mit 63 Jahren in Düren.
Wilfried Hannes heute – mit 63 Jahren in Düren. © Wilfried HorrmanN

Logisch, dass er sich um den anderen seiner ehemaligen Klubs keine Sorgen macht. „Die Borussia ist sehr gut drauf“, sagt Wilfried Hannes. „Max Eberl hat einen tollen Kader gebaut mit Top-Spielern wie Neuhaus, Thuram, Pléa, Embolo, Bensebaini, und er hat mit Marco Rose einen fantastischen Trainer geholt. Gladbach ist auf einem sehr guten Weg und wird auch in dieser Saison wieder einen Champions-League-Platz erkämpfen.“

Für das Spiel an diesem Samstag legt er sich fest: „Schalke hat bei der Borussia kaum eine Chance.“